Ich habe ein günstiges Multieffect Pedalboard für meine Ukulelen gesucht, und die Auswahl konzentrierte sich dann auf vier Geräte: Valeton GP-100, NUX MG-300, Mooer GE150 und Harley Benton DNAfx GiT.
Mir wurde schnell klar, dass die Geräte von Mooer und Harley Benton vom Innenleben her praktisch identisch sind, d.h. sie unterscheiden sich nur durch die Anordnung der Bedienelemente, die Verarbeitung und das Display. Auch in Soundtests auf Youtube hörte ich absolut keinen Unterschied. Beide haben den riesigen Nachteil, dass die Signalchain fest ist (d.h. man kann die Reihenfolge der Effekte nicht ändern). Somit fielen die recht schnell aus dem Rennen (und es wundert mich, dass sich so viele nicht daran stören).
Von den verbleibenden Valeton GP-100 und NUX MG-300 hat das NUX meiner Meinung nach den eindeutig besseren Sound - es hört sich in einigen Youtube-Videos einfach viel voller, runder und lebendiger an. Allerdings kann man auch beim NUX die Signalchain wohl nur sehr begrenzt editieren - nur Modulation und Delay können verschoben werden. Für mich ist das ein Killerargument, denn bei der Ukulele will ich mich nicht auf Presets und Signalchain-Abfolgen verlassen müssen, die nunmal für E-Gitarre optimiert sind, und für eine Ukulele mit Piezo-Pickup muss man an den Effekten schon einiges drehen, damit es sich so anhört, wie man es sich vorstellt. Deshalb brauche ich volle Freiheit beim Editieren der Signalchain.
Dazu kam noch, dass der NUX im Gegensatz zum Valeton wohl keinen Octave-Effekt integriert hat. Dies ist für mich ein recht wichtiger Effekt, um aus der Ukulele einen volleren Sound rausholen zu können. Außerdem „missbrauche“ ich diesen Effekt, um mit der Ukulele eine Bassgitarre zu simulieren (das ist in Verbindung mit einem Looper ganz lustig). Dadurch hat dann der Valeton GP-100 das Rennen gemacht.
Was mir beim Valeton schonmal sehr gut gefällt, ist die hervorragende Software, die (bis auf den Looper) jedes Feature, das man direkt am Gerät hat, auch komfortabel am PC abbildet. Leider crasht der GP-100 schonmal, wenn er von der Software gesteuert wird mit einer kryptischen Fehlermeldung am Display.
Vom Sound her bin ich mit dem Gerät sehr zufrieden. Viele werden vielleicht denken: „Was kann man aus eine Ukulele mit einem Effektboard schon rausholen?“ Darauf kann ich nur antworten: Eine ganze Menge. Natürlich hat das mit hawaiianischer Volksmusik nicht mehr viel zu tun. Aber zum Beispiel das Wah des GP-100 Wah hört sich mit der Ukulele echt göttlich an, und wenn man an den Solo-Presets ein wenig justiert, dann hört sich jedes Blues-Solo gleich viel geiler an. Das einzige, was ich auch mit dem GP-100 noch nicht hinbekommen habe, ist ein Preset, wo Akkorde mit Overdrive sich nicht „matschig“ anhören. Aber gut, eine E-Ukulele ist keine E-Gitarre, und ansonsten finde ich die klanglichen Möglichkeiten wirklich toll.
Der Drum Computer ist hart an der Grenze des Brauchbaren. Es sind eine Menge Grooves dabei, die ich einfach nur als „bizarr“ empfinde. Wo ich mir ein paar simple Begleitungen wünschen würde, stecken in fast jedem Drum Beat irgendwelche „Fills“, die einen komplett aus dem Konzept bringen können und die sich nur billig anhören. Da wäre weniger mehr gewesen. Am schönsten wäre es, wenn man einfach selbst ein paar Midi-Files mit Drum Loops auf das Gerät spielen könnte. Schon kurios, dass man IRs auf das Gerät laden kann, aber keine eigenen Drum Loops.
Das Expression Pedal ist sehr klein und besteht aus geriffeltem Plastik ohne Gummiauflage, d.h. es ist auch rutschig. Man muss zur Bedienung ziemlich genau einen „Sweet Spot“ finden, wo man den Fuß auflegt, damit man den Sound unter Kontrolle hat und nicht wegrutscht. Live dürfte das auf die Schnelle schwierig sein. Um das Pedal zu aktivieren, muss man es erstmal ganz durchdrücken (was bei mir erst nach Kalibrierung des Pedals funktionierte). Danach liefert es bei vielen Effekten gute Ergebnisse, aber bei einigen Effekten entstehen durch das Pedal digitale Artefakte, so dass es für diese Effekte unbrauchbar wird. Aber insbesondere bei den Wah-Effekten funktioniert es ganz hervorragend. Was ich etwas kurios fand ist, dass die Zuordnung des Pedals zu einem Preset am Gerät selbst unter den „Global Settings“ erfolgt, obwohl es kein Global Setting sondern ein Preset-Setting ist. In der Software gibt es dafür ein separates Setting-Menü.
Beim Looper muss man darauf achten, dass er einen „Pre“- und „Post“-Modus hat, d.h. wenn man den aktiven Preset/Effekt mit aufnehmen will, muss man den Post-Mode verwenden. Dann stehen allerdings nur 45 Sekunden zur Verfügung. Leider gibt es im Looper keinerlei Synchronisation mit den Drums, d.h. man muss die Aufnahme genau am Ende des Beats beenden. Es wäre doch nicht so schwer gewesen, die Aufnahme erst am Ende des nächsten Taktes abzuschneiden. Wenn man die Drums aus- und wieder einschaltet, sind die dann natürlich mit der Aufnahme im Looper auch nicht mehr synchron. Auch eine Undo-Funktion zumindest für die letzte Aufnahme wäre cool gewesen. Aber leider habe ich sogar bei weitaus teureren Effektboards immer den Eindruck, dass der Looper eher stiefmütterlich behandelt wird und man für sinnvolle Looper-Features doch einen separaten Looper kaufen muss.
Insgesamt bin ich aber mit dem Gerät trotz der genannten Kritikpunkte zufrieden und werde es wohl recht häufig im Einsatz haben. Insbesondere aufgrund der voll editierbaren Signalchain und der guten Software ist es in der Preisklasse wohl das eindeutig beste Effektboard.