Nicht einmal zwei Jahrzehnte jung ist das Royer Labs R-121 Bändchen-Mikrofon, aber schon jetzt quasi eine Legende: Das R-121 stellt für viele den Inbegriff des modernen Bändchen-Mikrofons dar. Es klingt warm und ausgewogen, die wichtigen Mittenfrequenzen werden sehr detailreich aufgelöst, es glänzt mit kaum vorhandenem Eigenrauschen und einem ausgeprägten Nahbesprechungseffekt. Konstruktionsbedingt besitzt das Royer Labs R-121 die Richtcharakteristik „Acht“, außerdem klingen die beiden Hälften durch eine patentierte Ausrichtung des Bändchens leicht unterschiedlich – was man sich bei Aufnahmen zunutze machen kann. Das Royer Labs R-121 wird in einem edlen Holzetui geliefert, außerdem liegen eine Mikrofonklemme und eine Schutzhülle bei.
Das Royer Labs R-121 wird gerne als „Brot und Butter“-Mikrofon bezeichnet, also als Mikrofon, das man vor jede Signalquelle stellen kann und das dabei immer eine gute Figur macht. Da es sich um ein dynamisches und passives Mikrofon handelt, wird zum Betrieb keine Phantomspeisung benötigt. Das R-121 hält von vorne besprochen einen maximalen Schalldruckpegel von 135dB aus. Dabei ist das Bändchen – der eigentliche Schallwandler – nur 2,5µm dünn. Durch die spezielle Ausrichtung ist es dennoch sehr robust. Richtet man die Rückseite des R-121 auf die Schallquelle aus, bekommt der Klang mehr Höhen – allerdings gehen dabei paar Dezibel des maximalen Schalldrucks verloren. Der Übertragungsfaktor ist mit 2,2mV/Pa für ein Bändchen recht hoch, dennoch sollte man in Verbindung mit dem Royer Labs R-121 eine hochwertige und rauscharme Mikrofonvorstufe verwenden.
Das Royer Labs R-121 ist ein universell einsetzbares Mikrofon mit speziellem Sound: Wo andere Mikrofontypen den Bereich der unteren Höhen und der Sibilanten hervorheben, bleibt der Frequenzgang des R-121 in diesem Bereich schnurgerade. Das Ergebnis: ein Sound, der als rund, ausgewogen und immer wieder als „warm“ bezeichnet wird – Charaktereigenschaften, die das R-121 zu einer tollen Klangalternative zum hochauflösenden Großmembran-Kondensatormikrofon machen. Drei Dinge sollte man beim Umgang mit dem R-121 beachten: Das Mikrofon sollte bei langer Nichtbenutzung stehend gelagert werden (damit das Bändchen nicht durchhängt) und man sollte das Royer Labs R-121 zur Sicherheit nicht an einen Eingang mit aktivierter Phantomspeisung anschließen, da es bei einem verpolten oder defekten Kabel Schaden nehmen könnte.
Royer Labs ist eine US-amerikanische Firma, die 1998 von David Royer und Rick Perotta gegründet wurde. Das Herzstück und die Basis für den kommerziellen Erfolg von Royer Labs bildet das R-121 Bändchen-Mikrofon, das von Mikrofonenthusiast und Sonar-Messtechniker David Royer im Jahr 1997 entwickelt wurde – zu einer Zeit, in der das Bändchen-Mikrofon als ein vom Aussterben bedrohter Exot galt. Das R-121 erreichte in kürzester Zeit beachtliche Reputation in internationalen Tonstudios und wurde schnell zum „Klassiker“ vor dem Gitarren-Amp. Im Jahr 2013 wurde Royer Labs für sein Engagement und seinen Erfindergeist mit einem Technical Grammy belohnt, die höchste Ehrung der Musikindustrie. Bis heute baut Royer Labs ausschließlich Bändchen-Mikrofone. Neben dem legendären R-121 bietet Royer Labs inzwischen auch Stereo-Bändchen-Mikrofone oder aktive Bändchen mit interner Verstärkerschaltung an.
Das Royer Labs R-121 Bändchen-Mikrofon wird vor allem mit cleanen E-Gitarren-Aufnahmen in Verbindung gebracht: Eine Fender Stratocaster, ein Fender Twin und das R-121 vor dem Jensen-Speaker – eine allseits beliebte Kombination für schönen Clean-Sound. Bei verzerrten Gitarrensounds bildet das R-121 eine gute Allianz mit dem Shure SM57 – so erhält man „best of both worlds“: die Wärme des R-121 und die Bissigkeit des SM57. Weniger häufig wird das Royer Labs R-121 als Gesangsmikrofon eingesetzt, dabei profitieren auch Stimmen vom besonderen Sound des Bändchen-Mikrofons. Falls dabei der Wunsch nach mehr Höhen aufkommen sollte, dreht man das R-121 einfach um 180°. Umgedreht sollte das Royer Labs R-121 aber mit etwas Abstand aufstellt werden – bei Gesangsaufnahmen außerdem auf jeden Fall einen Pop-Schutz verwenden.