Eigentlicher Urheber des E-Basses war wohl der Musiker und Entwickler Paul Tutmarc mit seiner Firma Audiovox Manufacturing & Co. - eine winzige Firma, die zwischen 1935 und 1936 die #736 Electronic Bass Fiddle herstellte. Die Entwicklung war aber scheinbar ihrer Zeit so weit voraus, dass Audiovox im Jahr 1950 Pleite ging. Die Electric Bass Fiddle und ihr Erfinder gerieten weitestgehend in Vergessenheit.
Erst der kalifornische Radiotechniker Leo Fender brachte nach den ersten Erfolgen seiner elektrischen Gitarren um 1950 den ersten serienmäßig hergestellten E-Bass auf den Markt. Die Rede ist vom Fender Precision Bass - auch "P-Bass" oder "Preci" genannt. Im Gegensatz zum bundlosen Kontrabass war dieser mit Bundstäbchen versehen, sodass nicht nur Kontrabassisten, die nach mehr Lautstärke und leichteren Transportmöglichkeiten suchten, sondern auch "umsteigende" Gitarristen die tiefen Töne nun einfach intonieren konnten: "Intonation with precision" war das Schlagwort der Stunde!
Der Kontrabass hatte sich in immer lauter werdenden Ensembles ohnehin mehr und mehr zu einem Problemkind entwickelt, weil man damit gegen Schlagzeug, Percussion, Bläser und E-Gitarren nicht mehr gut ankam. Zwar waren beim Bau der ersten Modelle des Precision-Basses noch Anleihen beim Kontrabass gemacht worden (z.B. verwendete Fender Kontrabass-Mechaniken und -Saiten). Schon bald wurde daraus jedoch auf der Basis der Form der Telecaster-Gitarre ein vollkommen eigenständiges Instrument mit Komponenten, die speziell dafür entwickelt wurden.
Die Form wurde in den folgenden Jahren noch mehrfach modifiziert. Seine bekannteste Korpusform erhielt der Precision Bass im Jahr 1958. Wichtig für die Einordnung ist aber auch der Splitcoil-Tonabnehmer des P-Basses - dazu später mehr!
Fachleute sind sich einig, dass etwa die legendären Hit-Singles des US-Plattenlabels Motown ohne den pumpenden Precision Bass des "Hausbassisten" James Jamerson nicht dieselben gewesen wären. Aber auch auf zahllosen weiteren Hits aus der Pop-, Rock-, Soul- und Funkgeschichte kann man den Fender Preci hören.
1960 kam der Fender Jazz Bass (auch J-Bass genannt) mit zwei Singlecoil-Pickups auf den Markt. Bis 1962 bildete sich der heute noch bekannte Standard heraus. Dazu gehören beispielsweise die drei Drehpotis: je ein Volumenpoti für jeden Tonabnehmer sowie eine passive Höhenblende. Im Gegensatz zum Precision Bass verfügt der Jazz Bass auch über eine leicht verzogene Bodyform mit schmaler "Taille", weswegen man ihn oftmals mit einer weiblichen Figur assoziiert.
1965 verkaufte Leo Fender seine Firma an den Multimedia-Konzern CBS, weil er Geld zur Behandlung seiner ausgebrochenen Parkinson-Krankheit benötigte. Gitarren und Bässe aus der Vor-CBS-Zeit werden heute zu aberwitzigen Liebhaberpreisen gehandelt.
In dieser Zeit änderten sich auch verschiedene Einzelheiten im Styling der Fender-Gitarren und -Bässe, z.B. beim Schriftzug oder der Form der Kopfplatte und der Darstellung der Seriennummer. Über dieses Thema gibt es haufenweise einschlägige Literatur, die sich ausschließlich mit derartigen Feinheiten beschäftigt. Das kann sehr nützlich sein, wenn man selbst eine Gitarre oder einen Bass von Fender gebraucht erwerben will, denn aufgrund der Details kann man eine exakte zeitliche Einordnung vornehmen und muss sich nicht allein auf die Aussagen des Verkäufers verlassen.
Wegen des großen Erfolges und immer mehr Nachahmern aus Fernost kam es schließlich so weit, dass sich Fender unter dem Namen Squier selbst kopierte. Squier-Gitarren und -Bässe ließ man anfangs in Japan bauen. Besonders die Squier-Kopien aus den 1980er-Jahre sind heutzutage selbst begehrte Sammlerstücke, während die aktuellen Squier-Produkte wirklich gute und relativ preiswerte Alternativen zu den Originalen sind.
Mittlerweile baut alle Welt Fender-ähnliche Bässe, deren Form sich allgemein durchgesetzt hat. Allerdings sind über die Jahre viele Hersteller in unterschiedlichen Bereichen (z.B. bei den Elektroniken) sehr innovativ tätig gewesen, sodass sich heute viele eigenständige Instrumententypen auf dem Markt befinden, die es wert sind, genannt und getestet zu werden.
Wer sich also einen Bass kaufen möchte, der sollte nicht zuerst auf die Oldies schielen, sondern sich im Bereich der modernen Bässe umschauen, weil diese möglicherweise mit der angepeilten Musikrichtung besser harmonieren.
Leo Fender baute bei der 1972 gegründeten Firma Music Man neue Instrumente – unter anderem eines mit Namen "Stingray", das ab 1976 wiederum zu Weltruhm gelangen sollte! Der Music Man Stingray war der erste Bass, der serienmäßig über eine aktive Klangregelung verfügte und einen sehr prägnanten, aggressiven Sound (zu hören z.B. bei Rage Against The Machine) liefert.
Heute zählt der Music Man Stingray-Bass neben dem Precision und dem Jazz Bass zum "Bermudadreieck" der beliebtesten und bekanntesten Bassmodelle der Welt!
