Wer die Spionage-Hausaufgaben gemacht hat, weiß, dass diese Ukulele ursprünglich von der portugiesischen Firma Antonio Pinto Calvalho, kurz APC, in Portugal gebaut wird.
Dies weiß man spätestens, nachdem man sieht, dass auf dem Kopf der Ukulele schon die Abdrücke des APC Logos zu erkennen sind, das vermutlich einst drauf war oder noch drauf sollte.
Weiter wird derjenige wissen, dass nur echtes Hawaiianisches Akazienholz, das als Endemiten-Art eben ausschließlich auf Hawaii wächst, auch tatsächlich "Koa" genannt werden darf. Diese Ukulele besteht jedoch - wie man auf der APC Internetseite nachlesen kann - aus "Europäischem Koa"... Man räuspere sich an dieser Stelle und verweise darauf, dass es schlicht Akazie ist.
Aber wie bekannt ist, ist Akazie ein absolute fantastisches Tonholz, da es sehr langsam und robust wächst und durch die Stabilität die Resonanz erhöht, weil die Schwingungen im Klangkörper nicht absorbiert werden.
Nachdem all das gesagt ist nun das positive an der ganzen Vorgeschichte:
APC ist ein toller Hersteller, der gut und gerne eben über unser geliebtes Thomann Versandhaus verkauft. Und - Koa hin oder her - eine voll-massive Akazien-Ukulele sucht man für den Preis bei Kala und Co. vergebens.
Warum vergebens? Der Grund wird schnell ersichtlich: Weil die Verarbeitung des Instruments leider nicht das hält, was das wundervoll und wirklich elegant und optisch ästhetisch anmutenden Klangholz verspricht.
Das geriffelte Holz-Lining im Innenraum ist teilweise - durch das Schalloch deutlich erkennbar - gebrochen und nachträglich eingefügt. Die gesamte Oberseite der Decke weist erkennbare spiralförmige Schleif- oder andere Bearbeitungsspuren auf, die die Ukulele wirken lassen, als hätte man mitten in der Holzbearbeitung gesagt: "Komm, ist Mittagspause..." und dann die letzten Schritte vergessen. Das Äußere Binding mutet mit dem typisch portugiesischen Muster zwar hübsch an, aber ist teilweise mit Macken versehen.
Und die Brücke ist zwar mit der cleveren APC-typischen Saite-Durch-Die-Decke-Steck-Auslegung versehen (Die Saite wird einmal durch die Decke zum Schalloch gezogen, ein Knoten wird gemacht und die Saite strammgezogen, dann einmal an der Brücke umwunden und dann zum Kopf gezogen und gespannt), wer den Knoten an der A- und E- Saite jedoch nicht groß genug macht (mindestens vierfacher Knoten), stellt bald fest, dass das Holz, aus dem die Brücke gefertigt wurde, einfach zu weich ist und viel zu sehr nachgibt... das merkt man spätestens dann, wenn beim Stimmen der neuen Saiten das Holz an der Knotenstelle endgültig nachgibt und das Loch so groß wird, dass der Knoten durchpasst und einem die Saite plötzlich und ohne Vorwarnung - SNAP - wie eine Peitsche um die Ohren fliegt...
"... Hätte auch ins Auge gehen können..."
Aber Lob wo Lob gebührt - Sie klingt toll. Toll? Ja fantastisch sogar. Wirklich!
Ob mit Re-Entrant oder Low-G - ganz egal, der Klang hallt nach und die ganze Ukulele schwingt und verbreitet warme Vibes... wirklich, sie vibriert und klingt lange nach.
Ein raumfüllender Klang, der absolut beeindruckt.
Akkorde, gezupft, country, folk, blues - egal was man spielt - der Klang überzeugt und ergreift.
Und - ja, natürlich, sie macht optisch wirklich etwas her. Die Akazie ist mit tollem Satin-finish haptisch angenehm und dämpft durch Abwesenheit eines dickeren Gloss-Finishs nicht - die Tiefen und Mitten kommen fantastisch durch und dominieren bei diesem Hartholz, welches eher die weichen und warmen, sanften Tiefen-betonten Klänge fördert. Die Höhen sind - was abgesehen von der Tenorgröße eh vorherrscht - eher im Hintergrund, können aber herausgearbeitet werden.
Die Mechaniken wirken wirklich hübsch. Vermutlich sind die Mechaniken an dem (lediglich) zweiteiligen Hals und die Maserung neben dem Klang DIE Pluspunkte an der Uke.
Die Akkorde lassen sich trotz eher schmaleren Halses einwandfrei greifen und das Spiel ist völlig ok. Allerdings macht das Griffbrett einen etwas traurig-trockenen Eindruck.
Läuft die APC vielleicht deshalb nicht unter dem Namen APC, weil es - bei den kleinen Verarbeitungsmängeln - eher B-Ware ist? Die Frage sei mal in den virtuellen Raum gestellt.
Alles in Allem - wem kleinere optische und Verarbeitungs-Mäkelchen egal sind, der hat akustisch betrachtet bei dem Preis das richtige Schnäppchen.
Wie gesagt: Voll-Massiv-Holz Akazie!