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Podcasting

Podcasts im Homestudio aufzuzeichnen, ist gar nicht so schwer. So richtig Spaß macht es, wenn das richtige Setup das Recording vereinfacht.
Podcasting

1. Einführung

1. Einleitung

2. Podcast Software

3. Podcast Mikrofone und Mikrofonzubehör

4. Audiointerfaces

5. Monitoring

6. Komplettsets

7. Fazit


1. Einleitung

Herzlich Willkommen zu unserem Online-Ratgeber zum Thema Podcasting. Das Podcasting hat sich in den vergangenen Jahren ernorm entwickelt. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen mit mobilen Consumer-Geräten klanglich fragwürdige Ergebnisse „zusammengeschustert“ wurden. Der Podcaster von heute kann nicht nur spannende Inhalte, sondern auch erstklassigen Sound liefern.

Doch was benötigt man eigentlich zum Erstellen gut klingender Streaming Media Dateien? Dieser kleine Ratgeber soll einen ersten Einblick in die Technikwelt von Podcast-Produktionen geben und so den Weg von der Idee zu den ersten selbstproduzierten Podcast-Episoden vereinfachen.

Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen Carsten Kaiser und das Musikhaus Thomann Online Team


2. Podcast Software

Lange Zeit waren spezialisierte Software-Titel der Standard, um auf einfache Weise Podcast-Episoden zu produzieren. Doch solche reinen Podcast-Producer sind selten geworden. Bekannte Programme wie Magix Podcast Maker werden nicht mehr weiter entwickelt. In Prosumer-Software wie Apples Garage Band wurden Podcast-Funktionalitäten herausgekürzt. Doch Recording-Fans müssen nicht verzweifeln und können dennoch komfortabel Podcasts aufzeichnen.

Software zum Produzieren von Podcasts sollte es ermöglichen, die folgenden Schritte durchzuführen:

  • Sprachsignale aufzeichnen und nachbearbeiten
  • Audiomaterial hinzufügen und arrangieren
  • Audiofiles aufbereiten und in MP3/AAC/OGG umwandeln
  • ID3- oder Enclosure-Tags einfügen (Nummer und Name der Episode, Podcast-Name, Kurzinhalt, Cover-Art usw.)

Zum Glück ermöglichen die meisten Audio-Editoren und Software-Sequencer heute ein solches „Tagging“, sofern sie eine Exportmöglichkeit für encodierte Audiofiles bieten. Falls nicht, funktioniert das aber auch wunderbar mit der kostenlosen iTunes-Software.

Audio-Editoren

Eine Möglichkeit ist deshalb die Aufzeichnung der Podcast-Episoden mit einem Audio-Editor. Wer kein Geld ausgeben möchte, kann hierbei sogar auf Freeware zurückgreifen. Die kostenlose Software „Audacity“ etwa bietet ausreichende Features zum Erstellen von Podcasts. Für erfahrene Anwender bietet sich ein Audio-Editor mit deutlich mehr Funktionen an, wie etwa Sony Sound Forge Audio Studio oder Steinberg Wavelab Elements.

Steinberg Wavelab Elements
Steinberg Wavelab Elements

Sequencer

Eine weitere Möglichkeit bieten Sequencer-Programme, die für komplexere Mehrspuraufnahmen geeignet sind. Sie bieten Podcast-Fans den Vorteil, ihre Audiofiles auf verschiedenen Spuren abzulegen, zu arrangieren und mithilfe eines virtuellen Mischpults abzumischen. Auch das Hinzufügen von Effekten (Hall, Equalizer, Kompressor etc.) geht hier in der Regel komfortabler von der Hand als in Audio-Editoren. Kostenlose Angebote wie Presonus Studio One Free sind ein guter Startpunkt, um erste Erfahrungen zu sammeln. Den Ansprüchen von Semi-Profis kommen zahlreiche kommerzielle DAWs entgegen, wie Presonus Studio One Producer oder Steinberg Cubase Elements.

Presonus Studio One
Presonus Studio One


3. Podcast Mikrofone und Mikrofonzubehör

Die gute Nachricht lautet: Podcasts lassen sich auch ohne Hilfe eines teuren High-End-Mikrofons erstellen. Die schlechte Nachricht lautet: Der klangliche Standard heutiger Podcasts ist enorm hoch. Deshalb gilt es für Einsteiger, ein einfach zu handhabendes Mikrofon zu wählen, das guten Klang liefert. Die Kriterien für gut klingende Podcast-Aufnahmen sind dabei für heutige Mikrofone nicht allzu schwierig zu erfüllen.