Und Leo Fender? Der gründete 1980 mit seinem Freund George Fullerton die Firma G&L Guitars und hatte mit ihr abermals weltweiten Erfolg. Er verstarb 82-jährig am 21. März 1991 in seiner Heimat Fullerton in Kalifornien.
Die Bässe von Gibson konnten nicht annähernd an die Erfolge der Gitarren der US-Company anknüpfen, obwohl sie hinsichtlich Verarbeitung und Sound ohne Frage hervorragend sind. Schon 1953 kam die Firma mit dem violinförmigen EB-1 an den Start, der über aufgemalte F-Löcher und sogar einen Stachel verfügte, mit dem das Instrument aufrecht wie ein Kontrabass gespielt werden konnte.
Erfolgreicher war die Linie des 1959 eingeführten EB-0, aus dem sich 1961 der EB-3 ableitete. Dieses Modell war von der Form her an die Gibson SG-Gitarre angelehnt und besaß einen fetten Humbucker in der Halsposition (den sogenannten "Mudbucker") und einen Singlecoil nah am Steg. Musiker wie Jack Bruce von der legendären Rockband Cream machten dieses Modell schnell weltbekannt.
Das auffälligste Gibson-Bassmodell ist aber wohl der 1963 vorgestellte Thunderbird, für dessen eigenwillige zackige Form der Automobil-Designer Ray Dietrich verantwortlich zeichnet. Der ausladende und kantige Korpus und der wuchtige, mittenreiche Ton dieses Modells sprechen vor allem Rockbassisten wie etwa den U.F.O.-Bassisten Pete Way oder den Mötley-Crue-Tieftöner Nikki Sixx an.
Die Gibson-Tochterfirma Epiphone stellt übrigens einige sehr gute Nachbauten klassischer Gibson-Modelle (etwa den semiakustischen Rivoli-Bass oder den Thunderbird Classic) her, die mit tadelloser Verarbeitung und authentischem Sound punkten können – und dabei auch für den kleinen Geldbeutel noch erschwinglich sind!
Waren die USA das wichtigste Land für die Entwicklung des E-Basses, so hatte auch Deutschland pünktlich zu Beginn der Beat-Ära Einiges zu bieten. Kein Geringerer als Paul McCartney von den Beatles entschied sich während eines längeren Gastspiels der Liverpooler Pilzköpfe in Hamburg zu Beginn der 60er-Jahre für einen Höfner 500/1 – und verewigte das Instrument damit für immer im Rock-Olymp. Der auch als "Violin-Bass" oder "Beatle-Bass" bekannte Höfner 500/1 wird heute immer noch in unterschiedlichen Versionen und Ausführungen hergestellt.
Der 500/1 ist ein extrem leichtes und handliches Instrument, das aufgrund seiner verkürzten Medium-Scale-Mensur sehr gut bespielbar ist. Ein echtes in Deutschland hergestelltes Stück ist allerdings richtig teuer geworden. Zum Glück gibt es preiswerte Nachbauten (auch von Höfner selbst in Lizenz in Fernost gefertigt!), die zum Teil durchaus tolle Qualität aufweisen.
Ein vergleichbares Modell in der markanten Violinenform ist der Epiphone Viola, der übrigens geschichtlich gesehen noch früher als der Höfner-Bass das Licht der Welt erblickte. Während der Höfner eine gewölbte massive Decke hat, ist die Viola-Decke flach und laminiert (Furnier aufgeklebt). Von der Bespielbarkeit und vom Klang her gleichen sich beide Modelle, wobei der Viola-Bass etwas präsenter klingt. Vom Preis her ist der Viola ein absolutes Schnäppchen!
Neben den traditionellen Bassherstellern hat sich inzwischen eine ganze Reihe von neuen Firmen ein "Stückchen vom Kuchen" gesichert. Die Entwicklung ist analog der Entwicklung des Gitarrenmarktes zu sehen. Da sind die Hersteller in Fernost, angeführt von Giganten wie Ibanez und Yamaha aus Japan, die einerseits gute und zudem erschwingliche Instrumente produzieren, andererseits aber auch in hochwertigere Gefilde vorstoßen. Von Mexico, Korea oder Taiwan aus werden oft die Nebenmarken großer Namen in die Basswelt geschickt (z.B. der Squier Jazz Bass).
Eine Marke wie Rickenbacker verfügt über eine lange Tradition (schon die Beatles spielten Rickenbacker-Gitarren!). Die Firma trat aber als Basshersteller erst ins Bewusstsein der Musiker, als Anfang der 70er-Jahre Gruppen wie Genesis mit Rickenbacker-Bässen auftraten. Damals wollten viele Bassisten plötzlich nur noch diese sehr markant klingenden Bässe spielen. Besonders erfolgreich wurden die 4001- und 4003-Modelle.
Ähnlich verhielt es mit Alembic-Bässen, ihres Zeichens legendäre handgefertigte Edelinstrumente mit ausgesuchten Hölzern und ausgefeilter Elektronik, deren Sound die Musikwelt aufhorchen ließ, als das US-Bassgenie Stanley Clarke Anfang/Mitte der 70er-Jahre bekannt wurde.
Besonders hochwertige Edelbässe von Firmen wie Alembic, Ken Smith, Fodera, Ken Lawrence, Spector, Sadowsky, Pedulla oder – aus Deutschland – Warwick, Marleaux, Franz Bassguitars, Human Base, Magnus Guitars etc., stammen zumeist aus kleinen, aber noblen Manufakturen, die ihre Instrumente überwiegend in Handarbeit herstellen. Dass sich diese Qualität und Herstellungsweise auf den Preis niederschlagen, liegt auf der Hand.