Gerade die Thomann Chromatic 64 Harp - trotz aller Vorwarnungen in diesem Portal bestellt -bekommen, probiert.
Ich werde sie dennoch behalten, weil sie in (m)ein spezielles Anspruchssegment passt: Sie taugt nicht für Zuhörerschaft, aber zum Üben, zum versunkenen Spiel für sich selbst. Wo einem bei Jazzfantasien oder Klassik-Transponierungen rechts und links die Mundharmonika ausgehen kann, lässt sie nicht im Stich.
Zu den Abers: Die Klangbeispiele im Internet werden offenbar auf eine Lautstärke nivelliert. Real ist die Chromatik 64 sehr leise. Man dürfte sie mit normalem Lufteinsatz auch im Hotelzimmer spielen. Der Klang an sich ist gut im 2-Oktaven-Bereich der einfachsten Instrumente plus eine halbe Oktave tiefer bis zum G. Der tiefer gehende Rest taugt nur noch für den Hausgebrauch. Dann gibt es - im Vergleich zu der einfachsten 8-Loch Mundharmonika - ja noch eine zusätzliche Oberoktave als vom D an unglaubliches Abenteuer: Plötzlich heißt es so angestrengt zu blasen, als begänne ein völlig anderes Instrument und das alles sehr piepsig. Spätestens hier empfände der Zuhörer Mitleid. Dann ein ausbleibender Ton - jedoch bei höchstem Lungeneinsatz kommt er noch. Alles ausgeprägte Individualisten, diese oberen Töne. Jeder will, wie ein verwöhnter Kostgänger, sein eigenes Programm. So hundertprozentig ist die Tongenauigkeit dieser hohen Kandidaten auch nicht.
Zurück zum Normalbereich- dort gibt es dieses Es, bei dem akustisch etwas wie ein Papierfähnchen flattert. Unlustig oder unfähig mich ans Basteln zu begeben, hoffe ich auf sein freiwilliges Einlenken, wenn ich es nur oft genug angesaugt habe.
Warum ich sie dennoch nicht zurückschicke - Weil die alternativen mehr oder weniger 30 Töne der edlen Klangwunder irgendwann auch einmal langweilig werden und man sich vielleicht (olala?) nach Grenzüberschreitung sehnt. Und weil - das soll ja fern aller Logik bei behinderten Haustieren auch schon mal der Fall sein- ich mich ein bisschen in den überladen-verarmten Von-Anfang-an-Patienten verliebt habe.