Jahre lang habe ich mich gefragt was das Gerät macht. Ladenverkäufer sprachen immer vom Hendrix oder Page und "octave fuzz", was für mich bedeutet: Gitarrensoli der 60er und 70er - ziemlich uninteressant, da es Fuzz wie Staub in Hippie-Kommune gibt. Jahre später als die Neuauflage auf den Markt kam, gab es als Sonderangebot im Laden. Der Verkäufer damals meinte, "Ja wirklich geil wie Hendrix oder Page" (Warum denken Musikladenverkäufer das alle Gitarristen GENAU wie GitarrenHelden klingen wollen?) Ich: "Ja, Ja. Octave Fuzz. Richtig?" Er: "Ja, aber nicht eine Oktave höher sondern tiefer" Ich: "Ich habe schon einen Pitch Shifter. Ist das anders?" Er: "Nein, Pitch Shifter geht auch" Also uninteressant auszuprobieren.
Erst seit der Youtube-Welle weiss ich Bescheid - Dies ist weder ein normalo Dimebag-a-dozen (english speakers recognize the pun) Zakk VanHendrix Simulator, noch eine Variante der Boss OC-2 Octave. Sondern diese Baby nimmt dein Signal, zerrt es zum Fuzz, und schickt das verzerrte Signal zur Frequenzanalyse, und Du kriegst eine dicke 2-oktav-tiefere synthetisierte Rechteckwelle wieder heraus. Ja richtig! Das ist nicht mehr deine Gitarre, sondern ein Korg MS-20 oder der Bassline von Super Mario Bros. Praktisch eine klassische Gitarren-Synth mit abgespeckte Funktionen.
Zur Bedienung gibt's nicht viel. Ein/Aus, Lautstärke des gesamten Effekts und Mischung von Fuzz- und Synth-Signal. Daher sehr einfach. Sehr gut sind die Gummiaufsätze für die Drehknöpfe. Damit kannst Du mit den Füssen regeln.
Die Features lassen etwas zu wünschen übrig. ZB eine Auswahl von 1 oder 2 Oktaven wäre nett.
Sound ist alles zwischen normalen kremigen Fuzz und Atari Death March. Mit einem Hauch des Sub-Synth-Effekts, bekommst Du den Sub-Octave-Klang von damals. Der Oktave-Effekt "funktioniert" nur mit einem monoton Signal, also einzelne Noten. Mit Akkorde kriegst Du Synthi-Brei, was typisch ist für klassischen mono Gitarren-Synths. Das sogenannte Tracking des Geräts ist aber relativ gut, was allerdings von der Klanquelle abhängt. Wenn das Signal zu viel Obertöne hat, bekommst Du kein präzises Tracking und demzufolge springende Töne und Brei. Daher am Besten mit dem Hals-Pickup spielen und die Höhen ausdrehen. Tiefere Töne auf der Gitarre funktionieren auch nicht gut, aber wer will Töne spielen, die zu Tief sind zu erkennen?
Verarbeitung: das Teil kann man nicht ohne Mühe kaputt machen
Fazit: Du bist experimentierfreudig, oder Du willst deinen Soli und Melodien ab und zu mehr Ummpf geben? Probieren! Kaufen! Ein relativ einzigartiges Gerät, mit Qualität und für den Preis!
Wieso konnte mich damals kein Mensch aufklären? Vielleicht hätte ich das Teil schon viel früher gekauft, hätte ich einen Keyboarder gefragt. Sogar auf der Dunlop-Website steht nix von Synth-Klang, sondern nur, dass es so geil tief ist, dass der Blauwal flieht (???). Wahrscheinlich weil die meisten Gitarristen selber fliehen würden, wenn sie das Wort "Synthi" hören.