Ich weiß, daß es bis dato nicht gelungen war, den authentischen analogen Sound eines Mellotron digital nachzubauen. - Alles war zu sauber, zu gerade, zu digital eben.
Verblüffend also, wie diese New Yorker Electro-Harmonix-Typen das hingekriegt haben.
- Ob Flöte, Streicher, Chor... alles erinnert total an die echten Mello-Nummern der Musikgeschichte.
Alle analogen "Sound-Schrullen", die damals durch Bandschlupf oder -dehnung, durch ungleichen, schleifenden Transport, mangelnde Dynamik, fehlende Höhen usw. entstanden und uns dennoch lieb geworden waren, kommen voll rüber.
Ein Jaulen und Matschen - einfach Göttlich!!
Ein Tip zur Benutzung: Nehmt kräftige Ausgangssignale. Eine aktive Gitarre (zB. akustische mit Vorverstärker) kommt besser als eine passive.
Ein sehr guter Antrieb ist auch ein Keyboard - die Keyboard-Line-Outs direkt in den Quirl, den Keyboard-Kopfhörer-Ausgang erst in das Mel9 und dann zum Mixer.
Das bringt interessante Sounds auf den Plan.
Eine Orgel mit Leslie-Effekt, welcher dann auch noch den Mel9-Chor beeinflußt... starkes Klangerlebnis.
Im Grunde reicht zum direkten Ansteuern auch ein 20 Jahre altes Spielzeug-Keyboard.
Bei bisherigen Gitarren-Synthies kam es öfter zu überspitztem Quieken bei kräftig angeschlagenen Akkorden. Das taucht hier (bisher) nicht auf.
Derbe Signale sind wohl kein Problem.
Das Mel9 kann die Sounds trennen: Einmal die Gitte 1:1 auf die eine Buchse (Dry), dann zum zweiten den Effekt auf die andere Buchse (Effect).
Leider kommt über die Effektbuchse nach Abschalten des Mello-Sounds dann auch nochmal die Gitarre trocken rüber, was recht nervend ist, da die Klampfe doch bereits über die Dry-Buchse anschließend mit eigenen Effekten versorgt und laut genug eingestellt ist.
Das erfordert dann einen Extra-Schalter, zusätzliches Gestrampel und doppelte Konzentration.
Nutzt man gesplittete Eingänge und Vorwahlschalter in einem gut gefüllten Tretminenkasten, relativiert sich das natürlich.
Zusammenfassend:
- Verblüffender Sound.
- Zu empfehlen für alle, die den Mello-Sound lieben, sich aber kein "Millionen-teures und Tonnen-schweres" Originalgerät hinstellen können.
- Nicht zu empfehlen für jene, die mit Mellotron nichts anfangen können und ihre Erfüllung in klinisch reinem, digital-gebasteltem Plastiksound suchen.
Für Euch kling ein Mello garantiert nicht echt genug nach Chor oder Flöte... sondern zu schräg.
Aber: Das muß so!