Wofür benötige ich das FP-E50, wie setze ich es ein?
Für Live-Auftritte (zumeist Piano solo) indoor sowie outdoor, immer wenn kein akust. Flügel oder akust. Klavier vorhanden/verfügbar. Hochzeits-Café-Terrassen, Business-Lounges, Piano-Bar-Sessions, kombinierte Orgel/Klavierkonzerte in Kirchen, Sommerfeste, Gruftmuggen, Musiknacht-Stadtfeste, für Proben mit Sängerin (Transpose!) und gelegentlich: zum Üben mit Kopfhörer.
Warum meine Entscheidung für das FP-E50?
1) Die PHA4-Klaviatur kannte ich bereits von mehreren anderen Roland-Instrumenten (FP30, FP30X, FP10). Die PHA4 fällt über die Jahre schon immer ein bisschen unterschiedlich aus. Für mich als abgebrühten Pianisten spielt sich die PHA4 des FP-E50 ausgesprochen toll, fein, klasse, wunderbar, prima, erstklassig, hervorragend, superb, famos, teils fast geil.
Extrem leichtgängig ist sie definitiv nicht - was sie für Klavierschüler und auch Profis zum Üben qualifiziert. Anbetrachts des Kaufpreises eines FP-E50 halte ich diese Tastatur (bzw. korrekter: Klaviatur) für schwer zu toppen. Sie erinnert in ihrer Detailausführung doch recht sehr an Steinways der 1960er bis 2000er Jahre. Die Geräuschentwicklung ist angenehm zurückhaltend. Die Fatar-Tastaturen der ersten Clavia Nord Pianos haben im roten Blechgehäuse geklappert wie eine Plastik-Mülltonne voller Zauberwürfel, wenn sie heftig durchgeschüttelt wird...
Allerdings hab ich vor 2 Jahren mal ein Roland FP30X erwischt, das in der untersten und obersten Oktave katastrophal gescheppert hat. Das ging dann zurück (und war nicht bei Thomann .. wegen eines Gutscheins).
2) Der Roland-Flügelklang gefällt mir persönlich einfach besser als bei Yamaha oder Kawai. Die Vielfalt, der Reichtum und auch die Qualität der ca. 1000 anderen Klänge im FP-E50 ist absolut beeindruckend. Es braucht Stunden, um sich alle genau und umfassend anzuhören.
3) Eigentlich hatte ich zunächst ein wenig mit dem Yamaha CK88 geflirtet, da mich das schon an eine ganz schön freche (und natürlich sehr viel preisgünstigere) Nord-Copy erinnert hat. Die Lautsprecher des CK88 sind aber so dermaßen armselig (obwohl das CK den doppelten Verkaufspreis des FP aufruft, etwa 1500 eu) - und es hat keinen eingebauten Drummer.
Die Speaker des FP-E50 sind - ebenfalls angesichts der preislichen Kategorie - beachtlich. Für kleine Gigs im dezenten Background-Modus meist ausreichend. Sofern sich aber 30-50 Gäste in einer halligen Empfangshallen-Ambience lautstark angeregt unterhalten, gehen die 2x11W bereits nach wenigen Metern im Plauder-Tohuwabohu unter wie die Titanic oder U96 im Polarmeer.
4) Ganz wichtig für PA-Betrieb (ich habe mehrere BOSE L1pro, S1pro usw.) auf der Bühne oder z.B. im mittelalterlichen Stadtgraben oder in einem Party-Zelt oder Schlossgarten: ordentliche LINE-OUT-Ausgänge r/l.
Line-Out via Phones-Ausgang (FP10) - dafür ist das Leben zu kurz.
5) Das Design. Meine Freundin fand, nachdem ich eigentlich ganz gern ein schickes Casio PX-S-5000 (mit Holz-Klaviatur, 11kg) mitgenommen hätte, dass das FP-E50 nicht nur wärmer, voller und schöner klingt, sondern aufgrund einer gewissen Massigkeit (es ist erstaunlich dick) mehr auf der Bühne oder in der Lounge hermacht/darstellt. Sofern das Gesamtbild von einem halbwegs amtlichen, würdigen, wackelfreien Keyboard-Tisch (z.B. der Omega-Ständer von K&M) entsprechend unter-stützt wird.
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BEGLEITAUTOMATIK
Eigentlich fand ich den Gedanken reizvoll, gelegentlich einen guten virtuellen Drummer als Sidekick am Start zu haben. Also - FP-E50 ?
Jein.
Das FP-E50 ist aus meiner Sicht unbrauchbar für sog. Entertainer und Tanzmugger - also Familienfeiern oder Events, wo es um zackig-schnelle Wechsel der Settings und absolut flutschigen Bedienkomfort geht.
Für solche Veranstaltungen hole ich mir ggf. ein Yamaha PSR-S700 (plus DJ-Equipment) - und via BOSE - der Saal tobt.
Die Erstellung von Scenes / Settings über das kleine, anachronistische Display ist auch nach mehrmaligem STUDIUM des online-pdf-Handbuches wirklich fummelig, hakelig und alles andere als selbst-erklärend. Im Prinzip wurde das Konzept m.E. einfach nicht zu Ende gedacht. Mit den Rhythmen (Styles) kann ich nicht viel anfangen. Traditionelle Tanzmugger-Styles wie bei den PSR- oder z.B. Korg-Keyboards gibt es kaum.
So bleibt es für mich (bis auf wenige Ausnahmen) bei der Verwendung als normales, klassisches Stage-Piano mit einer wirklich guten Klaviatur als Schnittstelle zwischen Live-Performer/Pianist und Instrument, brauchbaren eingebauten Lautsprechern.
Das Gewicht des Stage-Pianos ist... (zumindest für halbwegs durch z.B. Gartenarbeit gestählte Männer und Frauen) mit deutlich unter 20kg auch mal über 100 Meter (z.B. auf einem Friedhof, Schlosspark, Burggraben oder zu einer Hochzeits-Location in einer ohne SUV unerreichbaren Feldscheune ...im Rahmen des Stemmbaren er-träglich.
Man hat ja versucht, alle möglichen Features reinzustopfen - sogar ein Mikofon-Eingang und ein Vocal-Harmonizer (den ich noch nicht ausprobiert hab). Sodass man sich tatsächlich auch schon mal fragt, wo bei dem Teil (bei dem Kampfpreis) eigentlich noch was hängenbleiben soll? - nach Abzug von Umsatzsteuer, Fracht, Verpackung, Entwicklungskosten, Klaviatur, Lautsprecher, Fertigung usw.
Aber anscheinend geht's gut - und soll unsere Sorge nicht sein.
Abschlussfrage:
Würde ich mir das FP-E50 noch einmal kaufen?
Ganz klare Antwort eindeutig: Ich. Weiß. Es. Nicht.
Unter'm Strich: Wo viel Licht ist, ist gelegentlich auch viel Schatten.
DAS PERFEKTE INSTRUMENT - wird es kaum je geben.
Etwas ist immer. Jedes Glück hat seinen kleinen Stich.
Falsch kann man mit dem FP-E50 - bei 780 eu - jedenfalls nicht viel machen.