Tl;dr: Das Yamaha 6C ist ein gut verarbeitetes Mundstück mit leichter Ansprache und gewissem Spielraum zur Tongestaltung. Gut geeignet für Umsteiger/Neulinge - testet für euch aber auch 4C - 7C, vielleicht liegt euch eines davon mehr. Nicht zu vergessen der günstige Preis (beachtet, dass keine Blattschraube inklusive ist).
ABER: Kauft nicht auf Empfehlung von irgendjemandem Online. Redet mit euren Lehrer:innen und/oder testet euch durch!!
Hier die Langfassung:
Die Mundstückauswahl ist etwas sehr, sehr Individuelles. Dem einen liegt ein Mundstück und dem Nächsten will damit überhaupt nichts gelingen. Ich kann nur meine persönliche Erfahrung schildern und versuchen damit Orientierung zu geben.
Empfehlungen wie "Ich spiele XYZ, hol dir das doch." sind zwar gut gemeint, aber oft bis gar nicht hilfreich.
Saxophon ist mein "Zweitinstrument", mit dem ich vor einem Monat meine ersten Gehversuche gestartet habe. Ursprünglich komme ich von der Klarinette, mit der ich schon viele Jahre Erfahrung habe, was den Umstieg ungemein erleichtert.
Bei dem gebrauchten Sax, dass ich mir zugelegt habe, war nun kein Mundstück inklusive - und damit begann meine Odyssee.
Zunächst habe ich mich Online auf diversen Websites und in Foren durchgelesen und Videos geschaut. Vielleicht ein Fehler, da man hier doch sehr viele Impulse und Vorschläge findet. Die Essenz ist hier auch: Verschiedene Mundstücke testen!
Wäre ich ein kompletter Neuling, was Holzblasinstrumente angeht, hätte ich das Yamaha 4C drauf getan und wäre damit für die erste Zeit höchstwahrscheinlich glücklich gewesen. Damit macht man zum Lernen nichts falsch und der Umstieg auf ein anderes Mundstückt ist sowieso vorprogrammiert.
Da jetzt allerdings schon ein gewisser Ansatz und Tongestaltungsfähigkeiten vorhanden waren, wollte ich mich durch verschiedene nicht-metallische Mundstücke durchprobieren.
Mein etwas naiver Gedanke war: Ich hol' mir jetzt ein Gutes und hab für immer ruhe... naja. Die Realität sieht anders aus.
Vielen Danke an Thomann an dieser Stelle für die Möglichkeit, die Mundstücke (mit angebrachtem Bissgummi und Kunstlederligatur) ausgiebig zu testen und wieder zurückzusenden.
Das Thema Mundstück ist wie eingangs erwähnt - leider oder zum Glück - ein ziemlich subjektives. Die Standardempfehlung "Testen/Ausprobieren und noch mehr Testen" ist der einzig ratsame Weg.
Ich testete mich also über mehrere Wochen mehr oder weniger fröhlich durch eine Vielzahl an Mundstücken von Meyer (M5M, M6M), Otto Link (Tone Edge 6), Vandoren (AL3, V16 A5 S+, V16 A5 M), Selmer (S80 C*) und Yamaha (5C, 6C, 7C).
Gemein haben alle, dass die Ansprache in den höheren Lagen gut bis sehr gut ist, die Unterschiede für mich als Anfänger waren nur marginal in der Tongestaltung. Ein Profi kann hier sicher deutlichere Unterschiede herausarbeiten und viel mehr herausholen.
Berücksichtigen muss man, dass die Profi/Fortgeschrittenen Mundstücke auch signifikant mehr Luft benötigen.
Wenn ich eines der zurückgesendeten als Favorit wählen müsste, wäre es vermutlich das Vandoren V16 A5M oder A5S+. Damit konnte ich den Ton am schönsten gestalten. Die Verarbeitung ist auch top, dagegen hat das Otto Link z.B. eher billig ausgesehen, obwohl es das nicht ist. Die inkludierten Blattschrauben von Meyer und Otto Link im Preisbereich bis ~160€ sind übrigens kompletter Schrott. Da sollte man lieber eine andere nehmen - Kostenpunkt so ca. ab 35€.
Warum habe ich mich aber für 6C von Yamaha entschieden?
Nun, die Ansprache und Tongestaltung im höheren Bereich (ca. ab dem c'') war damit auch sehr gut. Der Ton kann im Rahmen meiner Fähigkeiten schon recht schön gestaltet werden und hört sich nach Musik und nicht nur nach Tönen an.
Beim 6C noch etwas besser und mit einem kleinen bisschen mehr Gestaltungsspielraum als beim 5C.
Ausschlaggebend war für mich zudem der Tieftonbereich. Das 5C und 6C haben mir hierbei am besten gelegen. Sprich, die Ansprache war hier am leichtesten und direktesten. Mit den anderen musste ich mich hier teilweise schon sehr abmühen, um einen vernünftigen Ton hinzubekommen. Dass die tiefen Töne anfangs Probleme machen ist bekannt und Überblasen in die höhere Oktave ist keine Seltenheit.
Im direkten Vergleich gewinnen die Yamaha für mich im Tieftonbereich deutlich.
Mein Fokus aktuell, dass ich das Spielen üben, die Griffe verinnerlichen und auch an der Tongestaltung arbeiten will und nicht nur und ausschließlich darum kämpfen, ein tiefes h oder b sauber heraus zu bekommen. Klar, das gehört beim Sax spielen dazu, bringt mich alleine aber auch nicht weiter.
Mit mehr Übung und Erfahrung hätte ich vielleicht ein anderes Mundstück gewählt, aber für mich als Ein- und Umsteiger bietet das 6C das beste Gesamtpakt und ist dazu noch preiswert.
Ich bin zu der Überzeugung gekommen, mit einem Mundstück zu üben, mit dem man gut klar kommt, ergibt am meisten Sinn.
Sollte ich in Zukunft andere Bedürfnisse haben, werde ich mich noch mal umschauen.