Als sonst eher akustisch musizierender habe ich mir nun auch mal wieder eine Elekrogitarre gegönnt. Nach vielem Überlegen, war klar, sie sollte P90's haben. Und nicht zu teuer werden. Und gut verarbeitet sein. Und schön aussehen.
So kam ich auf die HB CST-24T P90. In schwarz sah sie auf der Thomann Homepage auch einfach zu verlockend aus. Also bestellt und nicht schlecht gestaunt, als die Gitarre bei mir ankam. Sie sah mindestens genauso gut aus, wie auf den Fotos! Wirklich ein Schmuckstück!
Dann die Verarbeitung gecheckt, Harley Benton ist da ja nicht immer perfekt - höflich formuliert. Aber was soll ich sagen, die gewölbte Decke ist wunderschön und makellos, wie die gesamte Lackierung auch. Die Bünde sind sehr gut eingesetzt, nichts steht über, ist scharfkantig oder kratzt beim Spielen. Der eingeleimte Hals besteht aus drei Streifen, an der Kopfplatte sind noch mal zwei weitere Streifen angeleimt. Aber alles sehr gut gemacht und der Stabilität eher zuträglich, als ein einteiliger Hals. Aber gut - hier merkt man, dass gespart werden musste. Die Halsform ist für mich unauffällig. Ich komme gut mit ihr klar. Ein matter Hals hätte mir besser gefallen, aber da ich nicht zu schwitzigen Händen neige, wird auch die makellose Glanzlackierung kein Problem werden.
Das Griffbrett meiner Gitarre ist heller, als das der fotografierten und etwas rötlich-orange. Dadurch hat sie etwas mehr Kontrast, was nicht jedem gefallen wird. Ich find's jedoch sehr schön! Wie immer bei HB ist das Griffbrett etwas trocken und wird beim nächsten Saitenwechsel nachgeölt, keine große Sache.
Die Mechaniken sind nicht die besten, die ich je hatte, aber sie funktionieren ordentlich. Mal sehen, wie sie sich über die Zeit machen, vielleicht müssen sie ja doch Schaller Tunern weichen.
Der Sattel ist gut eingesetzt und sauber gekerbt, kein Anlass zur Kritik. Die Brücke - also das Tremolo - ist sauber gearbeitet. Ob man die matten Saitenreiter in der Chrombrücke haben will, ist wohl Geschmackssache. Da sie ordentlich eingestellt waren kann ich zur Funktion noch nichts schreiben, genauso wie zur Funktion des Tremolos. Es ist eh nur eins zum runterstimmen und ich werde es nicht nutzen. Deshalb stört mich auch nicht, dass man beim steckbaren Tremolohebel vergessen hat, den schwarzen Plastikgriff zu montieren. Die Tremolofedern schwingen natürlich beim Spielen mit, ein wenig Gaffatape auf die Federn hat dieses bauartbedingte Problem gelöst. Sieht ja keiner, da unter der Abdeckung.
Apropos Abdeckung. Warum das Tremolofach eine glänzend schwarze Abdeckung hat, das Elektronikfach aber eine matt schwarze erschließt sich wohl nur Einkäufern, die im Centbereich kalkulieren müssen. Aber beide Abdeckungen sind ordentlich eingelassen und auch die Holzschrauben greifen.
Das Elektronikfach ist mit Abschirmlack gestrichen und die Verdrahtung sieht ordentlich aus. Schade, dass das Tone-Poti nur am letzten Ende des Regelwegs Wirkung zeigt, ist wohl ein lineares.
Bei Thomann wollte ich herausbekommen, was ich stattdessen einbauen könnte, leider war man nicht in der Lage, eine sinnvolle Auskunft zu geben. So werde ich wohl probieren müssen, ob 250 oder 500 kOhm bei dieser Gitarre besser sind.
Ansonsten: Die Potis arbeiten kratzfrei, auch der Toggle Switch tut sein Pflicht. Dass der vernickelt ist und deshalb einen deutlich wärmeren Silberton hat, als die restliche Hardware, scheint ein generelles Problem zu sein. Jedenfalls habe ich noch nie einen wirklich verchromten Toggle Switch als Austausch gesehen. Aber das ist genauso eine Nicklichkeit, wie der Umstand, dass die Potiknöpfe etwas schräg abstehen. Wohlgemerkt, die Potis sind ordentlich eingebaut, nur dank der gewölbten Decke sieht es etwas merkwürdig aus.
Zum Klang: Mich hatte in der Recherche der bei Thomann verlinkte Testbericht von Amazona fast abgeschreckt. Da wurde von Deadspots und einem eher matten und dumpfen Klang geschrieben. Also habe ich mir die Gitarre erst mal trocken sehr genau angehört. Deadspots? - Nada! Stattdessen ein sehr guter und langanhaltender Ton über das ganze Griffbrett. Keine Spur von matt oder dumpf.
Elektrisch habe ich auch eher das Problem die Höhen zu bändigen, als mich über deren Fehlen zu beklagen. Also entweder hatten die bei Amazona eine Montagsgitarre oder HB hat in der Zwischenzeit nachgebessert. Der Klang meiner Gitarre ist jedenfalls so, wie ich mir ein P90 Brett vorgestellt habe. Agressiv und typisch Single Coil, aber weniger dünn. Ob da jetzt andere Gitarren besser sind? Dazu fehlt mir die Erfahrung mit E-Gitarren. Und falls ich irgendwann mal nicht zufrieden bin, kann ich ja die Pickups immer noch austauschen. Bisher sehe ich jedenfalls keinen Grund dazu.
Mein Fazit: Ich habe eine wirklich tolle Gitarre bekommen, ein ausgewachsenes Instrument. Was ich zu Verarbeitung und trockenem Klang sagen konnte, gilt unabhängig vom aufgerufenen Preis. Also kein: "Für den Preis ist die Verarbeitung toll", sondern einfach: "Es ist ein wirklich gute Instrument!"