Nach einem „echten“ Klavier ist das DP-95 mein drittes E-Piano der Einsteigerklasse in den letzten 20 Jahren. Bei jedem Neukauf bezahlte ich weniger und dank technischer Weiterentwicklung stieg auch jedesmal die Qualität.
Wenn ich das DP-95 vergleiche mit meinem vorherigen Kawai CN-14: Das kostete fast das Doppelte und hatte nur 40 statt 500 Voices. Dafür war es etwas platzsparender und besaß nach meinem Eindruck ein etwas natürlicheres Anschlaggefühl. Aber das CN-14 hatte kein Display und fast keine Bedientasten, die meisten Einstellungen waren nur umständlich über die Klaviatur machbar. Für mich ein Hauptgrund für den Neukauf.
Nach einem Monat Probieren und Spielen mit dem DP-95 hier meine Eindrücke:
1. Das große Einstellfeld mit Display und Schnellwählrad ist super bedienfreundlich. Wie schon oft erwähnt, mindert die blasse Beschriftung allerdings die Begeisterung. Ich habe ganz kleine Fertigaufkleber im Papiergeschäft gekauft und die meistbenutzten Tasten, z.B. SHIFT, TOUCH, DSP, MEM u.a. damit deutlicher nachbeschriftet.
2. Den Notenständer finde ich falsch angebracht: Er steht zu weit hinten und zu schräg, gerade auch für Kinder. Die primitive dreikantige Fußleiste (wie bei manch anderen E-Pianos) verhindert das knirschfreie Umblättern der Notenhefte. Meine Lösung: Eine 3 cm breite Aluflachschiene aus dem Baumarkt vorderkantenbündig auf die Fußleiste geklebt, den Notenhalter 15 mm vorgesetzt und etwas steiler gestellt durch eine kleine Unterlage (z.B. Radiergummi) unter die hintere Stütze. So entsteht eine glatte, rechtwinklige und blätterfreundliche Fußauflage für die Notenhefte.
3. Das mit der TOUCH-Taste elektronisch einstellbare Anschlagverhalten zeigt sich bei meinem DP-95 so, dass bei „Touch 3“ dynamischere Tonstärken entstehen als bei „Touch 1“. Laut Bedienungsanleitung müsste es umgekehrt sein. Die Touch-Funktion verwende ich fast nur fürs Pianospiel. Orgel und viele andere Instrumentstimmen klingen echter und kräftiger ohne die Touch-„Anschlagbremse“. Auch die DSP-Hallsimulation ist in vielen Fällen überflüssig.
4. Das zentrale beleuchtete Display ist ein echter Pluspunkt. Allerdings stehen die Notenbäuche nur dann exakt in ihrer Notenzeile, wenn man genau senkrecht aufs Display schaut. (Notenanzeige braucht wohl nur der absolute Anfänger.)
5. Für ein Digitalpiano der unteren Preisklasse finde ich den Klang hervorragend über die gesamte Klaviaturbreite. Das leise Verstärkerbrummen ist nicht schön. Beim Spielen fällt es nicht auf. Die angepriesenen Wattzahlen der Lautsprecher sind wohl Spitzenleistungsangaben, nicht die Nennleistung. Aus der Steckdose zieht das Gerät beim Spielen nur ca. 15 Watt, ist also sehr sparsam.
6. Das Instrument ist recht schwer, was am massiven Gehäuse aus MDF-Pressmaterial liegt, jedoch sauber verarbeitet und oberflächig hochwertig aussehend!
7. Gut, dass beim DP-95 kein externes Netzteil auf dem Fußboden herumliegt.
8. Die deutsche Bedienungsanleitung ist - anders als bei meinem vorherigen Instrument - sehr übersichtlich und gut verständlich. Die übergroße Anzahl von Klängen, Funktionen und Songs auszuprobieren, kann über lange Zeit viel Freude bereiten.
9. Die Klaviatur finde ich ein paar Zentimeter höher als gewohnt. Anstelle eines normalen Stuhles ist ein höhenverstellbarer Sitz ratsam, für Kinder unbedingt.
Fazit:
Ich bin, trotz der kritischen Anmerkungen, begeistert vom Funktionsumfang und der Klangleistung des DP-95. Kann ich jedem Amateur-Spieler empfehlen, auch angesichts des unschlagbaren Preises.