Zu Beginn muss ich etwas ausholen. Weil in meiner Konsole das Panorama P6 von der Tiefe nicht so ganz passt, habe ich das Impact LX61+ gewählt. Dies lässt sich auch sehr schön integrieren, das nummerische Display allerdings erlaubt keine Anzeige von Zuweisungen, dazu gleich mehr. Die erstklassige Beratung von Thomann hat übrigens auch zu dieser Entscheidung beigetragen. Für einen zweiten Arbeitsplatz suchte ich nun eine kompakte Konsole und landete wieder bei Nektar. Ich habe alle Produkte verglichen und festgestellt, dass selbst teure Vertreter nicht kompromisslos sind. In dieser Preisklasse gibt es faktisch nichts Vergleichbares, das Korg nanoCONTROL Studio besitze ich auch und ist ohne Display nicht so einfach in der Handhabung. Das doppelt so teure Faderport 8 von Presonus ist hingegen sehr interessant und wertiger, das habe ich mir nach dem Kauf auf der Musikmesse 2018 demonstrieren lassen. Dennoch würde ich nicht wechseln, weil das Panorama P1 genauso ist, wie ich es mir vorgestellt habe.
Im schlichten Karton kommt das an sich sehr gut verarbeitete Kunststoffgehäuse, die glänzende Oberfläche hätte man sich sparen können. An den Rändern sind Unebenheiten der Lackierung fühlbar, das matte LX61+ wirkt hier deutlich robuster. Die neun Regler schleifen nicht, wirken vom Widerstand her gleichmäßig und haben durch die gummierten, schmalen Fader trotzdem einen guten Grip. Dieser Eindruck setzt sich bei den ebenfalls gummierten Endlosreglern fort, die Silikontasten sind leise und haptisch gut voneinander abgegrenzt. Die Beschriftung ist kontrastreich, wenn die Reflexionen nicht zu stark sind. Am Design hat man sich offenbar am DJ-Trend orientiert, dann aber hätte man es auch direkt mit einer Faceplate aus Aluminium versehen und etwas teurer machen können. Blöd finde ich das plan im Gehäuse sitzende und nicht neigbare Display. Immerhin ist es farbig und sehr gut ablesbar, wenn auch die Schrift teilweise etwas klein ist. Vorne ist der Controller an der Unterseite abgeschrägt, so dass man hinten ein Buch unterlegen kann, eine ausklappbare Stütze hätte Wunder bewirkt. Die Gummifüße sorgen für einen sehr stabilen Halt auf der Oberfläche, ein Fußschalter kann hinten angeschlossen werden und ein ausreichend langes USB-Kabel liegt bei. Einen Ausschalter gibt es leider nicht, auch keine Standby-Funktion im Menü. Das hätte man einbauen können, Gelegenheitsnutzer haben ansonsten einen unnötigen Energiefresser.
Im Nachhinein zeigte sich, dass die Firmware und auch die Treiber identisch mit den Keyboards der Panorama-Serie sind. Einziger Unterschied sind die fehlenden Einstellungen für die Klaviatur und Pads, die im Menü ausgespart wurden und kleine Abweichungen in der Bedienung. Der Motorfader von ALPS wäre ein Argument für die Keyboards, im Umkehrschluss ist der Panorama P1 dafür gut mobil nutzbar. Die invertierte Darstellung ist schön gelöst und passt zum Design, Einstellungen für Helligkeit und Kontrast gibt es nicht. Allerdings lässt sich die Hintergrundfarbe der Potibeschriftung abdunkeln, das kommt mir sehr entgegen. Während die LX-Serie fest zugewiesene Controller mit entsprechender Standardbeschriftung und kürzere Fader hat (30 statt 45mm), zeigt sich das Display als essentieller Vorteil. In Reaper lässt sich durch die linke Funktionstaste beispielsweise der Equalizer einschleifen, die Parameter werden äquivalent zur Stellung der Endlosregler angezeigt und man muss nur die aktive Spur auswählen. Berührungsempfindliche Fader hätten den Workflow noch vereinfacht, aber es geht um einen Controller unter 300 Euro. So muss man damit leben, dass man die Tastenreihe unterhalb der Fader in ihrer Funktion ständig umschalten muss, der Status der Controller wird stets übersichtlich im Display angezeigt. Das bedeutet nicht, dass man den Workflow nicht verinnerlichen könnte, im Gegenteil. Vieles lässt sich mit Gewohnheit auch blind bedienen, trotz dass man gelegentlich ein paarmal mehr drücken muss. Dazu gehört auch die Modusumschaltung, Mixer, Instrument und Internal, letzteres ist die Standardeinstellung und macht ihn zum reinen MIDI-Controller.
