Waren vor vielen Jahren noch große Studiokonsolen und Bandmaschinen mit 48 Kanälen und mehr notwendig, um professionelle Aufnahmen zu erstellen, kann all dies heute schon mit einem handelsüblichen Computer und diverser Peripherie, oder einem integrierten digitalen Multitracker erledigt werden. Ein aktueller Mac oder PC hat in der Regel genug Rechenleistung in petto, um hochqualitative Produktionen in Echtzeit zu berechnen. Aus einem Studio ist der Computer heute nicht mehr wegzudenken. Er ist sowohl in kleinen als auch in großen Studios das Alpha und das Omega – der Anfang einer Aufnahme und das Ende beim Mastering.
Für Home-Recording ist der Computer das zentrale Gerät geworden. Wenn schnelle und verlässliche Mehrkanalaufnahmen bei der Bandprobe oder bei Live-Gigs benötigt werden, kann man auch zu einem Multitracker greifen, das hängt einzig von den persönlichen Vorlieben ab. Bei einem Multitracker braucht man sich vor Ort nicht mit der Konfiguration des Computers beschäftigen - das spart Zeit. Die Anzahl der verfügbaren Kanäle ist jeweils von der Hardware abhängig und kann nachträglich nicht erweitert werden. Dafür bieten sie meist eine perfekte Benutzeroberfläche, die zu 100% auf das Musikmachen abgestimmt ist. Zudem sind solche Lösungen vor allem sehr mobil.
Aktuelle Multitracker sind rein digital aufgebaut und in sämtlichen Größen mit den unterschiedlichsten Ausstattungsmerkmalen versehen. Vom kleinen 4-Spur Gerät bis zur Workstation mit Mischpult und Effekten in den verschiedenen Preisklassen gibt es ausreichend Auswahl. Einige Multitracker erlauben sogar die komplette Produktion eines Musikstückes in nur einem Gerät. Von der Aufnahme der Tonspuren, über das Abmischen und bis zum Mastering.
Unterm Strich überwiegen allerdings die Vorteile eines Computers, denn flexibler kann ein Gerät nicht sein. Auch wenn die Aufnahme ursprünglich mit einem Multitracker gemacht wurde, werden die Audiospuren zur anschließenden Bearbeitung in den Computer geladen. Der Computer ist durch Software jederzeit in alle erdenklichen Richtungen erweiterbar. Er bietet große Displays für eine gute Übersicht und kann mit weiterer Hardware jederzeit zu günstigen Preisen nachgerüstet bzw. erweitert werden.
So verlockend die Möglichkeiten des Computer-Recording auch sind, so verwirrend ist auch die Vielzahl der Angebote. Eine Beratung ist deshalb unabdingbar.
Die aktuell erhältlichen Laptops (Notebooks) haben ebenso wie die Desktop-Computer genügend Leistungsreservern für die Musikproduktion. Ob man nun zum Einen oder Anderen greift, hängt davon ab, was man erreichen möchte. Ist das Ziel, in seinem Heimstudio komplette Bands aufzunehmen und hat man einen überdurchschnittlichen Anspruch an die Anzahl der Audiospuren und möchte mit riesigen Sample-Libraries arbeiten, dann sollte man zu einem Desktop-Computer greifen. Nutzt man seinen Computer alleine oder zu zweit, möchte man ab und zu mal eine Mikrofonaufnahme machen, oder ist ein Digital-DJ, dann genügt ein Laptop. Aber nicht falsch verstehen: Ein Laptop bietet fast genauso viel Rechenleistung wie ein Desktop, jedoch kann man es nur eingeschränkt erweitern, bzw. man kann mit einem Laptop nicht so große Systeme aufbauen.
Lange Zeit galt der Mac als einzig wahre Lösung für die Audiobearbeitung. Nachdem Apple dann mit Intel-Prozessoren ausgestattet wurden, ließ sich diese Frage nur noch schwer beantworten. Inzwischen gibt es für Windows wohl fast genauso viele professionelle Audiointerfaces und Software wie für den Mac. PCs stehen den Macs also nicht mehr nach. Inzwischen werden die Macs zwar wieder mit eigenen Prozessoren ausgestattet - das ehemalige Alleinstellungsmerkmal wird es so sicherlich nicht mehr geben - beide Systeme haben ihre Anhänger und auch Gegner. Während Macs nach wie vor viel Wert auf Design legen, sind PCs immer noch ein paar hundert Euro billiger. Vorurteile, dass das Mac OSX gegenüber Windows das eindeutig bessere und stabilere Betriebssystem sei, relativieren sich. Ein großer Vorteil von Macs ist, dass man dort beide Systeme installieren kann. Ein großer Vorteil von PCs ist, dass fast jeder einen hat und man sich bei Problemen sofort von einem Bekannten helfen lassen kann.
