Bereits seit längerer Zeit benutze ich zum Abhören ein Setup aus zwei Neumann 310ern und einem 750er Sub, und als Alternative zwei Auratone 5C. Aber immer wieder hatte ich das Problem, dass die Bassgewalt der Neumänner - auch bei deutlich moderatem Pegel um die 65db - meine Ohren bei elektronischer Musik auf Dauer zu schnell hat ermüden lassen, so dass nach einem langen Abend abgemischte Tracks am nächsten Tag viel zu basslastig waren.
Ich bin dann immer mehr dazu übergegangen, größtenteils mit den kleinen Auratone zu mischen und dann nur kurz auf die "Großen" umzuschalten, aber die 5C machen halt nicht so viel Pegel und auch nicht so viel "Spaß".
Dafür sind sie im Mittenbereich absolute Lupen mit großartiger Tiefenstaffelung und F***-Trocken im Klang!
Die Yamaha NS10 waren für mich schon immer Referenzen, wenngleich der Klang natürlich nicht im klassischen Sinne berauschend ist.
Das Mischen auf den kleinen Auratone hat meine Ohren aber merklich entspannt, so dass ich mich entschieden habe, mangels Verfügbarkeit der original NS10 die Avantone CLA10A einfach mal auszuprobieren.
Ich hatte irgendwie erwartet, einen Klang ähnlich den Auratones zu bekommen, nur eben etwas kräftiger. Aber da klingen die CLA10 dann doch wieder etwas anders... Der Bass ist bei den Auratones nochmal trockener und die HiHats klingen ebenfalls härter und schranziger, was ich gar nicht schlecht finde.
Die CLA10 klingen im Vergleich zu den Auratones etwas weicher und zahmer, was aber auch daran liegen dürfte, dass sie in den Mitten vordergründiger abgestimmt sind. Da haben die Auratones gefühlt ein kleines Loch, das den Klang durch Betonung der tiefen Mitten und Höhen härter erscheinen lässt.
Nach etwas Spielerei mit dem Pegel habe ich es nun so hinbekommen, dass sich beim Umschalten von den CLA-10A auf die Neumann 310er hauptsächlich nur das Fundament ändert, während die tonale Balance des Tracks größtenteils beibehalten bleibt. Genauso wollte ich das haben!
In Testberichten zu den CLA10 habe ich immer wieder lesen können, die Höhen der CLA-10 seien viel zu hart.
Dann schaut man auf die Rückseite der CLA-10A, wo sich der Regler zum Einstellen des Hochtöners befindet (VTP: "virtual tissue paper" mit einem schmunzelnden Rückblick aus die NS10-Historie... :-) ), dreht dann mal nach links und mal nach rechts, und fragt sich unweigerlich, was denn bitte mit dem Gehör der Schreiberlinge los ist/war!?
Von zu dumpf und absolut höhenbefreit bis sehr spitz ist durch den Regelweg alles möglich! ALLES!
Die Abstimmung der Grenzfrequenz des Hochtöners ist für meine Begriffe etwas zu hoch, denn für mein Empfinden könnte die Regelung der Höhen bereits tiefer im Frequenzgang ansetzen, damit z.B. die Closed HiHit der 909 etwas metallischer kommt.
Aber die Monitore sollen ja nicht in MEINEM Sinne "schön" klingen, und so müssen dann einfach die entsprechenden Frequenzen mehr betont werden.
Nach den ersten Mix-Tests hat sich auf jeden Fall bei mir gleich eine signifikante Verbesserung im Klang ergeben! Na ja, ehrlich gesagt eher Tag und Nacht...!
So einen knallenden Sound mit so straffem Subbass hatte ich noch nie in meinen Tracks!
Sinnvoll hätte ich noch eine Markierung im Regelweg gefunden, in deren Stellung die Höhen am ehesten mit denen der NS10 vergleichbar sind. So neigt man etwas dazu, den eigenen Vorlieben Platz einzuräumen und muss öfter nachjustieren, bis man "seine" Einstellung gefunden hat.
Die Regler machen insgesamt einen guten und wertigen Eindruck, haben auch eine mittel-freine Rasterung, so dass sich links und rechts vergleichbare Werte einstellen lassen.
Die Verarbeitung der Box generell ist gut, wenngleich das Furnier an den Kanten nicht überall 100%-ig verarbeitet ist. Aber da muss ich zur Relativierung einwerfen, dass ich auch sehr pingelig bin!!!
Das Wichtigste ist aber, dass meine Ohren nun deutlich entspannter sind, weil ich den Großteil der Zeit mit den CLA-10A abhöre und nur zwischenzeitlich mal kurz auf die Neumänner umschalte, um den Bass zu kontrollieren. Und wenn alles ganz gut läuft, verändert sich der Sound nicht großartig und erhält nur den fehlenden Bass und etwas Höhen. Dadurch, dass ich nicht die ganze Zeit alle Frequenzen bis runter auf 40Hz um die Ohren geballert bekomme, bleiben die Ohren aufnahmefähig und verlieren nicht die analytische Betrachtung des Audiomaterials, was dazu führt, dass ich den Subbass in den kurzen Phasen nun deutlich differenzierter wahrnehme.
Ich hatte in einem kurzen Anfall von Wahnsinn mal überlegt, mir noch einen zweiten 750er Sub zu kaufen, um mehr Druck und vermeintlich einen besseren Bass mit besserer Betrachtungsmöglichkeit zu erzeugen, und leider war auch nie jemand in meinem Umfeld, der mir mal eben schnell eine Bratpfanne auf den Kopf hätte hauen können, damit ich wieder klarkomme. Denn für die Beibehaltung der Sensibilität meiner Ohren und die Basswahrnehmung wäre das ein Supergau und 100%-ig der falsche Weg gewesen!!! Aber manchmal hat man da einen Knoten im Kopf und steuert in eine völlig falsche Richtung... :-)
Und auch, wenn es Stimmen gibt, die sagen, die NS10-Ära habe sich durch neue Technik und neue Musik überholt, kann ich nur sagen, dass sie als Mixwerkzeuge noch immer genial sind und sich die Prinzipien der Musik und der Gehörschulung nicht geändert haben. Und sie zeigen auch sehr schnell auf, welche (auch bekannten) DJ's schlecht gemischte Tracks abliefern, die fast nur aus Bässen und Höhen bestehen, vermeintlich teurere Studioproduktionen bekannter Gruppen dann aber auch tatsächlich auf den CLA's "richtig" klingen.
Die gebe ich nicht wieder her! Und gleichzeitig kann ich nur jedem ambitionierten Musiker anraten, auf dem Weg zu teuren Monitoren diese als Referenz mit einzuplanen! Glaubt mir, ihr erspart euch Frust! Viel Frust!