Der Einstrahlbereich, aus dem ein Mikrofon Schall aufgreift, wird durch die Richtcharakteristik seiner Mikrofonkapsel bestimmt. Für das Podcasting eignet sich etwa die Charakteristik „breite Niere“. Sie stellt zum einen sicher, dass Geräusche, die seitlich oder von hinten auf das Mikrofon treffen, kaum aufgegriffen werden. Zum anderen sorgt sie dafür, dass sich der Sprecher vor dem Mikrofon bewegen kann, ohne dass sich der Klang seiner Stimme dabei zu stark verändert.

Da der Frequenzumfang der menschlichen Stimme nicht allzu umfangreich ist, muss ein Podcast-Mikrofon keinen übermäßig großen Frequenzbereich mitbringen. Es genügt deshalb bereits, wenn es ein Spektrum von beispielsweise 40 bis 18000 Hz abdeckt. Der Frequenzgang des Podcast-Mikrofons darf durchaus konturiert sein und stimmtypische Frequenzbereiche hervorheben. Dazu zählen etwa die Mitten um 3 kHz. Wer auf einen satten Broadcast-Sound steht, fragt beim Händler nach einem Mikrofon mit starkem Nahbesprechungseffekt. Er sorgt dafür, dass die Stimme „voluminös“ und „bassig“ klingt.

Verfügt das Mikrofon über ein eingebautes Low-Cut-Filter, werden tieffrequente Nebengeräusche gar nicht erst aufgezeichnet. Das tiefe Brummen von Autos, die während der Sprachaufnahme vor dem Aufnahmeraum vorbeifahren, gelangt damit nicht in die Aufnahme.

Für Einsteiger – USB-Mikrofone

the t.bone SC 450 USB
the t.bone SC 450 USB

Ein Vorteil für angehende Podcaster: Heutzutage stehen zahlreiche USB-Mikrofone zur Auswahl und deshalb wird für den Anfang kein Audio-Interface benötigt. Erwähnenswert ist auch, dass die meisten der heute erhältlichen USB-Mikrofone keinen zusätzlichen Treiber einfordern. Handelt es sich dabei um Kondensatormikrofone, so beziehen sie die für ihren Betrieb erforderliche Phantomspeisung in der Regel über den USB-Port. Einmal per USB-Kabel an den Computer angeschlossenen, sind diese Mikrofone unmittelbar einsatzbereit und ein guter Startpunkt für Podcast-Anfänger, um unkompliziert Sprachaufnahmen umzusetzen.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen an dieser Stelle die „kleinen Helfer“ für erfolgreiche Mikrofonaufnahmen. Durch sie werden gut klingende Sprachaufnahmen zum Kinderspiel. Ganz gleich, ob es sich um ein einfaches USB-Mikrofon oder ein professionelles Setup aus Kondensatormikrofon, separatem Mikrofonvorverstärker und Audio-Interface handelt: Um das Aufzeichnen unerwünschter Stör- und Nebengeräusche zu vermeiden, sollte bereits während der Podcast-Aufnahme vorgesorgt werden.

Stative

Tischstativ
Millenium MS-2006 Stativ

Ein Stativ sorgt dafür, dass das Mikrofon nicht in der Hand gehalten werden muss. So gelangen störende Griffgeräusche nicht in das Aufnahmesignal. Außerdem bleiben die Hände des Sprechers frei, um die Textvorlage zu halten oder die Recording-Software zu bedienen. Hier eignen sich für Podcast-Zwecke vor allem Tischstative oder Tisch-Mikrofonfonarme.

Elastische Aufhängung (Spinne)

Spinne
Rode PSM1 Spinne

Den ultimativen Schutz gegen Trittschall bietet eine elastische Mikrofonaufhängung, die sogenannte „Spinne“. Für besonders empfindliche Mikrofone, das sind in der Regel Kondensatormikrofone, bieten die meisten Hersteller speziell entwickelte „Spinnen“ an, die an die Form des jeweiligen Mikrofons optimal angepasst sind. Im Gegensatz zu Mikrofonklemmen entkoppeln elastische Aufhängungen das Mikrofon vom Stativ und tragen so zur bestmöglichen Signalqualität von Sprachaufnahmen bei.

