...Erwartungshaltungen (sofern man sie denn hat) die sich erfüllen - hat man gerne, werden die eigenen Erwartungen dann gar noch übertroffen - dann ist es noch schöner!
Je nachdem wie hoch (oder wie niedrig) man "seine" Latte setzt (oder bewusst tief, d.h. die Erwartungshaltung entsprechend niedrig hält), wird die eigens zuvor gelegte gedankliche Messlatte beim "Ersteindruck" übersprungen, gerissen... oder hüpft locker darunter durch, erreicht sie die Latte nicht mal...
Um ehrlich zu sein war ich da recht gelassen, weil ich diesbezüglich schon "abgebrüht" bin, auch wenn ich mich auf so ein Paket freue, bei Bedarf kann ich fast alles richten, zudem kann man die Gitarre bei Nichtgefallen u. evtl. "Mängeln" retour senden, bzw. tauschen.
Die Erwartungshaltung ist das eine, zum anderen ist es die Tauglichkeit für den jeweiligen vorhergesehen Zweck - persönlich und individuell.
Ergo... selbst wenn die eben erhaltenen Gitarre, die Latte nicht überspringt - vll. beim 2ten oder dritten Anlauf nach Doping, Training... :D ...oder man muss auf dem Auswechsel_spieler spielen...
Der Preis spielt dabei auch eine wesentliche Rolle, in der Regel erhält man häufig mehr als der Preis vermuten lässt, ob Harley Benton, "NoName" etc. - inwiefern man manche Gegebenheiten akzeptiert, die im niedrigen Preis "inbegriffen sind", ggf. behebt, oder beheben lässt - darf / kann / muss Jeder für sich selbst entscheiden.
Was mich ein wenig wundert ist, daß die Gitarre sehr häufig als Anfänger- oder Einsteigergitarre tituliert wird, in meinen Augen ist sie das erst mal nicht, obwohl sie grundsätzlich nicht ungeeignet ist. Ich gehe davon aus, daß bei einer Großzahl der Gitarren aus dem Karton die Saitenlage nicht optimal ist, da oftmals doch extrem hoch.
Vll. weniger in tiefen Lagen und bei offenen Akkorden ein Problem, jedoch tun sich gerade Anfänger beii Barreegriffen schwer, durch die hohe Saitenlage erfordert es mehr Kraft beim Greifen, insbesondere so ab Bund 7, zudem ist die Höhendifferenz einzeln gegriffener Saiten zu umliegenden offenen Saiten enorm, ein Umstand der flüssiges und schnelles Spiel und verhedderfreies Umgreifen stark ausbremst - letztendlich anstrengt und unsauber klingt.
Ich sehe das als eine enorme erschwerende Spaßbremse, die evtl. so manchen Einsteiger die Lust verlieren lassen könnte.
Oft werden auch die Saiten als eher schlecht bewertet, darin sieht man auch häufig ein Verstimmungsproblem, teils "beschuldigt" man auch die Mechaniken dafür...
Dabei ist dies ein grundsätzliches Phänomen, frisch aufgezogene Saiten, insbesondere die Nylonsaiten verstimmen sich anfangs öfter... neue und hochwertigere Saiten sind davon aber genauso so betroffen - wichtig ist eben, dass die Saiten perfekt geknotet sind, sauber und eng einlagig gewickelt sind, und so keinen oder kaum mehr Schlupf haben sollten und eben auch jede Einzelsaite mit Bedacht und Gefühl gedehnt wird, die sie erfordert. Die Nachstimmerei lässt sich damit zwar nicht gänzlich in einem "Aufwasch"kompensieren, jedoch deutlich abkürzen. Dass dieses Prozedere ab Werk quasi aus dem Karton zur Verfügung steht ist i.d.R. zu erwarten, der Check beim T ist dafür auch nicht zuständig - letztlich Sache des Spielers, für weniger Erfahrene nicht einfach (Dehnen ist nicht = Abreißen:), oder wird mangels Kenntnis schlicht nicht berücksichtigt, weil noch nicht erlernt?!
Aber... gehört dazu, gehört vermittelt und ist auch kein Hexenwerk, ebenso wie Bünde glätten, Griffbrett u. Instrumentenpflege, Stegeinlage tiefer legen, wenn man es gezeigt bekommt und eben nach dem Erfordernis seiner vorliegenden Gitarre entsprechend DAS macht (machen lässt inkl. evtl. Mehrkosten), was notwendig und sinnvoll ist, die Grundlage für Spielfreude und Wohlklang erschafft und ermöglicht!
Kleinigkeiten in Summe ergeben oftmals einen völlig veränderten Eindruck den mir das optimierte Instrument vermittelt - wie ausgetauscht... Unterschied wie Tag und Nacht.
Ich möchte die Gitarre ohne Bezug zum Kaufpreis wie im Folgenden bewerten, also Leistung und Gegenwert unabhängig der bezahlten 89?.
