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3. Typische Funktionen eines Masterkeyboards

Viele Masterkeyboards bieten neben dem reinen Spielen von Noten noch einige weitere Möglichkeiten, über die Du vor dem Kauf Bescheid wissen solltest. Über MIDI lassen sich mit den meisten Modellen beispielsweise neben den Notenwerten zum Spielen von Softwareinstrumenten auch Steuersignale übertragen, mit denen man Sounds von Synthesizern sowie Einstellungen von DAWs wie Ableton Live (Art. 514568) oder Cubase (Art. 507129) auf verschiedene Arten manipulieren kann. Im Folgenden beschreiben wir für eine allgemeine Übersicht die wichtigsten Arten von Controller-Daten und die mit ihnen verbundenen Elemente eines Masterkeyboards.

Velocity (Anschlagstärke)

Neben der Tonhöhe, die durch die Klaviertasten übermittelt wird, enthält jeder MIDI-Notenbefehl auch Informationen über die sogenannte Velocity der Note. Dadurch wird dem empfangenden Klangerzeuger mitgeteilt, wie stark die jeweilige Taste angeschlagen wurde. Gesampelte akustische Klänge wie Pianos und auch viele Synthesizer-Sounds lassen sich damit besonders ausdrucksstark spielen. Wo die Information nicht relevant ist, wird sie einfach ignoriert; beispielsweise reagiert ein realistischer Orgelklang nicht auf die Anschlagsstärke. Früher verfügten viele günstige Keyboards nicht über anschlagsdynamische Tastaturen, sodass sie ein Verkaufsargument für höherpreisige Modelle war. Heute gibt es so gut wie kein Masterkeyboards ohne Anschlagsdynamik mehr, sodass die Funktion oft gar nicht mehr explizit erwähnt wird.

Viele Masterkeyboards bieten sogar die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Velocity-Kurven umzuschalten. Sie bestimmen das Verhältnis zwischen der physischen Kraft bzw. Geschwindigkeit, mit der die Taste gedrückt wird, und den ausgegebenen Velocity-Werten. Einfach ausgedrückt, bewirken verschiedene Velocity-Kurven eine mehr oder weniger empfindliche Ansprache des Sounds auf die tatsächliche Anschlagstärke.

Und noch ein Hinweis: Wenn man von Velocity spricht, ist normalerweise die Note-on velocity gemeint, also die Geschwindigkeit, mit der die Taste gedrückt wird. Das logische Gegenstück dazu ist die Note-off velocity, die angibt, wie schnell die Taste wieder losgelassen wird. Nicht alle Masterkeyboards können Note-off Velocity übertragen und die meisten Sounds reagieren nicht darauf.

Pitch Bend

Links neben der Klaviatur finden sich bei nahezu allen Masterkeyboards noch zwei vertikale Steuerungsräder oder Touchstrips. Der linke von ihnen ist immer der „Pitch Bend“-Regler. Er ermöglicht die Veränderung der Tonhöhe, während eine Note gehalten wird. Pitch Bend ist hauptsächlich bei monophonen Melodien bzw. Sounds nützlich, etwa bei Soli. Das Rad oder der Touchstrip ist zentriert, beim Loslassen geht es immer in die Mittelstellung zurück. Der beeinflussbare Tonumfang hängt vom verwendeten Sound bzw. der Programmierung des Klangerzeugers ab und beträgt oft einen Halbtonschritt, einen Ganztonschritt oder eine Oktave, damit musikalische Variationen möglich werden.

Pitch Bend
Pitch Bend

Modulation

Das zweite Rad neben dem für Pitch Bend ist das Modulationsrad. Es sieht genauso aus, bleibt aber beim Loslassen in seiner Position. “Modulation” ist in diesem Zusammenhang ein etwas ungenauer Begriff, weil mit ihm viele unterschiedliche Dinge möglich sind, je nachdem wie der Empfänger der MIDI-Nachrichten eingestellt ist. Mit dem Rad kann man dem Sound üblicherweise eine Modulation wie Vibrato oder Tremolo hinzufügen, es können damit aber auch andere Parameter wie zum Beispiel der Filter-Cutoff oder ein Mischungsverhältnis gesteuert werden.

