Anstatt mir gleich 'ne "dicke" Jazzgitarre zuzulegen, wollte ich erstmal auf meiner Framus Mayfield Custom (ähnlich ES 335) testen, ob ich mit Flatwounds einen authentisch-jazzigen Ton hinbekomme. Die Mayfield treibt soundmäßig jedem Blueser Pipi in die Augen, kann aber auch von Funk bis Hardrock so ziemlich alles, wo Mitten gefragt sind.
So. Bewertungen aller Flatwounds gelesen und für die Pyramid Gold 011-048 entschieden. Die alten 10er Stainless Steels runtergeknipst.
Die 048er E-Saite paßt gerade so eben noch durch die Schaller-Klemmechanik, ansonsten alles kein Thema. Hals nur minmal nachgestellt, Saiten etwas tiefer gelegt. Außerdem den Pole für die G-Saite am Hals-Humbucker weiter rausgedreht, da diese wegen der Umwicklung deutlich leiser ist.
Saiten halten, auch in den Schallers.
Sound: Die Saiten klingen deutlich bassiger (sind ja auch dicker), Höhen sind reichlich vorhanden, nur die Griffgeräusche sind weg. Klar sind die tiefen Saiten nicht genauso drahtig wie Roundwounds, aber dumpf oder gar "tot" klingen die beileibe nicht. Über einen Acoustic-Amp (also direkt in eine P.A.) gespielt habe ich die Mitten weggedreht und siehe da, selbst mit meiner Vollahorn-Thinbody (mit Sustainblock), die mehr wie eine "akustische Les Paul" klingt, bekommt man einen richtig schönen runden weichen Jazzton. Die Höhen dreht man an der Klampfe nach Geschmack weg und gespielt wird natürlich mit den Fingern, nicht mit dem Plek, obwohl das auch geht.
Bespielbarkeit: Die erste Riesenüberraschung war, daß sich die 11er leichter spielen als die 10er, weil ich die Saitenlage runterschrauben konnte.
Die zweite: auf den Dingern kan man rumrutschen, daß es nicht mehr feierlich ist. Da bremst überhaupt nichts , so schnelle Akkordwechsel hab' ich mir früher noch nicht mal vorstellen können. Genial!
Die Mayfield hat recht hohe Bundstäbchen, was in der Hektik zu unsauberen Akkorden führen kann - mit den 11er Saiten ist das weg. Saitenziehen geht auch noch, aber dann etwas weniger exzessiv.
Natürlich spielt nicht jeder Jazz, aber die Saiten nehmen auch nichts vom Charakter der Gitarre weg. Für Blues, Rock und Funk dürften die genauso gut geeignet sein wie Roundwounds.
Ich kann nur jedem E-Gitarristen empfehlen: wer auf den Effekt verzichten kann, mit dem Plektrum über die umwickelten Saiten zu kratzen, der sollte einfach mal spaßeshalber Flatwounds - am besten diese - aufziehen, ruhig etwas dicker als gewohnt und dafür die Saitenlage runterschrauben.
Ihr werdet staunen, wie geil sich so ein Griffbrett ohne Tempolimit anfühlt!