Wie bereits am Anfang erwähnt, gibt es drei große Bereiche, in die man Kabel einteilen kann. In dieser Übersicht möchten wir aber auch weitere Kabel nennen, die im Leben eines Musikers relevant sind.
Aufgrund der hohen Impedanz und der geringen Spannungen, die durch das Kabel geleitet werden, benötigen Mikrofonsignale (zumindest im professionellen Bereich) ein symmetrisches Kabel (2-polig abgeschirmt). Nur so ist es auch möglich, sein Mikrofonsignal über größere Entfernungen störungsfrei zu übertragen (30 bis 50 m sind keine Seltenheit). In Ausnahmefällen und auch nur für sehr kurze Strecken kann auch ein geschirmtes asymetrisches Kabel verwendet werden – doch nur sehr wenige Mikrofone (meist auch nur seeeehr einfache Modelle) haben einen unsymmetrischen Ausgang. Der Leitungsdurchmesser ist eigentlich egal, aber auf die verwendeten Isolierungen sollte man achten. Das Kabel sollte möglichst flexibel sein – wer möchte schon an seinem Mikro ein starres Kabel hängen haben, andererseits sollte es auch trittfest sein. Darunter ist nicht zu verstehen, dass es beim Draufstellen nicht kaputtgeht – das sollte sowieso nie passieren, sondern dass sich der Kabelquerschnitt bei Belastung nicht verändert. Das hat folgenden Hintergrund: Die Abschirmung muss zu den signalführenden Leitern in der Kabelmitte immer den gleichen Abstand einhalten – sonst verändert sich die Impedanz des Kabels (auch ein Grund dafür, warum Kabel nicht geknickt oder verknotet u. s. w. werden sollen). Man sollte sich das Mikrofonkabel ruhig etwas kosten lassen, Kabel unter 0,50 Euro/m sind in der Regel Schrott. Hersteller von qualitativ hochwertigem Kabeln sind z. B. Cordial oder Sommer Cables. Man bedenke, dass das Signal, welches wir am Mikrofon abnehmen, das kostbarste Signal ist, was am Ende um ein Vielfaches verstärkt, das Ergebnis unserer Darbietung zeigt. Wird bereits am Anfang das Signal von vielen Störeinflüssen malträtiert, kann man es mit dem Mischpult und vielen teuren Effektgeräten nicht mehr hinbiegen.
Linekabel sind einadrige geschirmte Kabel. Sie werden in der Rackverkabelung, im Studio, zwischen Mischpult und Effekten usw. verwendet. Als Stereoversion werden 2 jeweils unabhängig voneinander geschirmte Leiter verwendet. Im Großen und Ganzen trifft das bei den Mikrofonkabeln Gesagte auch auf Linekabel zu. Eventuell ist auf etwas mehr Leitungsdurchmesser zu achten, da hier die Ströme etwas höher sind. Auch bei Linekabeln sollte auf Qualität geachtet werden. Billige Kabel sind höchstens für Vatters Quelle-Stereoanlage geeignet.
Ganz ähnlich sind auch noch Instrumentenkabel. Vom Kabelquerschnitt ist bis auf die dickere Außenisolierung kein Unterschied auf den ersten Blick zu erkennen, hier wird jedoch noch mehr Wert auf mechanische Belastbarkeit gelegt. Man stelle sich nur einen Gitarristen vor – so oft, wie der auf das Kabel sappt ;-).