Output ohne Input (in Bezug auf Kaufpreis)....
Zur Info, bin Ü50, ca. 35 Jahre Erfahrung bez. Gitarre(n) (E+A etl. div. Modelle), letzte 20 Jahre fast täglich am üben, spielen,....
Beweggrund z. Kauf:
Preiswerte Konzertgitarre mit Cutaway u. pass. Tonabnahme, ansprechende Optik
Erster Eindruck:
Versand u. Verpackung wie gewohnt von T super... Gitarre schaut ok aus, erst mal keine gravierenden Mängel und so.
Punkte im Einzelnen, positiv wie negativ
- Saitenlage ist zu hoch
- Saiten sind angelaufen, lassen sich aber leicht reinigen
- Saiten sind klanglich mMn viel besser als tw. hier lesbar
- Mechaniken schön und uneingeschränkt funktional
- Gitarre ist durchweg gut verarbeitet, Geruch ist i.O. bis angenehem im Innern
- Lack ist sauber, auch nicht zu dick aufgetragen, bis auf..
- Steg mit Plastik beklebt und tortengußartig mit Lack überflutet, wellig... kann man auf den Produktbildern annähernd erkennen, geht mMn gar nicht 8)
- ansprechende Holzmaserung u. Farbgebung, die Decke wäre farblos klar sicher auch schön - aber, passt schon.
- schönes Griffbrett, gut spielbarer Hals
- keine überstehenden Bundenden, Bünde aber leicht rauh
- Griffbrettende und oberste Bundstäbchen nicht so toll, teils gespachtelt, Schliff etc.
- sehr guter Akustikklang schon mit Werksbesaitung aus dem Karton
- saubere Innenbearbeitung
- Klangfülle und Lautstärke beeindruckend
- Resonanzverh. und Ansprache für Cutaway und Nichtmassivdecke erstaunlich, Decke aber nicht zu dick, zudem sehr resonant - merkt man schon beim Anklopfen!
- Abnehmersystem passiv, Piezo bedingt Klang, Handling, keine Batterie erf., weniger Output usw. - aber gute Ergebnisse sind durch Regelung / Maßn. erzielbar!
Man kann also durchaus im Einzelfall mit der Gitarre aus dem Karton leben, schlechter wird's durch neue Saiten und einer Griffbrettölung sicher nicht, schöpft aber u.U. nicht das o.g. volle Potential aus
Ich habe am WE folgendes gemacht:
1. Steg von der unschönen Plastikauflage befreit. Unter dem pixeligem Plastikholzimitatfurnier und der dircken Lackschicht.... findet sich Palisander!
2. Den Steg nahezu komplett vom Lack befreit (bis auf die Flanken, was nicht erkennbar ist) und anschl. geölt u. poliert. Natürlich ist das viel Aufwand, mit Abkleben, viel Handarbeit (ich habe alles per Hand gemacht) und auch nicht ganz einfach und risikofrei (wenig Druck ausüben wegen Beleistung - lass (bloss nich) knacken Kumpel) - aber wenn man es geschafft hat, dann fragt man sich, warum man es nicht gleich so macht (aber fertigungsbedingt wohl aufwändiger). Kein Vergleich zu der "Lacküberflutung" zu vorher. Viel Arbeit - lohnt aber nicht nur optisch, sondern ist auch klanglich hörbar verbessernd.
3. Griffbrettende nachgefeilt (am Schalloch), Griffbrett schrag zum Schallloch gefeilt und kaum Fleisch für die beiden "halben Bündchen", mangels Holz tw. freiliegend.
=> Konstruktionsfehler! Einfache Lösung wäre künftig das Schalloch um ca. 3-5mm nach unten zum Steg versetzt anzuordnen, dann hätte man dieses sicher zeitaufwändige "Rumgewürge" am Griffbrettende und somit auch den unschönen Abschluss an dieser Stelle nicht!
4. Bünde verschliffen u. poliert
5. Griffbrett mit Rasierklinge abgezogen (geglättet, dadurch verschwinden auch die "Spuren" der vorangegangenen Bundbearbeitung = WinWin) - erspart sich eine separate, abgedeckte Bearbeitung der Bünde und geht superschnell - ohne Stahlwollegefitzel!
6. Griffbrett (u. Steg) geölt (Ballistol seit ever - egal welche Meinungen es da auch geben mag :D)
7. Stegeinlage zurechtgefeilt und die Höhe mehrfach angepasst = unten plan abgefeilt
8. Bohrungen an der Fensterkopfplatte der Mechaniken geölt (ausbauen und wachsen ist effektiver u. dauerhafter gegen knarzen)
9. Kontermutter Klingeneingang an der Zarge nachgezogen und mit 1-2 Tröpfchen Sekundenkleber fixiert (lässt sich bei Bedarf gut wieder lösen)
10. Gitarre gereinigt, nachpoliert (durchbrochene Kopfplatte und Kanten, Binding etc.)
Alles in Allem ist das schon viel Arbeit, diese Arbeiten machen aber wirklich Sinn, wie gesagt... weniger geht, aber man könnte auch noch mehr machen, bspw. Knochenparts Steg/Sattel, Deckenlack ab (aber dafür zu gut und auch zu Aufwändig - Rosette ist geklebt...), Beleistung innen scaloppen, Mechaniken tauschen (sind aber ok, vll. 226854 f. 8,90Eur Top -teil -preis) , PU System wechseln....
