Herausragendes Instrument zum fairen Preis. Es ist sehr sauber intoniert und spricht derart leicht an, dass du es problemlos und ohne Anstrengung mit der Nase spielen kannst (ist wirklich ernst gemeint). Du brauchst hier auch nicht zu befürchten, dass irgendwo ein Nasenhaar hängen bleibt, denn alles ist ausgezeichnet verarbeitet und herrlich rund ausgeformt. Barthaare haben ebenfalls keine Chance, irgendwo festzuklemmen und Dir auf schmerzhafte Weise die Freude am ekstatischen Musizieren zu verderben. Die Special 20 gestattet stundenlanges Spielen ohne die Gefahr, sich den Schnabel zu verletzen. Doch nicht nur dein Mund, auch deine Hände werden dieses Instrument lieben, denn es liegt geschmeidig in denselben.
Kommen wir zum Ohr, das die Special 20 ebenfalls zu verwöhnen vermag: Dass der Kanzellenkörper aus Kunststoff ist, wirkt sich zwar geringfügig - und nicht unbedingt negativ - auf den Sound aus, aber keinesfalls auf die Qualität des Instruments. Holz klingt zwar tatsächlich etwas bluesiger, aber bevor Du jetzt die Seite wegklickst um die Marine Band zu ordern, lass Dir sagen, dass die Special 20 trotzdem gut klingt und man prächtig damit Blues spielen kann. Wenn Du Anfänger bist, solltest Du wirklich lieber die Special 20 nehmen, denn sie braucht nicht eingespielt zu werden und ist überdies so konstruiert, dass sie Dir viele Anfängerfehler verzeiht. Also: Der Kunststoffkannzellenkörper ist auf keinen Fall ein Nachteil, zumal Kunststoff feuchtigkeitsunempfindlich ist. Stichwort Ausatemkondenswasser oder Sabber. Ein weiterer Vorteil der Special 20 gegenüber der gleichteuren Marine Band ist der, dass die Edelstahlplatten verschraubt und nicht genietet sind, was die Demontage zur Instandhaltung wesentlich vereinfacht. Wenn Du, gerade als ungeübter Anfänger, die Stimmzungen mit Windstärke 12 überlastest oder mit im Mund übrig gebliebenen Kekskrümeln bombardierst, kannst Du die Harp notfalls selbst aufschrauben und reinigen oder richten und musst sie nicht zur Reparatur schicken und dann tagelang entbehren. Gute Anleitungen hierfür gibt's übrigens im Netz, und man muss kein Fachmann sein.
Für die Außenreinigung reicht ein trockenes Mikrofasertuch, das bei Seydel standardmäßig mitgeliefert wird. Dafür gibt's bei den Seydels keine stabile Schatulle für sichere(n) Aufbewahrung und Transport des kleinen Schätzchens, wie es bei Hohner der Fall ist. Aber kein Problem: Thomann hat auch viele verschiedene Mikrofasertücher im Sortiment, die sich für ganz kleines Geld ganz einfach mitbestellen lassen! ;-)
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Special 20. Sie macht es dir wirklich sehr leicht, Einzeltöne, Bendings, obenrum Overblows und die vielen anderen Techniken auszuprobieren und zu üben, ohne dass du Angst haben musst, dass etwas kaputt geht. Außerdem klingt sie sehr fett und ist auf jeden Fall laut genug, um ihren Anspruch als Melodieinstrument gegenüber einer Westerngitarre durchzusetzen. Dieses Instrument ist sein Geld wert. Und nein, ich arbeite nicht für Hohner, sondern spiele auch Seydels, Herings und Lee Oskars, mit denen ich ebenfalls sehr zufrieden bin. Für Anfänger gibt's von mir aber ne arschklare Empfehlung für die Special 20. Mehr brauchst du erstmal nicht, und mit weniger würde ich mich nicht zufrieden geben.
Nachtrag: Vor lauter Begeisterung hab ich die Special 20 nochmal in G geordert und musste feststellen, dass es anscheinend doch erhebliche Unterschiede in der Fertigungsqualität gibt. Meine C ist immer noch perfekt, aber die G geht gar nicht. :-(