Ibanez SA360NQM-BMG

Ich habe schon so einige, teils deutlich höherpreisige Gitarren in meiner Sammlung, und mir diese SA360 eigentlich nur aus Gier gekauft. ;) Aber bei Ibanez kann man eigentlich fast immer auf die Qualitätssicherung vertrauen, und das war auch hier so. Von der präzisen Konstruktion, dem resonanten Schwingverhalten und der Verarbeitung insgesamt stimmt alles soweit. Optisch natürlich ein Leckerbissen, wobei ich neugierig wäre wie sie stattdessen mit einem Ebenholzgriffbrett anmuten würde. Interessanterweise kommt diese Gitarre nicht aus Indonesien, sondern aus China. Aber das sagt ja einfach nichts mehr aus inzwischen. Die Hardware arbeitet präzise, besonders die Stock-MEchaniken gefallen mir echt gut für non-locking Tuners. Bundstäbchen und Sattel sind auch sehr gut gearbeitet. Ibanez-typisch kann man eine sehr flache Saitenlage einstellen. Das nutze ich mit meinen bevorzugten 11-49er Saiten auch voll aus, daher war mir das Setup ab Werk nicht so wichtig, das passte aber auch schon gut! Die Potis haben einen sehr sehr angenehmen Gang, besonders für eine Fernost-Gitarre in dem Preissegment. Der Humbucker ist nicht allzu outputstark, hat dafür einen guten Treble-Anteil und harmoniert klasse mit den Singlecoils. Hier sehe ich keinen Tauschbedarf, selbst für härtere Gänge. Ich habe nur in Rollen statt Saitenniederhalter investiert, sowie die Brücke mit einer Backbox verstärkt. Ist von der Handhabe ansich nicht nötig, ich bilde mir aber ein dass man dadurch noch eine Schüppe Sustain und Resonanz drauf bekommt, ohne Funktionalität einzubüßen. Wehrmutstropfen waren bei meiner leider nur einige Kratzer an verschiedenen Stellen im Lack, da hat jemand wohl mit nem falschen Tuch vorpoliert... Habe dafür von Thomann - wie immer kulant - einen Preisnachlass erhalten, also alles in Butter.

Das ist meine erste Gitarre von Ibanez. Diese habe ich mir gekauft, weil ich die Farbe einfach toll finde.
Alles in Allem ist es auch eine sehr gute Gitarre, die sich angenehm spielen lässt.

Der SA-Body ist schön schlank und das Gewicht um Vergleich zu meiner HB Focus III deutlich geringer, was sich natürlich auch positiv auf die Muskulatur nach längerem Spielen auswirkt.

Positiv:
- Kam sehr gut eingestellt
- Vielseitig einsetzbar
- Sehr gute Verarbeitung
- Tolle Farbe

Negativ / optimierbar:
- Der Output des Humbucker ist relativ gering, wodurch der Klang im Allgemeinen eher dünn wirkt. Das kann man natürlich durch die AMP-Einstellungen etwas kompensieren. Als Upgrade macht hier vermutlich ein Tausch des Pickup Sinn.

- Die Stimmstabilität der verbauten Mechaniken ist nicht mehr auf dem Stand, den man aktuell erwarten kann. Im Vergleich zu meiner HB ist viel häufigeres Nachstimmen notwendig. Der Grund liegt darin, dass die Mechanik für die B-Seite und E-Seite zu leicht geht, bzw. zu viel Spiel hat und daher zum Verstimmen neigt. Hier empfielt sich unbedingt ein Tausch, hin zu Locking-Tuners (GOTOH, HB, usw)

- Die Saitenniederhalter sind "old-style": nur ein kleines Blech drückt die Saiten nach unten. Zur Verbesserung der Stimmstabilität sollten diese unbedingt in Saitenniederhalter mit Rollen getauscht werden. Diese gibt es bei Thomann für wenig Geld.

- Die Madenschrauben der Reiter stehen weit heraus und sind unangenehm, wenn die Hand am Steg aufliegt, bzw. können sogar zu Verletzungen führen. Hierfür gibt es bereits viel bessere Lösungen mit versteckten Madenschrauben.

Fazit:

Tolle Gitarre. Allerdings ist es schade, dass man hier noch basteln muss, da durch die Verwendung anderer Hardwareteile alle Probleme leicht gelöst werden könnten. Da diese Teile bei zum Teil günstigeren Modellen bereits im Einsatz sind, kann es nicht mit den Produktionskosten begründet werden.

Um eine geniale Gitarre daraus zu machen, die lange Jahre Spaß macht, sind aus meiner Sicht noch folgende Investitionen notwendig und sollten bedacht werden:
- Outputstärkerer Pickup: ca 200 €
- Lockingtuners: ca. 40-80 €
- Saitenniederhalter mit Rollen: ca 10 €
- Saitenreiter mit verdeckten Madenschrauben: ca 40 €

Rechnet man die zusätzlichen 300€ für sinnvolle Umbauten mit ein, stellt sich die Frage, ob eine Gitarre aus dem höheren Preissegment, gerade für Gitarristen, die nicht basteln möchten, die bessere und einfachere Entscheidung darstellt.