Popp- und Windschutz

Windschutz
Yellowtec iXm Windschutz

Bei der Aussprache von Plosivlauten verlässt ein plötzlicher Luftstrom den Mund. Trifft dieser ungehindert auf die Mikrofonmembran, so ist nicht selten ein Plopp-Geräusch die Folge. Die Lösung für dieses Problem ist denkbar einfach: Der Luftstrom muss zerstreut oder „diffudiert“ werden, bevor er auf die Membran trifft. Bei Außenaufnahmen soll ein Windschutz dafür sorgen, dass gelegentliche Windstöße nicht im aufgezeichneten Signal zu hören sind. Diese aus Schaumstoff gefertigten Überzüge eigenen sich auch im Homestudio verhältnismäßig gut, um Popplaute zu vermindern.

Popschutz
the t.bone MS-180 Popschutz

Noch besser gelingt dies mit einem dezidierten „Poppschirm“. Er wird für gewöhnlich in etwas größerer Entfernung zur Membran angebracht als ein Windschutz. Dadurch kann er starke Luftstromstöße, die durch Plosivlaute hervorgerufen werden, effektiver diffudieren.

Mic-Screen

Mic-Screen
the t.bone Micscreen XL

Ein nicht zu unterschätzendes Problem kann auch die Raumakustik darstellen, wenn unerwünschte Schallreflexionen von mulmenden Bass-Moden über lang anhaltenden Raumnachhall bis hin zu Flatterechos und Weiterem vorkommen. Aber keine Sorge. Treten solche Probleme auf, muss der Podcast-Aufnahmeraum nicht zwangsläufig durch teure akustische Maßnahmen optimiert werden. Ein einfacher Mic-Screen kann bereits für Besserung sorgen.
Solch ein portabler Absorber und Diffusor ermöglicht es, das Sprechermikrofon in einem Halbrund aus Trägerlochplatte und Akustikschaumstoff zu platzieren und so den Einfluss ungünstiger Raumeinflüsse auf die Sprachaufnahme zu verringern. Mic-Screens können an oder auf Stativen befestigt werden und benötigen deshalb keine weitere Standfläche.


4. Audiointerfaces

Wer höhere Ansprüche an die Produktion und das Klangresultat hat, der kann auf eine Kombination aus professionellem Mikrofon und Audio-Interface zurückgreifen.

Mikrofone aus dem Profi-Recording-Bereich verfügen in der Regel nicht über einen USB-Anschluss. Deshalb muss das Mikrofonsignal zunächst verstärkt, von einem A/D-Wandler digitalisiert und mittels Schnittstelle an den Computer übertragen werden, auf dem die Recording-Software läuft. Für diese Aufgaben wird ein Audio-Interface benötigt. Doch worauf ist beim Kauf zu achten?

Heutzutage findet der Podcast-Fan in den meisten Audio-Interfaces integrierte Mikrofon-Preamps, die Mikrofonsignale mit ausreichender Qualität und ohne nennenswerte Rauschanteile verstärken können. Bei der Auswahl einer geeigneten Lösung für Podcast-Zwecke reicht mitunter also bereits ein einfaches Gerät mit nur einem Mikrofoneingang aus. Dieser sollte jedoch über eine XLR-Buchse und eine zuschaltbare Phantomspeisung verfügen. So können professionelle dynamische Mikrofone und Kondensatormikrofone gleichermaßen verwendet werden.

Auch die Wahl des Bus-Typs ist für Podcast-Begeisterte nicht entscheidend: Ob USB, Firewire oder eine der zahlreichen PCI-Varianten: Da in der Regel lediglich ein Mono-Mikrofonsignal aufgezeichnet wird, sorgen alle diese Datenübertragungsstandards für ausreichende Stabilität.

Wer seine Podcasts in Top-Qualität mit hoher Wandlerauflösung erstellen möchte, sollte ein Audio-Interface wählen, das mit einem professionellen Bezugspegel von +4dBU statt lediglich -10dBV arbeitet. Samplingfrequenz und Bitrate sind dagegen bei aktuellen Audio-Interfaces kaum noch ein K.O.-Kriterium. Deutlichere Klangunterschiede machen da schon die verbauten Wandler. Möchte man noch einen Schritt weiter gehen, kann dieses Setup jederzeit durch einen Mikrofonvorverstärker ergänzt werden.

Focusrite Scarlett 2i2 3rd Gen
Focusrite Scarlett 2i2 3rd Gen


5. Monitoring

Auch für das Abhören des aufgezeichneten Signals kommen verschiedene Lösungen in Betracht.

