Dieses analoge Delay ist eines der letzten Pedale die vom alten DOD/Digitech Team um Chefentwickler Tom Cram erdacht wurde, bevor eine fragwürdige Entlassungwselle vom Mutterkonzern Harman das komplette Entwicklerteam kündigte. So wurde schnell ein Mythos um das Rubberneck herraufbeschwohren der zusätzlich von einem seltenen Fehldruck verstärkt wurde, bei dem anstat "Rubberneck Rate" aus dem R ein B wurde, also "Rubberneck Bate" innerhalb kürzester Zeit wurde das Pedal so zum Kult, vor allem im Reddit Forum.
Aber genug der Anektdoten, was kann man so grundsätzlich zum Sound und der Verarbeitung sagen? Zu allererst muss ich betonen, das ich das Pedal für verschiedene analoge und digitale Synthesizer einsetze und von dem Standpunkt heraus rezensiere. Von dieser Warte aus erstmal keine Probleme mit Gain, das Rubberneck verträgt ordentlich Lautstärke und neigt nicht zum übersteuern bei Linesignal Leveln.
In dem Pedal befinden sich vier der Behringer BBD Chips "Coolaudio 3205" die in vielen anderen analogen Delays verbaut werden, die sich derzeit auf dem Markt befinden (zb. im roten Wazacraft delay von Boss). Diese Chips klingen sehr noisig und werden wie die meisten BBDs intern gefiltert, außerdem werden die Höhen etwas schlechter wiederholt als die Tiefen und Mitten. Ich hab allerdings Delays mit dem Chip die ich sehr gerne mag, zum Beispiel das nicht mehr hergestellte VOX Toneprint Double Decca das einen unnachahmlichen Vintage Vibe versprüht und in diese Ecke kann man auch mit Abstrichen das DOD schieben.
Das Design finde ich ungewöhnlich für ein Delay, klar es sieht aus wie ein DOD Pedal aber irgendwie erinnert mich das Weiß mit den blauen Streifen an Nordsee Korbsessel, was ich aber ganz witzig finde.
Technische Details:
Das Gehäuse ist robust, die Relais Footswitches etwas schwehr zu bedienen. Die drei Hauptpotis sind richtig groß und haben eine tolle Haptik, das Einstellen von Delayzeit, Feedback (hier Repeats) und Level ist also kein Problem und das Gegenteil von fummelig. Die Abmessung der Repeats ist perfekt, man kann viele Wiederholungen einstellen bis das Signal dann in Selbstoszialltion übergeht.
Die Delayzeit ist überdurchschnittlich und geht von 30 mS bis zu einer Sekunde über den Regler eingestellt und bis zu 1,5 Sekunden über den Tap Tempo Switch.
Tap Tempo funktioniert ok (hakelige Relais) und bietet noch zwei Subdivisions als triplets und doubles, eistellbar über einen Rockerswitch auf der linken Seite.
Auf der rechten Seite befindet sich noch ein Switch mit dem man Tails of und on schalten kann, also ob das Hallsignal nach betätigen des Bypass ausklingen soll oder wie üblich abrupt verschwindet und als dritte Option noch ein Dry off bei dem man dann nur noch die Delayfahne hört.
Des Weiteren gibt es eine Modulation die über einen Sinusoid LFO (leider nicht analog in dem Fall) in Rate und Depth mit einem etwas hakeligen zweiwege Poti eingestellt wird. Sie klingt eher schräg und eierig, gerade bei kleinen Delayzeiten und geringer Rate gelingt einem kein richtiger Chorus sondern etwas viel unkonstanteres als Auf und Ab, und ist die Lo Fi artigste Delay Modulation die ich je in einem BBD Delay gehört habe, dementsprechend eigenwillig aber interessant, das fällt bei langsamer Modulation aber nicht mehr auf. Auf der anderen Seite gibt es nochmal eines dieser komischen Potis mit dem man gain und tone einstellt. Beides tolle Features, tone filtert die Fahne (wie ein tiefpass) und fungiert so als denoising für die verrauschte Hallfahne, mit gain kann man schnell das Feedback in die Selbstoszilation jagen oder die Wiederholungen sättigen und man bekommt so einen Overdrive artigen Sound.
Die beiden Features Rubbernecking und Regen sind in die mitelmäßig verarbeiteten relaisgesteuerten Footswitches eingebaut und können über Minipotis in der stärke Reguliert werden. Diese sind Oneshot Funktionen die gehalten werden so lang man drauftritt/drückt: beim Rubbernecking wird die Delayzeit positiv oder negativ gerampt und bei der Regen Funktion kann man das Feedback kurzzeitig rampen und so die Selbstoszilation auslösen.
Rückseitig kann man über Send und Return noch einen Effektloop einfügen und somit die Hallfahne mit anderen Effekten versehen, was genial ist, vor allem mit externen Modualtionseffekten (Phaser, Chorus, Flanger, Pitchshifter...)
Zum Sound:
Der Klang ist sehr grungy und crunchy, also schmutzig und körnig (auch mehr als bei einigen Mitbewerbern), da man keine so gute Höhenwiedergabe hat und diese viel leiser als die Mitten und Tiefen wiedergegeben werden, ist der Sound leider etwas unausgewogen und auch nicht allzu warm, es kann sogar recht harsch klingen, bei kurzen Delayzeiten allerdings kommt das Signal noch originaler und brillianter raus. Allerdings kann man mit dem Tonepoti entgegensteuern. Das Pedal ist gut geignet um Tape artige Klänge und Leiern zu imitieren, zusammen mit der Modulation lassen sich mit dem Dry off switch recht überzeugende Wabersounds verwirklichen. Sehr Lo Fi das Ganze, aber mit eigenständigem Charakter.
So "schön" klar und edel wie beim MXR Carboncopy Deluxe ist der Sound aber auf keinen Fall und auch mit dem in den Höhen strahlenden Deluxe Memoryman kann das Rubberneck nicht mithalten. Trotzdem sind es die zahlreichen ausgetüftelten Features die hier überzeugen, der Effektloop, die Rampeffekte, Tone, Gain, das Abschalten des Drysignals, die lange Delayzeit, die Anzahl der Repeats und der niedrige Preis sind in Kombination ein Superdeal.
Fazit:
Wer noch auf der Suche nach einem sehr vielseitigen BBD Delay mit typischen analog Sound ist kommt hier auf seine Kosten, sollte aber gewarnt sein, dass es eher auf der Lo Fi Seite des Sounds beheimatet ist, selbst für BBD Verhältnisse. Meiner Meinung nach ist der Hype den das DOD Rubberneck jüngst erfur ein bischen fehlleitend und dem entsprechend das Pedal etwas Überbewertet aber gut ist es allemal.