Wenn einem das Wohlbefinden und die Bespielbarkeit seiner Gitarre oder seines Basses am Herzen liegt, sollte man unter anderem dafür sorgen, dass die Halskrümmung richtig eingestellt ist. Das kann man von einem Fachmann machen lassen. Da diese Einstellung, bedingt durch jahreszeitliche Veränderungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit und/oder Ändern der Saitenstärke, keine einmalige Angelegenheit ist, sondern immer mal wieder überprüft und gegebenenfalls angepasst werden muss, kann das schon ins Geld gehen. Besonders, wenn die Anzahl der Instrumente in Richtung Sammlung tendiert. Es stellt sich also die berechtigte Frage, ob man diese Einstellung nicht selbst vornehmen sollte. Da das Ganze kein Hexenwerk ist, das Internet voll ist mit Anleitungen in Text- und Videoform und man das benötigte Werkzeug, falls nicht eh schon vorhanden, für ca. 10 Euro bekommt, ist die Antwort ein klares Ja.
Für die Trussrod-Mutter braucht man meistens einen Inbusschlüssel, den man mit etwas Glück schon in der richtigen Größe hat.
Dann ist eine Fühlerlehre angebracht (obwohl es auch Leute geben soll, die das nach Gefühl auch ohne machen). Die in meinem Werkzeugarsenal befindliche mit 10 Blättern von 0.1 bis 1.0mm, die ich vor langer Zeit mal zum Messen von Zündkerzen angeschafft hatte, war zu grob. Also bestellte ich Weihnachten 2022 die "Harley Benton Feeler Gauges" für 4,90 ( das kosten sie übrigens immer noch): 31 Blatt von 0.04 bis 0,88mm.
Warum dann Anfang August die doppelt dekadente Entscheidung, nun für 20,90 EUR auch noch den "MusicNomad Precision Truss Rod Gauge" zu ordern??? Mit seinen 3 Fühlerblättern bietet er schließlich weniger als ein Zehntel zu mehr als dem zehnfachen Preis (zu dem Bonus des "Pick Kapos" weiter unten). Reine Bequemlichkeit!!! Zu faul, aus der Vielzahl
der HB Fühler die benötigten herauszusuchen.
Ich würde zu meiner kostspieligen Faulheit stehen und das Teil behalten, anstatt es zurückzuschicken und hier zu "verreißen", WENN ES DENN EINWANDFREI FUNKTIONIEREN WÜRDE.
KRITIKPUNKT 1: Durch die extrem stramme "Bindung" der 3 Fühler und 2 Plastikdeckel (das Paket wurde mit einer Öse vernietet) ist das Auffächern so schwer, dass Schnittwunden vorprogrammiert sind. Ich habe mir beim 2. Mal Öffnen den linken Zeigefinger aufgeschlitzt!
KRITIKPUNKT 2: Okay, der im Lieferumfang enthaltene "innovative Pick Kapodaster" funktioniert für diesen Zweck. Er "greift" tatsächlich die dicke E-Saite im 1. Bund. In dem 45-minütigem YouTube Video von MusicNomad zum Setup einer Strat benutzt er den "Kapo" auch für die dünne E-Saite (zum Einstellen der Intonation). Das ginge bei meinen Gitten vllt nur, wenn eine 008 e1 zusammen mit einer 016 b2 aufgezogen wäre. Aber wer macht schon sowas? Nur damit der "Pick Kapo" auch auf e1 funktioniert?
KRITIKPUNKT 3: Meines Erachtens sind auch die Angaben der Anleitung fragwürdig. Messen über dem 6. Bundstab und Greifen im 12. Bund? Da ist doch meistens eher vom 7. (wahrscheinlich unerheblich) und 17. Bund (sicher sinnvoller, da Hals/Korpus-Übergang) die Rede. Das Misstrauen gegenüber der fachlichen Kompetenz wird verstärkt, wenn der Mitarbeiter in besagtem Video die Intonation außer im 12. auch im 19. Bund checkt. Prinzipiell ist das m. E. eine sehr gute Idee, nur spricht er wiederholt im Brustton der Überzeugung vom 17. Bund, was definitiv falsch ist: Man hört die reine Quinte (bzw. "Duodezime") und man sieht sie auf dem Display seines Strobe Tuners.
Fazit: Das Teil geht zurück. Meine Bequemlichkeit wird dadurch befriedigt, dass ich die benötigten 3 Stärken dem HB Set entnehme und auf einen Schlüsselring o. ä. fädele (ein 0,25mm Blatt bleibt da eh noch drin enthalten - davon gibt es nämlich dort ein zweites aus Messing!).
Und für den 1. Bund nehme ich eins meiner x Kapos.