Ich hatte Gelegenheit, folgende Mundstücke (Plättchenstärke dahinter angegeben) probe zu spielen und zu vergleichen:
- Vandoren B45 und B50 (2,5)
- Pomarico Jazz* und Facing 3 (2)
- Selmer Concept (2,5)
- Buffet Crampon "C" (mein ursprüngliches und wohl ein älteres Mundstück) (3)
mit den Plättchen
- Vandoren Traditional/Superiere, V12 in 2, 2,5 und 3
- Legere Classic und Signature in 2,5
- Rico Royal 2
Die Bassklarinette ist eine ungefähr 50 Jahre alte Amati (tief Es) mit doppelter Überblasmechanik, die gewiss einen wesentlichen Einfluss auf das Spielerlebnis hat. Ich durfte neulich mal eine Buffet Crampon Prestige (ich glaube bis tief D, jedenfalls nicht C) probespielen, wo der Klang doch freier und mit weniger Druck hindurch floss.
Ich mag hier etwas ausführlicher berichten, in der Hoffnung euch Anhaltspunkte für eine gute Wahl zu geben. Ich spiele seit 10 Jahren Sopranklarinette und einem Jahr Bassklarinette. Hauptsächlich improvisiere ich allein oder mit unterschiedlichsten Instrumenten (Gitarre, Klavier, Querflöte aber auch Hang-Drum) zusammen auf Kontaktimprovisationsjams, auch häufiger in die Stille hinein. Ich suchte dafür nach einem Mundstück, was mir mehr Freiheit gibt, den Ton zu formen und habe deshalb nach einem etwas offeneren Mundstück gesucht. Im Gegensatz zum Orchester und Jazz-Bereich muss der Klang nicht besonders fokussiert sein und sich auch nicht gegen Blechblasinstrumente absetzen/hervorheben. (Die Bahnlänge habe ich hierbei nicht berücksichtigt, da mein Klarinettenlehrer dies ebenfalls nicht tut.)
Eine besondere und wichtige Erkenntnis ist, welch starken Einfluss die richtige Wahl des Plättchens zum Mundstück und Mund ist. Bisher hatte ich Buffet Crampon "C" mit Vandoren Traditional/Superieure gespielt, was zu einem lispelnden Klang geführt hat, der besonders bei leiserem Spiel störend zu hören war. Aber auch bei den anderen Mundstücken war der Unterschied deutlich hörbar, bzw. manche Plättchen für mich nicht wirklich spielbar (ein Klirren im Klang). Vandoren V12 und Legere Signature waren auf allen Mundstücken am besten spielbar. Das Legere Classic hingegen klingt auf allen Mundstücken verwunderlich dumpf. Ich spiele es auf der Sopranklarinette und bin sehr zufrieden damit.
Eine Erkenntnis war auch, dass die Pomarico Mundstücke ein leichteres Plättchen benötigen, um überhaupt gut spielbar zu sein. Da offenere Mundstücke neu für mich sind, dachte ich es wäre ein Thema vom Ansatz. Ein _noch_ leichteres Plättchen (von ursprünglich 3 zu 2,5 zu 2) war hierbei jedenfalls ein Türöffner. Weder von Legere noch das Vandoren V12 gab's hier beim örtlichen Musikladen leider keine Plättchen der Blattstärke 2, sodass ich nur das Vandoren Traditional/Superieure auf den Pomarico Mundstücken gut spielen konnte.
Beim ersten Probespielen trat bei fast allen Mundstücken ein Klirren im Klang auf. Das verwunderte mich, und war durch die Wahl des Plättchens nur begrenzt zu beeinflussen. Nur das Vandoren B50 spielte gleich gut an. Ein paar Tage darauf war das Klirren jedoch deutlich weniger geworden. Nur beim Vandoren B45, was ja ein sehr beliebtes Mundstück ist, ließ sich der Klang auch später nur schwer kontrollieren und ein Klirren vermeiden.
Über das Vandoren B50 habe ich ein Video von Michael Lowenstern gefunden, der ähnliche Ansprüche an sein Mundstück beschreibt. Dies hat mich überzeugt, es probe zu spielen, wo ich mir anfangs unsicher war, ob es zu herausfordernd sein könnte. wurde jedoch von Anfang an vom Gegenteil überzeugt. Tatsächlich das einzige Mundstück, was ich nahezu mit der ganzen Palette an Plättchen gut spielen konnte, stets mit einem 'sonoren' Klang und besonders, im Verhältnis zu den anderen Mundstücken, auch ab dem mittleren Register einen "samtigen" Klang erreiche. Mein Klarinettenlehrer schätzt dieses Register sehr an der Bassklarinette vergleicht den Klang hier mit dem eines Cellos, was ich bei ihm mit einer Buffet Crampon Prestige und einem Pomarico Mundstück auch gut höre und genieße. Während bei anderen Mundstücken auf meiner Amati etwas schnarrendes herein kommt, was unangenehm ist, spiele ich mit dem B50 auch hier sehr gerne. (Mit den Pomaricos ging es auch gut.) Aber rundum hat mich das B50 überzeugt, da es auch mit den Legere Plättchen und von Anfang an gut spielbar, bei gleichzeitig viel klanglichem Gestaltungsraum.