Keinen Unterschied bei PCs und Macs gibt es, wenn man die erhältlichen Produkte betrachtet: Manche Firmen entwickeln ausschließlich für eine Plattform. Andere Hersteller liefern zuerst für PC aus und Monate später für Mac oder umgekehrt. Schlussendlich stehen aber für beide Systeme mehr als ausreichend Produkte aller Art zu Verfügung.
Bevor man sich für den Kauf entscheidet, sollte man sich davor Gedanken darüber machen, welche Art von Musik produziert werden soll. Dabei ist nicht nur die Stilistik gefragt, sondern auch, ob man alleine oder zusammen mit einer Band arbeitet. Danach kann man dann herausfinden, wie viele Eingangskanäle oder Mikrofone benötigt werden und welches Equipment absolut notwendig ist.
Man sollte sich auch überlegen, welches finanzielle Budget zur Verfügung steht. Denn letztendlich muss das gesamte Equipment zusammenpassen (ein sündhaft teures Mikrofon mit einer einfachen Mikrofonvorstufe im Kleinmixer zu kombinieren, ist genauso unsinnig, wie das ultimative Hi-End Audiointerface mit 32 Kanälen, wenn man nur Podcasts produzieren will). Grundsätzlich sollte beim Aufnahme-Equipment nicht gespart werden - je besser die Aufnahmequalität, um so einfacher die Produktion. Nach diesem Schritt kann man dann das Equipment auswählen, das nahezu für jede Anwendung in jeder Preisklasse und Qualitätsstufe zur Verfügung steht. Vergiss nicht, dass Du höchstwahrscheinlich nach einer bestimmten Zeit Dein Rekording-System durch Zukauf von weiterem oder höherwertigen Equipment ausbauen oder verbessern möchtest. Achte also darauf, dass das System stets erweiterbar bleibt.
Unsere Fachverkäufer in der Studioabteilung können Dich dazu natürlich gern persönlich oder via Telefon oder E-Mail beraten.
Die Ausstattung des Computers steht natürlich eng mit den persönlichen Anforderungen an das Studio in Verbindung. Allerdings sollte man immer ein bisschen weiter denken, denn erstens ist die heute gekaufte Computertechnik schnell überholt, und zweitens steigen die Anforderungen, wenn man mit Stolz die ersten brauchbaren Ergebnisse realisiert hat. Ein paar Sätze zum Thema technischer Fortschritt: Es ist vollkommen egal, wann man sich einen Computer kauft, er wird mit Sicherheit nach zwei Monaten billiger erhältlich sein oder durch ein besseres Modell in der Produktpalette ersetzt werden. Daher empfehlen wir: Kaufe immer einen leistungsstarken Rechner, der zu diesem Zeitpunkt auf dem aktuellen technischen Stand ist und verschwende Deine wertvolle Zeit nicht mit Gedanken daran, was die Zukunft der Computertechnik noch alles bringen wird. Neue Technologien müssen sich auch erst einmal etablieren. So schnell wie sie auch am Markt erscheinen, so lange dauert es teilweise auch, bis sie auch wirklich allseits akzeptiert sind. Gerade in Bezug auf Audio trifft das besonders zu. Die USB 3.0 Schnittstelle wurde beispielsweise im Jahr 2008 zum ersten Mal vorgestellt. Heute im Jahr 2024 verwenden immer noch die meisten Audiointerfaces nur USB 2.0 Schnittstellen.
Noch ein Wort zu Netzteil und Lüftern. Willst Du im gleichen Raum den Computer bedienen, in dem auch Mikrofonaufnahmen gemacht werden sollen, dann sollte man auf den Geräuschpegel des Rechners achten. Es gibt im Computerfachhandel verschiedenes Zubehör zum Modifizieren (Modding) des Rechners, dazu zählen leise Lüfter, Dämpfer, Netzteile oder Dämmmatten.
Faustregel: Je schneller desto besser, jedoch kann auch mehr Arbeitsspeicher den Vorteil einer teureren CPU überdecken. Man sollte besser eine guten Mittelklasse-CPU wählen, denn diese bieten das optimale Preis-Leistungs-Verhältnis. Die schnellsten CPUs sind unverhältnismäßig teurer. Wenn man ein Laptop im Akkubetrieb einsetzen möchte, sollte eine schnelle Mobile-Variante gewählt werden, um eine längere Akkulaufzeit zu erhalten. Zudem zeichnen sich die Mobile-Varianten auch durch eine geringere Abwärme aus, die das Lüftergeräusch des Computers verringert. Ein nachträgliches Aufrüsten der CPU ist in einem Laptop nicht möglich.