Oktavlage / Transposition

Meist oberhalb der beiden Räder für Pitch Bend und Modulation sind bei Masterkeyboards mit weniger als 88 Tasten – also bei sehr vielen Modellen – noch zwei Buttons für die Einstellung der Oktavlage angebracht. Sie transponieren die gesendeten MIDI-Noten in Oktaven. Dadurch werden Noten erreichbar, die außerhalb des verfügbaren Tastaturumfangs liegen. Manche Masterkeyboards erlauben auch die Transposition der Tonlage in Halbtonschritten, was sehr praktisch sein kann, wenn der Sänger oder die Sängerin mal eine Terz höher singen möchte.

Aftertouch

Diese Funktion steckt wieder in den Tasten der Klaviatur. Sie erlaubt es dem Spieler, Noten nach dem Anschlag zu beeinflussen, zum Beispiel mit Vibrato oder Tremolo. Durch das Ausüben von Druck auf einzelne Tasten können Töne in ihrem Charakter verändert werden, je nach Konfiguration des Sounds.

Wenn nichts anderes vom Hersteller angegeben wird, ist mit dem Begriff “Aftertouch” der monophone Aftertouch (= Channel Aftertouch) gemeint, bei dem der Druck auf eine Taste alle zu dieser Zeit gehaltenen Noten beeinflusst. Der seltene polyphone Aftertouch, der nur von wenigen Masterkeyboards unterstützt wird, sendet individuelle Steuerdaten für jede einzelne Taste. Allerdings werden diese Daten von den meisten Klangerzeugern ignoriert.

Controller-Regler (MIDI-CCs)

Viele Soundmodule und Software-Instrumente reagieren außer auf Pitch Bend und Modulation auch auf viele weitere MIDI-Controllerbefehle, kurz MIDI-CCs (Control Change). Mit ihnen lassen sich beispielsweise Filter- und Hüllkurveneinstellungen, Oszillatorfrequenzen oder Mischungsverhältnisse steuern – beinahe alles, was man sich vorstellen kann. Obwohl es spezielle Controller für MIDI-CCs zu kaufen gibt, bieten auch viele Masterkeyboards zu diesem Zweck eine Reihe von programmierbaren Dreh- oder Schiebereglern.

Controller-Regler
Controller-Regler

Programmwechsel, Bankwechsel, Presets

Die meisten MIDI-Klangerzeuger können Programmwechsel- und Bankwechselbefehle verarbeiten. Damit lassen sich Sounds ferngesteuert umschalten, entweder durch direkte Anwahl der Nummer oder durch Plus/Minus-Befehle. Bei umfangreich ausgestatteten Masterkeyboards kann man ganze Presets speichern, mit denen man die Sounds für einen Gig in der richtigen Reihenfolge aufrufen kann, obwohl sie auf dem Soundmodul bzw. in der Software anders sortiert sind oder sogar von ganz unterschiedlichen Klangerzeugern stammen. Bei der Arbeit im Studio können Masterkeyboards auch über unterschiedliche MIDI-Kanäle oder integrierte Steuerungsoptionen zwischen unterschiedlichen Geräten und Softwaresynthesizern in der DAW umschalten.

Split- und Layer-Zonen

Die meisten Masterkeyboards haben zudem noch eine einfache Splitfunktion, mit der man die untere und die obere Hälfte der Tastatur unterschiedlichen MIDI-Kanälen zuweisen kann, um beispielsweise mit der rechten Hand einen Streichersound und mit der linken Hand Klavier zu spielen. Eine erweiterte Version dieses Konzepts sind frei definierbare Zonen, bei denen man zum Beispiel der Zone 1 den gesamten Tastaturumfang auf MIDI-Kanal 1 zuweisen kann, während Zone 2 Streicher auf Kanal 2 oberhalb vom mittleren C hinzufügt und Zone 3 auf einer einzelnen Note einen Gong-Sound triggert. Diese Funktionen sind etwas für Fortgeschrittene und erlauben die flexible, personalisierte Konfiguration der Klaviatur.

MPE

Eine noch recht junge Technologie, die derzeit Eingang in erste Masterkeyboards findet, ist MPE, kurz für MIDI Polyphonic Expression. Es handelt sich dabei um eine Erweiterung des MIDI-Protokolls, bei der pro Taste fünf Werte übermittelt werden: die Tonhöhe, die Velocity, der Druck auf die Taste (erweiterter Aftertouch) sowie die vertikale und horizontale Fingerposition (Slide und Glide). Alle fünf Werte werden von MPE-kompatibler Software und Hardware ausgelesen und für komplexe, dynamische Klänge verwendet. Während DAWs wie Bitwig Studio (Art. 525373) und Ableton Live (Art. 514568) bereits Support für das Protokoll bieten, gibt es bislang nur wenige Masterkeyboards mit MPE.

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