Ich hab seit 15 Jahren ein Creative EMU404, das aber mit den experimentellen Windows 7 Treibern softwaretechnisch mal so am Ende war, der Gain des Einganges wird von Windows Lautstärkeregler gleich mitgeregelt und rauskommt ist ein häßlicher Clip wenn die Pegelanzeige noch -20 dB anzeigt. Ersatz mußte her... der EMU404 hat 192 kHz, Midi, Pegelanzeige und Hi-Z fähig sollte das Gerät sein.
Und gesucht... gefunden. Motu M2.
Der Treiber enthält auch den ASIO Treiber und ist erstaunlicherweise nur ein paar Megabyte groß und öffentlich zugänglich. Das Gerät läuft komplett über das USB C Kabel, hat dankenswerterweise auch Monitor-Ausgänge. Hochwertige Verarbeitung, und es zerfetzt einem nicht gleich die Ohren wenn man doch mal in den Roten Bereich kommt. Der Kopfhörerverstärker kann meinen Sennheiser GH bestens ausreizen, und der Klang wird sehr nuanciert wiedergegeben. Man hat wirklich den Effekt, daß man Sachen hört, die der EMU "verschluckt" hat aber dessen AD Wandler wurde vor 20 Jahren entworfen, der vom Motu vor drei oder vier Jahren und entstammt dem Profi-Bereich. Da rauscht auch nichts, das Gerät hat ein so geringes Eigenrauschen daß es für 21 Bit ausreicht, sprich wenn man nur 20 Bits ausgewertet werden raucht es nicht bzw man hat ohne Ende Headroom bei nicht so perfekt angepaßten Signalen. Im high Z Bereich ist die Empfindlichkeit auch gut bemessen, da moderne Tonabnehmer bei Gitarren oder Bässen Signale produzieren die deutlich über den Line-Pegel hinausgehen.
Es gibt allerdings zwei Kleinigketien - man kann entweder den Mix hören oder Mix plus Direct Monitoring. Ich jamme gerne online, und wenn ich nicht mit einem Server verbunden bin höre ich mich nur über Direct Mon, aber wenn ich mich verbinde höre ich einen Doppelschlag beim Bass-Spielen.
Allerdings - und deshalb ziehe ich bei den Features auch einen Stern ab - hatte ich relativ viele Bluescreens solange der EMU Treiber mit installiert war oder ich die "Safe low latency" Option im Steuerprogramm des Motu einschalte. Den EMU-Treiber hab ich am Ende deinstalliert und dann lief das Motu stabil.
Das aber ist ein Qualitätsproblem um das sich Motu kümmern sollte.
Und noch eins, in der Werbung bzw Artikelbeschreibung heißt es "class compliant". Ist Motu nicht. Schließt man das Gerät an einen Windows Rechner an, dann kennt er es nicht. Class compliant wird als generisches Audiodevice gefunden. Und noch einer... man kann die Eingänge nicht einzeln auf Monitor schalten. Drücke ich die Taste bei einem höre ich beides.
Andererseits möchte ich das nicht überbewerten, a) ein Windows Treiber der experimentell ist kann auch eine potentielle Störquelle sein, und b) die vier oder fünf Milisekunden, die ich von der Latenz her schneller werde reißen es auch nicht raus und die Software Jamulus hat selbst auch einem 12 Jahre alten Gerät nur ca. 3-4 ms an eigener Latenz. Was mich auch noch stört - wofür ist die Mix-Pegelanzeige gut wenn ich die Lautstärke des Mixes selber nicht steuern kann? Das ist die Mix-Lautstärke vom Computer und die kann ich mit dem Treiber aus dem Jahr 2023 garnicht regeln. Der Lautstärkeregler im Windows regelt nichts.
So alles in allem nicht so wahnsinnig günstig, aber leicht in Betrieb zu nehmen, läuft auf Windows 10 aber nur mit dem Motu Treiber. Die Regler sind ganz angenehm zu bedienen, das Display sehr hell und man hat das Gefühl, ein Gerät für die nächsten 10 Jahre zu haben.
Edit - noch was Posiitives: es ist irgendwie Magie wenn ein Singlecoil am Motu plötzlich fast keine Störgeräusche mehr hat, wo ein noraler Transistoramp erstmal anfängt zu brummen. Und was Negatives: der Treiber ist empfindlich... auf einer Windows-Installation gibt es Bluescreens am laufenden Band, auf einem anderen nicht. Ein Teil davon war z.B. der hohe Stromverbrauch des Gerätes, Abhilfe hat ein aktiver USB3 Hub geschaffen. Aber es gibt auch Hinweise von Leuten, die den Treiber reverse engineert haben, daß er Aufrufe teilweise falsch verarbeitet, und die aus dem Jamulus aber korrekt abgesetzt wurden. Auf einem Dell Precision 7550 mit Windows 10 jedenfalls läuft das Motu ohne USB Hub, ein Zotac ID91 (Mini-PC) auch, an einem Dell XPS15 läuft das Motu nur stabil wenn man einen aktiven USB Hub dazwischenschaltet.
Edit2: irgendjemand sollte Motu mal ans Bein pinkeln, den im Internet wachsen Kommentare mit "Motu driver problem" oder "Motu Bluescreen" wie Pilze aus dem Boden. Jamulus, Ableton , Audiosex Performer, Spotify, Magix Music Maker, um nur einige zu nennen. Eine reverse engineering Gruppe auf Reddit hatte festgestellt, daß Jamulus und ein paar andere Programme Aufrufe im Treiber machen, die reicht der weiter und in Windows gibt es einen Treibercrash oder Bluescreen . Der USB Hub hat das scheinbar abgefangen, das ist auch er Workaround, der woanders empfohlen wird und geholfen hat. Es gibt auch DAWs und Programme, die mit dem Motu zusammenarbeiten... ich ziehe einen Stern ab bei Gesamt und Verarbeitung, weil Motu sich nicht drum gekümmert hat außer ein HowTo "wie installiere ich den Treiber richtig". Aus diesem Grunde würde ich es nicht noch einmal kaufen. Aber scheinbar ist im September 2023 ein Windows Update rausgekommen, so daß man mit dem Motu nun tatsächlich 8 Stunden lang Jamulus machen kann... zwischen Aufkommen der Bluescreens ca. 2021 hat es 2 Jahre gedauert bis eine Lösung ohne Motu zustandegekommen ist.