Verwirrend wird es, wenn man den Panorama P1 an PC und Mac betreibt. Für Windows wird ein Firmware-Update empfohlen, ebenfalls auch für den Mac. Ich dachte, neue Firmware, alles gut. Mit Nichten, denn jede Firmware hat ihre Vorteile. Generell läuft er als Legacy-MIDI-Gerät, wird also erkannt. Mit der Firmware, die man unter Windows zu installieren hat, läuft er allerdings nur mit dem nicht signierten Treiber, der mit diesem Update mit installiert wird. In Reaper zeigte sich zum Einen, dass der Controller nur erkannt wird, wenn man ihn nach der Windows-Anmeldung anschließt. Zum Anderen klappt die QWERTY-Belegung der F-Tasten über ein im Treiber integriertes Tool, das nach Aktivieren der Funktion im internen Menü aufgerufen wird. Da QWERTY, lassen sich ß und Accent nicht belegen. Ich dachte, alles schön soweit, irrte aber. Am Mac war nichts zu machen, hier erkannte Reaper den Controller nicht.
So musste ich dann den Treiber installieren, der für Mac gemacht ist. Hier klappte es dann auch mit Reaper und Logic, unter Windows allerdings wieder nicht. Eine Lösung gibt es auch hier, weg mit dem nativen Treiber und den Standard-Treiber installiert, dann erkennt Reaper den Controller sogar, wenn er vor dem Einschalten schon angeschlossen wurde. Allerdings gibt es auch hier einen Nachteil, QWERTY-Kommandos können weder programmiert, noch aufgerufen werden. Die F-Tasten können allerdings nativen MIDI-Befehlen zugewiesen werden, das geht im Gerät, man muss hier nur wissen, welche Befehle die jeweilige DAW bzw. das Instrument versteht. Das ist einerseits hoch flexibel, andererseits ein Faß ohne Boden.
Die Programmierung des Panorama P1 gelingt übrigens sehr leicht. Im Menü. wählt man im Internal Mode den Punkt Control Edit, drückt dann die gewünschte Taste mit und ohne Shift und kann dann zuweisen, was passieren soll. Wählt man Tastaturmakro aus, geht das wie beschrieben nur mit der speziellen Firmware und dem zugehörigen Non-Legacy-Treiber unter Windows. Ganz verstehe ich das nicht, denn im Gerätemanager taucht der Panorama P1 zusätzlich als HID-Device (Tastatur) auf und so hätte man die Buchstaben doch direkt über das Gerät zuweisbar machen können. Makros gingen dann zwar nicht, aber wenigstens bliebe das Feature der Tastaturkommandos erhalten. Entscheidet man sich für den Windows-Treiber, kann man am PC nach Drücken des Tastatur-Symbols wahlweise eine Taste auswählen oder programmiert sich eine neue oder gleich ein Makro, die Einstellungen werden im Controller gespeichert.
Alles in Allem ist der Nektar Panorama P1 für das Geld überragend. Mich ärgert aber etwas, dass trotz des wirklich hilfreichen und geduldigen Supports man offenbar kein Interesse mehr an einer Optimierung hat. Da es nur Software ist, verschenkt der Hersteller somit Potential und man muss sich überlegen, ob einen die Einschränkungen stören. Diese sind in Summe die umständliche bis gar nicht vorhandene QWERTY-Funktion, die glatte Gehäuseoberfläche, das nicht neigbare Display und nur einen Taster unter jedem Kanalzug. Wer mehr will, zahlt auch gleich deutlich mehr und schaut man sich die Reviews an, sind die alternativen Produkte haptisch schon, softwareseitig nicht unbedingt besser.