Ich bestellte mir den DeepMind12 schon bevor ich jede reale Sound-Demo hören konnte Mitte 2016. Es war die Freude darüber, das ein Jupiter-Clone in neuer Form analog in heuteiger Technik wieder kommt. Kam nun hier in Deutschland für mich Ende Januar 2017 mit wohl aktuellstem Firmwarestand endlich an. Klar, war total hippelig dieses Instrument hier im Studio begrüßen zu dürfen, und wurde natürlich sofort akribisch parametriert und ausgetestet.
Ich konnte die Fehler und Unkenrufe die berichtet wurden nicht bestätigen, weder das Tasten laute Geräusche geben, noch das der DSP nicht funktionieren würde beim Hochlauf. Denke diese Fehler haben die jetzigen nicht mehr. Die Tastatur ist absolute Klasse, spielt sich wie eine Fatar oder vergleichsweise mein KeyLab 49. Eben sauber definiert in jeder Nuance mit Feedback an den Fingern. Allein dafür lohnt es sich schon das Teil zu holen, als MIDI-Masterkeyboard um die anderen Synths im Rack damit zu spielen. Das Aftertoch ist so in der Klasse der mechanischen Aftertouch des Waldorf KB37, man benötigt doch recht viel Kraft, bis die erste Anregung des Parameters beginnt.
Die eingesetzen Fader finde ich etwas lumpig, wie auch die Controls der Pitch und Mod. Haben eher gegen Echtholz und Metallcase einen billigen, nicht auf Jahre vertrauenserweckenden Eindruck meines Casio XW-G1 (dem fielen die Dinger auseinander nach gut einem Jahr). Sie haben eben sehr wackeliges Seitenspiel, was ihnen sicher aus Erfahrung in einigen Monaten Defekte bescheren wird. Reagieren zwar präzise, aber gebe den Teilen keine hohe Lebenserwartung. Dort wäre mir eine unbeleuchte Variante meist lieber, da ich diese Controls gerne exzessiv zur Artikulation nutze. Denke der eine oder andere sollte früher oder später als Ersatzteil lieferbar sein. Vieleicht in einer V2 bessere Teile (Liebe Behringer, bitte erhört meine Gebete!).
Das Gehäuse ist solide, Metall, Druck wie die alten wunderbaren Teile. Auch Haptik wie die damaligen. Da wurde wohl echter Wert gelegt. Auch die Echtholz-Seitenteile, wurde viel Wert gelegt, sieht sehr schön gefällig aus. Der Drehencoder, weiß da noch nicht wie lange der leben wird, gebe dem aus Erfahrung rund maximal 2 Jahre bis er den Dienst verweigert. Auch dem bedruckten Knopf, der sicher schnell seinen Abrieb haben wird, bis der blanke schwarze Kunststof durchkommt. Die Fader, da muß ich wirklich etwas dazu sagen. Man hört wirklich beim Bewegen digitale Sprünge! Also gegen einen echten Analogen, nie je eine Chance in der Sparte!
In der ersten Minute sagte ich anderen, die mich fragten, das die beiden Oszillatoren sicher DSP's sind, forschte nach - nein - es sind wirklich reale duale Analog-Oszillatoren in Rechteck (PWM) und Saw auf 12 Polyphonen, also insgesamt 24 Stück! War echt hin und weg und begeistert! Das hätte ich in dieser Bauform und Größe nie erwartet! Der zweite ist auch Sync auf den Ersten, was in +/- einer Oktave sehr viel Spielraum lässt. Der Hauptpfad ist daher wirklich komplett 100% Analog! Einzigstes was auf Masterbus liegt ist der HPF wie auch der Boost, was im Handling in der Architektur auch wirklich gut ist. Zumal dieses Instrument nur einen Sound treiben kann, nicht ausgelegt ist für zwei oder mehrere parallele Sounds.
Dann war ich doch etwas neugierig, gieng in das Global-Setup, machte einen längeren Messvorgang aller analogen Komponenten, war selbst erstaunt wie lange das dauert, mehrere Minuten in denen Testwellen durchliefen. Keine feststellbaren Abweichungen! Scheint also das Werk wirklich perfeckt kalibiert verlassen zu haben, und alle Pameter bis hier gehalten zu haben. Für ein analoges Instrument in dem Umfang für mich wirklich ein Wunder. Das hatte nicht mal der Ur-Jupiter, ein paar Grad Temparatur-Differenz, und alles war anders.
Die Filter der Voices sind etwas ungestüm, neigen sehr schnell zum brachialen Kreischen wenn man die Resonance etwas aufdreht. Die 20% erwarte ich an anderen erst bei rund 95%, die mir da entgegenbrüllt. Mir fehlt da irgendwo die Reserve der restlichen 70% im Weg. Das macht sich auch im Sound-Programming auch extrem schwierig, da man Modulationen immer sehr weit abregeln muß. Das gäbe es an den analogen mit den Inv-Log-Kennlinie nie. Naja sehe es mal so, wenn jemand extrem nonlineares liebt, sicher ein gutes Feature, aber wenn man es Live und Soft versucht zu fahren, eher ein Frustfaktor.
Unter dem Strich, für rund 1200 Euro einen voll analogen zu bauen, ist bis heute eine gewagte Sache, Behringer versuchte es aus Eigenantrieb. Und ich werde dieses Instrument wohl nicht mehr veräußern. Eher wird es mit Kenntniss der Grenzen hier im Studio ein großartiges Teil sein.