Zunächst mal: Ich benutze das B9 nur zuhause, es geht alles ins Pult, Wiedergabe i.d.R. über Kopfhörer oder Breitband-Lautsprechersystem, Aufnahme mit digitalem Portastudio. Zweitens: Ich habe kein festverkabeltes Effektboard, es wird alles immer wieder nach Lust & Laune umgestöpselt, geändert, verdreht und angepasst. Drittens: Ich bin eigentlich kein Gitarrist, in meiner aktiven Zeit (in der Band, lang ist's her) hab ich das 4-saitige Holz bedient, Gitarren sind halt 'ne Liebhaberei, inzwischen zu einer kleinen Sammlung angewachsen, hauptsächlich Teles und Paulas. Daher sage ich hier nichts über einen möglichen Live-Einsatz des B9.
Aber weiter: Auf der Suche nach neuen Sounds bin ich irgendwann auf EHX gestoßen, und es sollte diesmal das B9 sein. Bestellt, ausgepackt, huch, das ist aber leicht (TC-E-Pedale z.B. sind, gefühlt, etwa halb so groß und doppelt so schwer), angeschlossen und... funktioniert, toll! Ja, ich weiß, die Videos auf der EHX-Seite suggerieren, man könnte damit (möglicherweise) einen Keyboarder ersetzen, aber das war von Anfang an nicht meine Intention, absolut nicht. Ich hab das Ding fürs Soundbasteln gekauft...
Praxis: Es erleichtert die ganze Sache, wenn man vor das B9 einen Compressor (/Sustainer) oder Booster setzt, z.B. Boss CP-1X oder TC-E Spark oder Hyper Gravity o.ä., eine Noisegateschleife (z.B. mit Boss NS-2, TC-E Sentry o.ä.) ist auch ziemlich ratsam; Bendings und Slides gilt es eher zu vermeiden, das steht auch so in der Bedienungsanleitung (und sie haben damit Recht, ehrlich!). Weiterhin empfiehlt EHX den Einsatz des Steg-Pickups... naja, der Hals-PU geht freilich auch, aber Steg ist anscheinend irgendwie besser, weiß auch nicht, Single-Coil oder Humbucker ist egal, also Tele oder Les Paul oder Superstrat, funktioniert alles.
Sehr hilfreich ist in dieser Hinsicht, wenn man eine Gitarre (oder vier :-) ) mit der famosen Evertune-Bridge besitzt, in der sog. sweet-spot-Einstellung kann man sehr gut & einfach schöne keyboardmäßige Klänge erzielen, die Spieltechnik sollte man etwas anpassen, nach 10-15 min Übung klappt das ganz gut. Das Tracking ist erstaunlich exakt, es gibt zwar eine gewisse, nicht ganz zu vernachlässigende Latenz, aber man kann ja notfalls den cleanen Gitarrenklang zumischen, wenn man denn will (das klingt in einigen Einstellungen sogar erstaunlich gut, wie gesagt, wenn man nicht die spinnerte Idee hat, einen Keyboarder ersetzen zu wollen).
Während man vor dem B9 außer Tuner und Compressor oder Booster nichts einstöpseln sollte (auf jeden Fall keinen Verzerrer), kann man sich dahinter ziemlich austoben, z.B. Digitech Luxe, TC-E Corona, TC-E Mimiq, TC-E Arena (oder gar T2) usw. (aber bloß keinen Octaver, igitt!), auf den Reverb sollte man aber keinesfalls verzichten, ein solider Boss RV-5 oder -6 tut's ebenfalls, oder ein DigiTech Supernatural, auch hübsch.
Ach ja, das Ding reagiert auf die Anschlagstärke, und zwar nicht linear-analog, sondern eher "gequantelt", da muss man spieltechnisch etwas aufpassen, aber der Compressor macht da schon die halbe Miete, sozusagen.
Sehr interessant ist es auch, das Ganze grundsätzlich in Stereo zu fahren, also, wenn vorhanden, zwei EHX-Geräte der 9er Reihe in Kombination einzusetzen (zur Zeit 03/2017 - bekommt man hierzulande den B9, C9, Key9 und Mel9, der Synth9 ist noch nicht erhältlich, aber mit Sicherheit äußerst reizvoll), da kann man sich ziemlich nette (oder doch eher abgefahrene?) Klänge zusammenbasteln und -mixen, das macht wirklich Spaß!
Fazit: Nettes Teil, tolle Idee, thank you Mr Matthews!
p.s.: Ach ja, der Preis ist schon recht stolz, so um die 160 Euronen wäre wohl eher angemessen, aber so ist das halt. Es gibt eben immer Deppen, die es trotzdem kaufen, und ich bin offensichtlich einer davon. Mist!