Premiere bei Moog: der Synthesizer Labyrinth integriert Elemente der West-Coast-Synthese, die einst von Bob Moogs "Konkurrenten" Don Buchla entwickelt wurde und verbindet diese mit einem sehr ungewöhnlichen Sequenzer-Konzept. Damit erweitert Labyrinth die semi-modulare Produktreihe von Moog sowohl um neue klangliche Möglichkeiten als auch um eine gänzlich andersartige Herangehensweise für die Entwicklung von Grooves und Sequenzen. Über das Patch-Feld lassen sich die Synthesizer- und Sequenzer-Funktionen auf neuen Wegen miteinander verbinden und andere semi-modulare Synthesizer sowie Eurorack-Systeme in den Signalweg einbinden. Der Moog Labyrinth kann dabei zur kreativen Zentrale werden, da dessen Sequenzer kaum vorhersehbare, dafür aber umso überraschendere Ergebnisse liefert. Neugieriges Experimentieren und Ausdauer werden hier mit frischen Ideen belohnt.
Der Moog Labyrinth besitzt einen Sinus- und einen Dreieck-Oszillator, die parallel betrieben und ringmoduliert werden können. Alternativ kann VCO1 durch VCO2 moduliert werden, was einem Complex-Oszillator entspricht. Zur Klangbearbeitung stehen ein Wave Folder und ein Tiefpass-/Bandpassfilter zur Verfügung, die auf drei Arten angeordnet werden können. Das eigentliche Herzstück ist jedoch der generative Sequenzer, der mit seinen zwei Reihen sowohl die Oszillatoren als auch Wave Folder und Filter ansteuern kann. Der Sequenzer basiert auf einem Bit-Shift-Register und Zufallswerten. Die Steps können in Wertebereich und Wahrscheinlichkeit prozentual beeinflusst werden, unterliegen dabei aber dem Zufall. Durch unterschiedliche Längen entsteht ein stetiger Versatz zwischen den beiden Sequenzen und mit der Flip-Funktion lassen sich die Steps invertieren, was auch über Trigger-Signale gesteuert werden kann.
Mit dem Moog Labyrinth kann nur bedingt zielgerichtet gearbeitet werden. Zufall und intuitives Reagieren gehören zum generativen Konzept des Sequenzers. Man muss sich also mit Geduld auf die in der Regel nicht reproduzierbaren Ergebnisse einlassen und lernen, die Gunst des Momentes zu nutzen. Zum besseren Verständnis der komplexen Möglichkeiten des Signalweg-Routings hat Moog einige Video-Tutorials online gestellt. Der Sequenzer ist kein Lieferant von Hit-verdächtigen Melodien, sondern ein Generator für inspirierendes Material, das in einer DAW aufgenommen, extrahiert und weiterbearbeitet wird. Daher eignet sich der Synthesizer vor allem für die Arbeit im Studio. Erfahrene Performer mit Mut zum Risiko können diesen ungewöhnlichen Synthesizer natürlich auch live einsetzen und dabei vielleicht einen dieser "magischen Momente" erleben.
Der US-amerikanische Hersteller von Synthesizern mit Sitz in Asheville, North Carolina, gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet und genießt einen legendären Ruf. Robert Moog befasste sich seit den 50er Jahren mit elektronischer Klangerzeugung und sammelte erste Erfahrungen mit der Herstellung von Theremins. Den Durchbruch brachte 1968 das mit mehreren Grammys ausgezeichnete Album Switched-On Bach von Wendy Carlos (damals bekannt als Walter Carlos), das im Mehrspurverfahren mit einem Mono-Synthesizer eingespielt wurde. Der 1971 erschienene Minimoog wurde zum beliebtesten Synthesizer der 70er Jahre und gilt bis heute als Messlatte für die Klangqualität von Synthesizersounds. Er und die folgenden Geräte wie Memorymoog, Polymoog oder Prodigy prägten den Sound zahlreicher Alben, von Stevie Wonder bis Police und von Saga bis Kraftwerk.
Grundsätzlich sind die beiden Reihen des Sequenzers den beiden VCOs zugeordnet. Es ist aber auch eine Kombination beider Sequenzen oder eine gegenseitige Beeinflussung der Reihen möglich. Eine der interessantesten Funktionen ist dabei die Steuerung der Funktion Bit Flip, mit der die einzelnen Steps an- und ausgeschaltet werden. Wenn Sequenz 2 die Bits von Sequenz 1 "flippt", ändert sich permanent die Anzahl der aktiven Steps. Durch eine verkürzte Sequenz 2 und mehr aktive Bits kann dieser generative Akt noch abwechslungsreicher gestaltet werden. Wird zusätzlich die "Corrupt"-Funktion ins Spiel gebracht, ändert sich die steuernde Sequenz 2 selbst nach dem Zufallsprinzip, was sich in der Folge wiederum auf Sequenz 1 auswirkt. Ist ein spannendes Muster entstanden, setzt man "Corrupt" auf den Wert Null und nimmt dann diesen Part gleich in der DAW zur weiteren Editierung auf.