Ich bin überzeugt davon, dass sich das schon lohnen könnte, wie bei jeder Gitarre die sich setuppen lässt, verbessern lässt... inwiefern und wie weit man es "treiben" will......
Für mich kommt noch ein Knochensteg den ich ihr anpassen werde (2,50Eur Rohling HB bone blank) u. dann Saiten (ab) hard tensions??
Aber... die spielt sich jetzt saugut und klingt auch wunderbar mit den Werks-Saiten (auch günstige HB???), erzielt momentan damit einen wunderbar weichen, harmonischen Klang - den ich Euch gerne hören lassen würde, nach dem Tuning habe ich sie 3 Stunden intensiv gespielt, in allen Lagen und "allen Variationen" - laut, leise, gezupft, gestrummt, flagoletts. Akkorde, Solospiel.... zuletzt in der Küche, wo der Klang durch die Umgebung (Fliesen) Hall mitbekommt.... keine Halle sondern eher room - kitchen halt!
Ich bin mir sicher, daß Jeder der dabeigewesen wäre absolut angetan gewesen wäre - ohne mich jetzt selbst loben zu wollen. Ich bin jetzt zwar kein Profimusiker der seinen Lebensunterhalt damit bestreitet, aber der festen Überzeugung auf einem vergleichbar professionellen spielerischem Level zu sein und bin mir auch auf Grund des gewonnenen Eindrucks der Gitarre sicher, daß der Klang jedem Anwesendem sehr gut gefallen hätte - Profis inbegriffen!
Das ist umso erstaunlicher, da es a) eine sehr preisgünstige Gitarre ist, und b) die Decke ja nicht mal massiv ist, zudem c) durch den cut eig. weniger Resonanzraum zur Verfügung steht....
Hinter dem Steg gibt es ein kleines Bäuchlein auf der Decke, diese mittige minimale Wölbung nach oben, eher ein gutes Zeichen.
Das Holz erscheint schon recht trocken, so dass man eher keine Überraschungen erwarten kann bez. Verdrehungen, Rissen usw. - das schaut alles sehr gut aus, die nicht massive Decke ist dahingehend auch robuster, freut sich aber dennoch über eine "artgerechte Haltung".
Gutes Schwingungsverhalten, nicht zu schwer (gewogen = 1638g), Deckenlack leicht eingesunken = nicht zu dick = gut!
Man bekommt viel, man kann daraus noch viel mehr machen und ich bin mir sicher, dass daraus auch noch mehr wird - der Klang wird wachsen, weiter wachsen nachdem sie wach geküsst wurde und das Wachstum begonnen hat!
Der PU ist eine nette Dreingabe, tut eig. immer und ist einer Mikrofonierung zus. beimischen, da der piezo den Akustikklang naturgemäß so nicht rüberbringen kann! Das könnte auch ein anderes Thema sein....
Was man bekommen hat ist aber ok - mehr ist ja auch nicht drin ;)
Mal abgesehen von weltpolitischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen, Umweltbelangen, Rohstoffe, menschl. Hintergründe....usw. die bei der vorl. Gitarre wohl "deutlicher mitschwingen" - wie bei so Vielem, fast Allem... angesichts des Preises und wegen anfangs genanntem "Input - Output" - losgelöst von Allem ist das eine erstaunliche und zugleich wunderbare Gitarre, die nun das Potential hat um breitgefächert "Kinnladen herunter zu klappen"!
Was zählt und was bleibt ist... der Output.
Die Gitarre ist eigentlich für "Jeden" käuflich erreichbar und eigentlich mehr Wert als man bezahlt, vll. ist das ja auch der Grund für die Mehrwertsteuer?
Spielerisches Können ist dahingegen ist nicht käuflich, das will erarbeitet sein und erfordert auch entsprechendes Werkzeug.
Wer sich schämt, könnte ja den Zettel im Korpus zum Zwecke der Verschleierung überkleben oder ablösen - vorurteilsvorbeugend durch das fehlende Etikett zur Blindverkostung frei gibt und bei einer Geschmacksbewertung (insb. meiner nun optimierten Gitarre) mit positivem Feedback rechnen kann und preislich nicht zutreffend (so niedrig) eingestuft werden wird.
Bisschen geht noch bei meiner bez. Saitenlage, etwas Reserve braucht es, um auf gesamten Griffbrett inkl. Kapo tonale Sicherheit bei vollem Dynamikumfang zu haben.
Schon ins Herz geschlossen und freu mich vll. bald auf 380931 :D