Bei der Auswahl des Mainboards sollte man besonders auf den Chipsatz und die verfügbaren Schnittstellen achten. In der Regel kann man sich darauf verlassen, dass bei günstigsten Geräten meist veraltete Technik verbaut wurde. Man sollte auch hier im mittleren Preissegment suchen. Aktuelle Desktop-Mainboards sollten mindestens zwei PCIe (PCI-Express) Steckplätze mit 16x Geschwindigkeit haben. Oft ist es von Vorteil, ein Mainboard mit original Intel-Chipsatz anzuschaffen (bereits bei der Entwicklung der Prozessoren finden Intel-Chipsätze Verwendung). Firewire verschwindet zusehends aus der PC-Welt. Allerdings bietet die Thunderbolt-Technologie, die sich bereits in der Mac-Welt etabliert hat, eine Abwärtskompatibilität zu Firewire 400/800, sodass auch heute noch Firewire-Interfaces zumindest unter Mac eine Option sind. In der Windows-PC-Welt muss sich Thunderbolt erst noch etablieren. Hier ist die USB 3.0 Schnittstelle mit Abwärtskompatibilität zu USB 2.0 der aktuelle Stand.
Bei Laptops sollte man ebenfalls darauf achten, den neusten Chipsatz auszuwählen. Ältere Chipsätze verbrauchen meist mehr Energie (= kürzere Akkulaufzeit und höheres Lüftergeräusch) und sind langsamer.
Für einen Musik-PC sind 8 - 16 GB RAM das Mindeste. Möchte man viele VST-Instrumente und große Sample-Libraries einsetzen, so sollte man mehr Speicher zur Verfügung haben. Mit den aktuellen 64 Bit Betriebsystemen kann großer Arbeitsspeicher effektiv genutzt werden.
Eine schnelle und große Festplatte ist die Grundvoraussetzung für Harddisk-Recording. Die anfallenden Datenmengen sollten entsprechend der Aufnahmequalität nicht unterschätzt werden. Wir haben die Wahl zwischen 44,1 kHz/ 16 Bit, 48 kHz/ 24 Bit, 96 kHz/ 24 Bit – oder doch lieber 192 kHz /24 Bit. Bei 44,1 kHz Sampling-Rate benötigt eine 24 Bit-Aufzeichnung in Mono ungefähr 7,5 MB pro Minute und 15 MB pro Minute in Stereo. Bei einer 32-Spur Aufnahme eines 4-Minuten-Tracks ohne Overdubs und zusätzliche Takes fallen also ca. 1 GB an Daten an. Mit allen Takes landet man schnell bei 4 bis 6 GB, die bei einer Produktion anfallen. Inzwischen haben sich SSD-Festplatten durchgesetzt, also Halbleiterlaufwerke, die keine mechanischen Lese-/Schreibköpfe mehr haben und somit deutlich fehlerresistenter gegen mechanische Erschütterungen sind. Zudem zeichnen sich diese Festplatten durch deutlich schnellere Lese-/Schreibgeschwingkeiten aus, was sich in der Performance von virtuellen Instrumenten positiv bemerkbar macht. Nachteil sind der deutlich höhere Preis bei gleichzeitig geringerer Speicherkapazität.
Es ist auch sinnvoll, nicht nur eine Festplatte im Rechner zu verbauen, sondern eine Festplatte für das Betriebssystem und Softwareprogramme und eine separate Festplatte für den gesamten Audio-Content, also Aufnahmen sowie Sample-Librarys, etc. zu nutzen. Externe Festplatten oder gar ein NAS-System für Backup-Zwecke sind eine sinnvolle Anschaffung.
Die visuelle Darstellung auf einem Monitor erfordert eine Grafikkarte. Hier ist der normale Standard voll angemessen, denn 3D-Grafik ist bei Musiksoftware nicht gefragt. Wir empfehlen eine PCIe 16x Grafikkarte mit 2 Monitoranschlüssen, die gleichzeitig parallel betrieben werden können. Achte bei der Auswahl auch darauf, dass die Grafikkarte passiv gekühlt ist und keinen aktiven Lüfter besitzt.
Bei Laptops ist darauf zu achten, dass ein zusätzlicher Ausgang für einen zweiten Monitor zur Verfügung steht. Zudem darf die Grafikkarte des Laptops sich den Speicher nicht mit dem Hauptspeicher teilen, sie sollte über einen eigenen RAM verfügen. Chipsatz-Grafiken mit so genanntem Shared-Memory (kann auch anders benannt sein) sind nicht empfehlenswert.
Beim Neukauf von Monitoren ist der Musiker relativ frei von Reaktionszeiten, die ja nur für rasante Games oder für Filme von Relevanz sind. Auch die Farbwiedergabe ist nebensächlich. Für Recording-Aufgaben ist ein guter Kontrast, eine hohe Helligkeit und ein breites Sichtfeld (großer Betrachtungswinkel) wichtig. Achte darauf, kein TFT-Monitore mit Hochglanz-Display zu erwerben, sondern entscheide Dich besser für ein mattes Display, da die Glänzenden zu stark spiegeln. TFT-Monitore mit über 24"-Bilddiagonale sind inzwischen sehr günstig geworden, sodass man auch ruhig zwei davon einplanen kann. Der Grund ist, dass die Audio-Sequenzer-Programme sehr viel Bildschirmplatz in Anspruch nehmen und für entspanntes Arbeiten zwei Monitore einfach besser sind.