Es gibt zwei Möglichkeiten des Melodiespiels:
"Pfeifmund" - Ansatz (Lipping)
Bei dieser Technik wird ein Einzelton mit gespitztem Mund erzeugt, ähnlich der Lippenstellung, die man beim Pfeifen benutzt.
Zungen - Ansatz (Tongue-Blocking)
Bei dieser Technik werden 3 bis 4 Kanäle mit den Lippen umschlossen. Dabei deckt die Zunge wiederum alle Kanäle - bis auf den ganz rechts liegenden - ab. Daher auch der Name Tongue-Blocking. Diese Technik ist nicht ganz einfach, sie bildet aber die Grundlage für die Kombination von Melodiespiel und Akkord-Begleitung, für Oktavspiel (Splitting)
Bei der Akkordbegleitung werden mehrere Kanäle mit den Lippen umschlossen und angespielt. Um einen exakten Ton zu artikulieren, tippt die Zunge auf den Kanzellenkörper. Sollen weiche, ineinanderfließende Akkorde gespielt werden, wird die Zunge gegen den oberen Gaumen getippt oder so gut wie garnicht bewegt.
Die beiden letztgenannten Techniken lassen sich, wie schon erwähnt, miteinander kombinieren. Die Ausgangsposition ist, wie beim Tongue-Blocking beschrieben. Also 3 Kanäle bleiben beim Erklingen der Melodie (meist) von der Zunge abgedeckt. Und da wo es sich realisieren läßt, wird die Zunge kurz zurückgezogen und wieder aufgetippt. Für diese Technik ist etwas Übung und Geduld nötig. Vor allem aber muss man Ausprobieren, wie sie sich am besten anwenden läßt.
Die wohl interessantesten Spieltechniken auf der Mundharmonika sind das Bending (Zieh-/Blasbending) und das Überblasen (Overblow/Overdraw). Wichtig zu wissen ist: Diese Techniken funktionieren nur auf nichtgeteiltkanaligen Harps! Also nur auf Mundharmonikas, bei denen sich Blas- und Ziehstimmzunge in einem Kanal gegenüberliegen, und sich somit gegenseitig beeinflussen können. Das sind vorwiegend die Richterharps. Die physikalische genaue Erklärung für dieses 'Phänomen' hat Steve Baker in seinem 'Harp Handbook' ausführlich beschrieben. (Übrigens ein sehr zu empfehlendes Werk - sozusagen die Bibel der Mundharmonikaspieler!)
Um ein Bending zu spielen, verändert man die Form bzw. Stellung der Zunge und des Rachenraumes. Die allerersten Übungen des Ziehbendings sind mit dem 'Aussaugen der allerletzten Neige aus einem Trinkglas mittels Strohhalm' zu vergleichen. Viele Mundharmonikaspieler spielen Bendings, ohne es zu wissen. Dies sind vorwiegend Ziehbendings in den unteren Kanälen, die relativ einfach zu erzeugen sind.
Diese Technik ist der des Bendings ähnlich, aber sehr viel schwieriger zu realisieren. 1969 hat der amerikanische Harp-Spieler Howard Lewy herausgefunden, dass es möglich ist, außer den Bending-Tönen noch weitere Töne zu erzeugen. Das Interessanteste an dieser Entdeckung ist, dass es sich bei diesen Tönen genau um die wenigen noch zur Chromatik fehlenden Töne handelt.
Während die zuvor genannten Techniken weniger als Effekt, sondern vorwiegend zur Erweiterung des 'Tonmaterials' dienen, handelt es sich bei den folgenden Techniken wirklich um Effekte zur Formung bzw. Verschönerung des Tones. Besonders wichtig ist der Vibrato-Effekt, bei dem der eigentliche Ton in einem bestimmten Tempo nach oben bzw. unten verändert wird. Dadurch, dass der Ton keine ganz exakte Tonhöhe hat, klingt die Melodie durch das Vibrato trotzdem richtig. Das Spiel wird außerdem auch viel lebendiger.
Mundharmonikaspieler benutzen folgende Techniken:
Handvibrato
Das Handvibrato erzielt man durch leichtes, rhythmisches 'Kippeln' der Harp mit der Hand, die die Harp festhält. Dabei bleiben die Lippen am Instrument, so dass der Ton nicht abreißt. Es eignet sich sehr gut für langsame und leisere Passagen. Dieses Vibrato sollte man jedoch nicht mit dem Tremolo verwechseln!
Kehlkopfvibrato
Das Kehlkopfvibrato funktioniert am besten beim Ziehen der Töne. Während des Einatmens bildet man eine rhythmische Reihenfolge von weichen, stimmlosen ´H´s. Bis das gleichmäßig und im richtigen Rhythmus klappt, muss man dies ein Weilchen üben. Aber diesen Effekt einzusetzen lohnt sich wirklich.
Zwerchfellvibrato
Noch etwas schwerer zu erlernen ist das Zwerchfellvibrato. Die Sänger benutzen es, besonders in der Klassik. Es wird durch leichtes Anspannen und Lockern des Zwerchfells erreicht.
Tremolo(Zittern)
Beim Tremolo handelt es sich nicht um eine Veränderung der Tonhöhe, sondern genaugenommen um die schnelle Wiederholung desselben Tones. Beim Harpspiel benutzt man die 'freie' Hand, also die Hand, die nicht die Harp festhält, um den mit ihr gebildeten Resonanzraum zu öffnen und zu schließen.