Beiden ist etwas gemeinsam. Sie basieren auf dem Prinzip einer Kernoktave. Die kleinsten Instrumente haben einen Stimmumfang von 8 Tönen. Ordnet man die Kernoktave 2-mal (bei Hohner Marine Band Solist 3-mal) nebeneinander an, erhält man ein Melodieinstrument, das auch für den Einstieg in die Spielweise der chromatischen Mundharmonika geeignet ist.
Der Aufbau der Chromatischen Mundharmonika basiert auf dem Prinzip der Melodieinstrumente: Die Kernoktave wird mehrfach aneinandergereiht. Das heißt: 2 Oktaven = 8 Kanäle, 3 Oktaven = 12 Kanäle usw.
Zur Chromatik ergänzt wird diese Tonreihe nun, indem sie nochmals komplett (um einen Halbton erhöht), hinzugefügt wird. Diese Töne erreicht man über einen im Mundstück angeordneten Schieber. Um zu vermeiden, dass es durch die doppelte Anzahl an Stimmzungen pro Kanal, besonders bei den tiefen Stimmen, zu einem zu hohen Luftverlust kommt, werden Chromatics meist mit Ventilen ausgestattet.
Der Aufbau basiert ebenfalls wieder auf dem Prinzip der Kernoktave. Allerdings liegen hier Blas- und Ziehtöne nebeneinander und in voninander getrennten Kanälen! Blas- und Ziehstimmen liegen im Wechsel auf einer Stimmplatte nebeneinander. Dadurch besteht nun die Möglichkeit, die untere Stimmplatte für bestimmte 'Effekte' zu verwenden.
Ober- bzw. unterhalb der Kernoktave entspricht die Stimmung meist der der Richtermundharmonika, ist also (Begleit-) harmonieorientiert, es gibt aber auch Ausnahmen.
Die untere Stimmplatte hat genau die gleiche Tonfolge wie die obere. Allerdings erhalten ihre Stimmzungen absichtlich nicht ganz exakt die gleiche Stimmung, sondern weichen in ihrer Tonhöhe geringfügig ab. Es kommt zu Frequenzüberlagerungen. Hierdurch entsteht eine sogenannte Schwebestimmung - der Tremoloeffekt. Im Durchschnitt beträgt die Zahl der Schwingungen des Schwebetons 3 bis 4 pro Sekunde.
Wie bei der Tremolo-Mundharmonika hat die untere Stimmplatte die gleiche Tonfolge wie die obere, ist aber hier komplett eine Oktave höher, bei manchen Modellen auch eine Oktave tiefer gestimmt.
Bei der sogenannten Halbwiener fehlt die untere Stimmplatte völlig, oder sie wird nicht mit Stimmzungen versehen (Blindplatte).
Bei einer Wender Mundharmonika befinden sich zwei, im Quintabstand gestimmte, Mundharmonikas gegenüberliegend in einem Gehäuse. Man kann also durch schnelles Wenden während des Spiels geschickt das Manko fehlender Begleitharmonien ausgleichen. Wender Mundharmonikas stehen meist in den Stimmungen C/G, D/A, Bb/F zur Verfügung.
Eine umfangreichere Variante ist die Kreuzwender. Mehrere Einzelmundharmonikas sind zwischen zwei kreuz- oder sternförmigen Blechen, an denen sich Halteknaufe befinden, montiert.
Eigentlich könnte sie auch den Oktav-Mundharmonikas zugeordnet werden. Der Kanzellenkörper ist doppelkanalig. Blas- und Ziehtöne wechseln sich auf einer Stimmplatte ab. Die Tonfolge ist die gleiche, wie bei Richter und Wiener Modellen. Doch eine Eigenart unterscheidet sie von den Wiener Modellen: Die senkrechten Stege jeweils zwischen Blas- und Ziehzunge fehlen! Also je zwei Stimmzungen befinden sich nebeneinander in einem Kanal.
