Ich habe schon viele Gitarrenverstärker und 10" sowie 12" Cabs gebaut. Auf den E-Voice EVM 12L bin ich in einem Music-Man 60W Verstärker von 1983 aufmerksam geworden. Dieser betagte Speaker war in jeder Hinsicht noch absolut akkurat. Jetzt spiele ich zwei davon selbst an einer 2x18W stereo Röhrenendstufe, eingebaut in kleine offene Blackface Cabs. Ist schon interessant, dass jedes dieser kleinen Cabs spielend eine großes Marshall-Top-Teil handlen könnte und dann wegen des enorm hohen Wirkungsgradesd dieses Speakers die Lautstärke des ganzen gegenüber den üblichen 4 Celestions sogar noch verdoppeln würde.
Die große Stärke des EV sind sicherlich Clean-Sounds und seine Pedalfreundlichkeit, denn wegen seiner enormen Leistungsreserven gerät er natürlich in den meisten Set-ups bei weitem nicht an seine Belastbarkeitsgrenze und entwickelt daher auch keine charaktergebenden Partialschwingungen.
Natürlich muss man das extrem hohe Gewicht dieses Speakers im Auge haben. Deshalb würde ich den nur für 1x12" oder auf Rollen empfehlen. Einer von diesen E-Voice wiegt mehr als zwei der üblichen Celstions oder Jensens. Aber eine Dauerbelastbarkeit von 200W reicht ja eigentlich auch für eine Box. Anderenfalls gibts bei E-Voice auch noch eine Variante mit 300W Belastbarkeit :-)
Der Speaker hat eine außergewöhnliche Servicefreundlichkeit, schon die Anschlussterminals lassen das Herz jedes Technikers höher schlagen. Aber man bekommt auch alle erdenklichen Ersatzteile bei E-Voice. Im unwahrscheinlichen Fall eines Schadens muss man hier also nicht den ganzen Speaker wegschmeißen, sondern kann auch das Dust-Cap oder die Membran als Ersatzteil-Kit bekommen und alleine tauschen.
Was nicht so schön ist: Die Front-Bedruckung ist nicht so ausgerichtet, wie es die Zeichnungen von EV zeigen. Ich hatte mich darauf verlassen, und die Bohrungen in den Cabs entsprechend ausgerichtet, jetzt sind sie 22,5° aus dem Winkel. Falls man auf eine gerade Ausrichtung des EV-Logos Wert legt, sollte man sich also ggf. vor dem Bohren unbedingt den Speaker ansehen und nicht den Zeichnungen vertrauen. Das gleich gilt für die Position der Anschlussterminals im Verhältnis zur Bedruckung des Dust-Cabs. Bei meinen Exemplaren sind sie, so wie auf der Abbildung hier, genau unterhalb des Front-Logos. Die Zeichnung von EV zeigt sie an deutlich anderer Stelle. Und schließlich sind die Rückenetiketten gegenüber den Front-Logos auf dem Kopf. Das sind Kleinigkeiten, dennoch finde ich es nachlässig, dass darauf bei der Werksmontage nicht geachtet wird. Und die Winkellage der Front-Logos ist m.E. durchaus nicht ganz gleichgültig, weil die kontrastreiche weiße Bedruckung hinter vielen üblichen Grill-Cloths durchaus zu sehen ist.
Diese kosmetischen Punkte schmälern aber die technische Überlegenheit in keiner Weise. Man bekommt hier einen Speaker fürs Leben, der sich aber ggf. auch nach jahrelangem Betrieb noch zu einem hohen Preis gebaucht verkaufen lässt. Daher volle Punktzahl.