Erinnert sich jemand noch an die guten alten Vinyl-LPs? 33 cm Durchmesser hatten die, und damals hätten sich wohl nur wenige Bassisten vorstellen können, dass dereinst ein noch schmalerer Bass-Übungscombo das Licht der Welt erblicken würde.
Der Warwick BC 10 ist mit seinen 32 x 25 x 22 cm ein Winzling, und mit seinen 6 komma Kilo dementsprechend leicht. Er passt also in die kleinste Hütte und ginge im Flieger noch als Handgepäck durch.
Dieser Amp ist spartanisch konzipiert, d.h. reduziert aufs Wesentliche. Zunächst fällt einem auf, wie robust dieser Hänfling ist, ich musste an einen durchtrainierten Fliegengewichtsboxer denken. Über den Filzbezug freut sich die Katze, aber an den Speaker kommt sie durch das eloxierte Stahlgitter nicht ran. Rückseitig ist der Amp geschlossen, was zwar den Schalldruck etwas mindert, aber der BC 10 ist ja eh nicht für Stadion-Rock gedacht, sondern für zuhause und vielleicht leise Kneipengigs.
Ich teste ihn mit dem Harley Benton PB-50 SB Vintage Series, einem Preci-Nachbau mit einem Single-coil, Volume und Tone beide voll auf. Es ist ein passiver Bass, zum Aktiv-Input des Amps kann ich also nichts sagen, vielleicht kann der Warwick ja noch um einiges lauter.
Doch auch so ist man bass erstaunt, was diese Minikiste an differenziertem Sound auch in den Tiefen druckvoll produziert. Naturgemäß macht der 8''-Speaker keinen Hosenflatterwind, er klingt eher wie eine HiFi-Anlage, nur halt in Mono.
Dreiband-Regelung Tiefen, Mitten und Höhen, da gibt?s nicht viel zu sagen, außer dass die Frequenbereiche gut gewählt scheinen. Zunächst habe ich alle Regler auf 12 Uhr, Volume voll auf.
''Rauscharm'' stimmt nur solange auch der Bass zugedreht ist, dreht man ihn auf, hört man doch einiges Sirren des Singlecoils, was (mich) beim Spielen aber nicht wirklich nervt. Es dürfte auch von Bass zu Bass verschieden sein.
Den Höhenregler hochgedreht wird erwähntes Sirren natürlich lauter, was erst nach einem gewissen Decay deutlich wird. Witzigerweise erinnert dies an alte Zeiten, wo man noch nicht ''porentief rein'' als Soundideal hatte. Den Regler ganz runterdrehen würde ich nicht, dann wird es doch etwas muffig, aber auf ca. 10:30 kriegt man mit dem HB-Preci z.B. prima Motown-Sounds hin.
Ok, die Höhen wieder auf 12 Uhr, und den Mittenregler vorgenommen: ganz hoch wirkt es etwas blechern, nach unten deutlich weicher, wennauch beim Zupfen leicht nasal. Auch hier gefällt mir die 10:30 am besten, insbesondere beim Slapping.
Nun noch den Bassregler (Mitten und Höhen auf 12 Uhr). Den runterzuregeln ist natürlich reiner Schwachsinn, denn wir wollen ja Pfund um die Hüften kriegen. In der Tat klingt es dann runtergedreht auch nach Transistorradio, während die ca. 14 Uhr-Stellung fast den Rolls Royce ins Wohnzimmer brint. Naja, fast.
Man wird mit diesem Amp kaum in die Verlegenheit kommen, den Sound minutiös ins Klanggefüge einer Big Band zu integrieren. Für zuhause, Küchenjams und kleinere Kneipengigs sind die erstaunlich kräftigen 10 Watt aber dicke ausreichend. Mit Mikrophon abgenommen dürfte er auch für Homerecording eine gute Figur machen.
Ich denke, dass der Warwick seiner Aufgabe voll gerecht wird, das Preis / Leistungsverhältnis finde ich sehr ok. Meinerseits eine klare Kaufempfehlung.
PS ? Ich habe spaßesderhalber mal meine Jazzmaster über den Amp laufen lassen, und siehe da, das taugt auch!