Dieses von der früheren Firma Hotz aus Knittlingen stammende Bauprinzip wird nur noch bei sehr wenigen Mundharmonikas angewandt.
Ein gewisser Herr Richter aus Heida im Erzgebirge legte um ca. 1875 diese Tonfolge fest. Die Besonderheit in der Konstruktion dieser Mundharmonika liegt aber darin, dass der Kanzellenkörper nicht quergeteilt ist. Somit teilen sich also jeweils eine Blas- und eine Ziehstimmzunge einen Kanal. Dies führte im Lauf der Zeit zu einigen 'Entdeckungen', die auch der Erfinder, der gute Herr Richter, sich bestimmt nicht hätte träumen lassen.
Durch die Anordnung der Stimmen ist es nämlich möglich, eine gewisse Manipulation des Luftstromes vorausgesetzt, die Töne zu biegen bzw. sogar gebogene Töne gleich anzuspielen. Fast unglaublich also: man ist in der Lage Töne zu spielen, die als Stimmzunge auf der Mundharmonika gar nicht vorhanden sind, d.h.mit nur 20 Basis-Stimmzungen lassen sich 37 Töne erzeugen. Das kann man mit keinem anderen Mundharmonika-Modell!
Sondermodelle - Sonderstimmungen
Das SBS - Modell basiert auf der normalen 10-kanaligen Richter Harp, deren Harmonieoktave aber nach unten hin erweitert ist: Die Kanäle 1 bis 3 der Richter Harp werden eine Oktave tiefer nochmals gedoppelt und am oberen Ende wird sie um einen Kanal ergänzt - mit Ziehton H und Blaston E.
Hier ist die Stimmung gegenüber der 'normalen' Richter-Stimmung etwas verändert worden. Nämlich der Ziehton im 5. Kanal wurde um einen Halbton erhöht. Im Blues eher ungewöhnlich, bieten sich mit dieser Stimmung aber neue Klangmöglichkeiten in Richtung Jazz oder Latin an.
Diese Mundharmonikas bilden das Bindeglied zwischen Richter- und Chromatik-Mundharmonika. Beide sind nach dem Prinzip der Chromatic gebaut, jedoch wie Richter-Harps gestimmt. Ein 'echtes' chromatisches Spielen ist aber nicht möglich. Zudem können bestimmte Tonfolgen chromatisch gerückt werden. Im Gegensatz zur Chromatic Koch, ist die Slide Harp halbventiliert, was das Benden etwas erleichtert.
Orchester- / Ensemble-Modelle
Egal, ob im Mundharmonika-Orchester, im Duo oder Trio musiziert wird - die Bass-Mundharmonika bietet das Fundament im Zusammenspiel mehrerer Mundharmonikas. Die Bass-Mundharmonika besteht aus zwei übereinander liegenden Kanzellenkörpern. Die Anordnung der Stimmen orientiert sich an der Tastatur des Klaviers. Erhöhte bzw. erniedrigte Töne (den schwarzen Tasten entsprechend) befinden sich im oberen Kanzellenkörper, und die ´normalen´ (den weißen Tasten entsprechenden) im unteren Körper. Da es mehr weiße als schwarze Tasten gibt, wären nun im oberen Körper noch Kanäle frei. An diesen Stellen sind jedoch nochmals Töne untergebracht - und zwar ´F´ und ´H´ aus der diatonischen Folge. Die Bass-Mundharmonika ist zudem zwei-chörig gestimmt (im Oktavabstand).
Für die harmonische Begleitung im Mundharmonika-Orchester oder Ensemble wurde die Akkord-Mundharmonika konstruiert. Das imposanteste Instrument hat HOHNER im Programm: die M 26701 - ein Instrument mit 384 Stimmen !! Das sind 48 Akkorde (Dur, Moll, Sept, übermäßig, vermindert) in Oktav-Stimmung.