Ich spiele etwa 25 Bluesharps von verschiedenen Herstellern und brauchte noch ein zuverlässiges Instrument in G zum Üben, weil meine Marine Band Deluxe in G wegen ihrer grottigen Ansprache alle Nase lang eingestellt werden muss. Das ist zwar nicht schwer, aber es nervt. Mit der Special 20 hatte ich in der Tonart C gute Erfahrungen gemacht, da kannste nix falsch machen. Dachte ich... Die G spricht indes von Kanal zu Kanal unterschiedlich an, mitunter braucht die Harp eine halbe Sekunde, bis sie den Luftstrom in einen Ton umsetzt. Das können andere Instrumentenbauer selbst in tieferen Stimmungen arschklar besser. Es ist wahrscheinlich Zufall, dass ich bisher nur mit Hohner solche Probleme hatte. Meine anderen Harps aus Japan, Brasilien und Deutschland haben noch nie einen Schraubendreher gesehen und funktionieren perfekt. Dank entsprechender Vorerfahrungen mit Hohner fällt es mir nicht schwer, auch die Lösabstände der Special 20 zu korrigieren, damit sie gut spielbar wird. Genau das wollte ich eigentlich vermeiden! :-(
Dafür bringt die Special 20 interessante Features mit, etwa die lippenfreundlich komplett eingelassenen Stimmplatten, eine Kunststoffbox zu Aufbewahrung oder verschraubte Deckel. Apropops Schrauben: Die Stimmplatten sind insgesamt 7fach mit dem Kunststoffkorpus verschraubt. Im Prinzip ist das in Sachen Luftdichtheit ein Qualitätsmerkmal.
Sound und Lautstärke leiden etwas unter dem verzögerten Ansprechverhalten und auch darunter, dass zuviel Luft ungenutzt durch das Instrument strömt. Nach 15 Minuten Einstellarbeit ist es allerdings besser, wenngleich die Special 20 dadurch kein Klangwunder wird. Wer sowas sucht, findet es mit der Crossover oder bei Seydel ab 50 Euro. Die MS Bluesharp von Hohner für rund 30 Euro klingt ebenfalls besser als die Special 20, allerdings hatte ich da bei 2 von 6 Instrumenten auch Ärger mit der Ansprache.
Die Verarbeitung der Special 20 geht insgesamt in Ordnung, allerdings muss ich einen Stern abziehen, weil der Kunststoffkanzellenkörper an einer Ecke entgratet werden wollte und die Stimmung der Mundharmonika im Abgleich mit dem Klavier etwas zu viel schwebt.
Bis jetzt hätte ich die Special 20 als Anfänger- und Übungsinstrument uneingeschränkt empfohlen. Sie ist bestimmt nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut. Von "Made in Germany" kann man sicherlich mehr erwarten.