Speaker-Signale haben eine hohe Spannung und eine geringe Impedanz, sie müssen nicht abgeschirmt werden. Apropos Impedanz: Hier liegt das eigentliche Problem des Speaker-Kabels, welches sich mit zunehmender Leistung auch noch vergrößert. Die Impedanz sollte vom Kabel nicht noch zusätzlich erhöht werden. Wir benötigen die Leistung des Verstärkers nicht im Kabel, sondern am Lautsprecher. Wir können dem entgegenwirken, indem wir ein Kabel mit möglichst großen Leitungsquerschnitt verwenden oder das Kabel möglichst kurz halten. Die Entfernung von Endstufe und Lautsprecher lässt sich jedoch nur in gewissen Grenzen minimieren, die Boxen müssen schließlich auch positioniert werden. Bleibt der Querschnitt: für Endstufen mit niedriger Leistung (für Proberaum usw.) sollte man nicht unter 1,5 qmm anfangen, für fette Bassanlagen und PAs sind auch locker 6,0 qmm Leitungsdurchmesser notwendig. Für die meisten normalen Anwendungen für Kabellängen von max. 10 m ist ein Querschnitt von 2,5 qmm am gebräuchlichsten. Asymmetrisch nicht abgeschirmt heißt nicht, dass die Polarität egal ist, daher sollte man dringend auf die Markierung der Leitungen achten, durch Farbe oder Isoliermaterial ist ein Leiter immer kenntlich gemacht. Moderne Beschallungsanlagen umgehen das Problem der möglichst kurzen Kabellängen, indem die Endstufen im Lautsprecher integriert werden. Aktive Boxen erhalten ihr Signal über ein symmetrisches Linesignal direkt aus dem Mischpult oder der Frequenzweiche - das eigentliche Lautsprecherkabel ist dann innerhalb der Box nur wenige Zentimeter lang.
Unter Steuerkabel fallen alle Kabel, die kein direktes Audiosignal weiterleiten wie z. B. MIDI-Kabel, DMX-Kabel, die Fernbedienung für die Nebelmaschine usw. Wichtig ist, dass die einzelnen Adern gut isoliert sind und normalen mechanischen Belastungen widerstehen können.
DMX Kabel erfordern einen Wellenwiderstand von 110 Ohm, um das digitale Signal auch über längere Distanzen störungsfrei zu übertragen. In den meisten Fällen funktioniert die Übertragung auch mit XLR-Mikrofonkabeln ganz gut, aber wenn die Adern des Kabels nicht verdrillt sind, wird es mit zunehmender Leitungslänge schwierig, ein stabiles DMX-Signal aufzubauen.
In letzter Zeit wird alles digitalisiert. Das stellt besondere Anforderungen an Kabel. Wir können verschiedene Arten unterscheiden: S/PDIF (einadrig geschirmt), AES/EBU (zweiadrig geschirmt), Lichtleiterkabel (hier wird durch eine Glasfaser nur Licht übertragen – können nur fertig konfektioniert gekauft werden) und Netzwerkkabel (8-adrige teilweise paarweise geschirmte Kabel in verschiedenen Qualitätsstufen CAT5/CAT6/CAT7). Ähnlich den Linekabeln wird für S/PDIF ein gut geschirmtes unsymmetrisches Kabel verwendet, AES/EBU Verbindungen werden mit einem zweiadrigen geschirmten Kabel ermöglicht (ähnlich den symmetrischen Kabeln). Bei digitalen Kabeln sollte kein analoges Kabel verwendet werden, sondern speziell für die digitale Übertragung entwickelte Leitungen, die entsprechend hoch leitfähiges Material (spezielle Kupferlegierungen) besitzen. Digitale Kabel haben einen speziell angepassten Innenwiderstand.
Multicorekabel können Mikrofonkabel, Linekabel, Steuerkabel, Digitalkabel und Stromkabel sowie eine Kombination von diesen sein, nur halt viel mehr. Multicorekabel werden als Verlängerung der bestehenden Kabel angesehen und dienen zur Verbindung einer Vielzahl von Kabelverbindungen von der Bühne zum Mischpult und zurück. Das oben Gesagte (alle, bis auf Lautsprecherkabel), gilt auch hier. Multicores sind besonders extremen mechanischen Belastungen ausgesetzt und wer schon einmal ein Multicorekabel selbst gelötet hat, wird nie wieder auf ein Multicorekabel treten. Wie viele Leitungen benötigt werden, hängt von den Erfordernissen jedes Einzelnen ab (natürlich sollte eine angemessene ´Reserve´ für zukünftige Anwendungen etc. eingerechnet werden, sonst muss schnell ein Neues her).