Monitoring-Kopfhörer

AKG K-271 MKII
AKG K-271 MKII

Ein Monitoring per Kopfhörer verhindert weitgehend, dass bei der Aufzeichnung des Podcasts störende Rückkopplungen auftreten. Außerdem sind Monitor-Kopfhörer in der Regel etwas günstiger zu erstehen als Monitor-Lautsprecher. Noch dazu nehmen sie weniger Platz weg. Das macht sie zu einer guten Wahl für Podcaster. Doch Kopfhörer ist nicht gleich Kopfhörer.

Für Einsteiger in die Welt der Podcast-Produktion eignen sich durchaus Hi-Fi-Kopfhörer mit einfacher Ausstattung. Wer es etwas genauer bei der Beurteilung seines Recording-Klangs angehen möchte, kommt allerdings nicht drum herum, sich mit einigen technischen Unterschieden auseinander zu setzen.

So klingen geschlossene Kopfhörer zwar etwas „dosiger“ als ihre offenen oder halboffenen Pendants. Ihre Rückkopplungssicherheit ist dafür aber um ein Vielfaches größer. Auch das Übersprechen von abgehörten Signalen in eine gleichzeitig stattfindende Mikrofonaufnahme ist bei ihnen deutlich geringer. Dafür muss bei geschlossenen Kopfhörern nicht selten mit einer Überbetonung der Basswiedergabe gerechnet werden. Halboffene Kopfhörer bieten deshalb für Podcast-Aufnahmen einen guten Mittelweg.

Sofern es sich beim Podcast um eine reine Sprachproduktion handelt, gibt es für den Kopfhörer der Wahl keine besonderen Anforderungen an Impedanz, Schalldruckpegel oder Übertragungsbereich. Soll in die Podcast-Episoden Musik eingebaut werden, können fortgeschrittene Produzenten die Wahl ihres Monitoring-Kopfhörers auch anhand dieser charakteristischen Merkmale treffen. Noch dazu bieten einige Kopfhörer nützliche Extra-Features wie eine Abschaltautomatik, die beim Absetzen des Kopfhörers greift – so etwa der AKG K-271 mkII.

Monitorlautsprecher

Genelec 8010 AP
Genelec 8010 AP

So manchem wird das Tragen von Kopfhörern auf Dauer zuviel. Sind die Sprachaufnahmen erst einmal beendet, dürfen ohne jegliche Rückkopplungsgefahr auch Nahfeldmonitore zum Einsatz kommen. Sie ermöglichen die Signalbeurteilung der Podcast-Aufnahmen und das Abmischen vorhandener Spuren. Einsteiger möchten zu diesem Zweck vielleicht ihre PC-Lautsprecher verwenden. Kein Problem. Fortgeschrittene Podcaster mit Liebe zum klanglichen Detail werden auf dezidierte Nahfeldmonitore für Homestudios setzen. In puncto Frequenzumfang gelten die gleichen Voraussetzungen wie für Monitoring-Kopfhörer. Mit einem Fullrange-Modell (20Hz - 20kHz) liegen angehende Podcast-Produzenten stets gut im Rennen.


Komplettsets

Den einfachsten Einstieg ins Podcasting bieten fix und fertig zusammengestellte Recording-Bundles verschiedener Hersteller. Sie beinhalten alles, um unkompliziert sofort loslegen zu können. Auch für den schmalen Geldbeutel sind bereits gut aufeinander abgestimmte Kombinationen aus Hard- und Software zu erstehen, die es Einsteigern leicht machen, mit Spaß zur ersten eigenen Podcast-Episode zu gelangen.
Die günstigeren „Sorglos-Bundles“ offerieren in der Regel ein USB-Kondensatormikrofon, ein Tischstativ und eine einfache Recording-Software. Bei einem etwas größeren Budget sind mitunter bereits ein separates Audio-Interface, ein Kondensatormikrofon mit Großmembran, zusätzliche Mix-Plug-ins und sogar Monitoring-Kopfhörer oder -Lautsprecher enthalten.


6. Fazit

Wie Sie sehen, ist es für angehende Podcast-Produzenten gar nicht so schwer, sich einen Pfad durch den Dschungel benötigter Technik zu schlagen. Einsteiger ins Podcasting können aus einer guten Auswahl bereits zusammengestellter Komplett-Sets wählen und sogar auf kostenlose Software zurückgreifen. Fortgeschrittene Podcast-Fans haben die Möglichkeit, den Sound ihrer Aufnahmen durch kleine Hilfsmittel und den Ausbau ihres Recording-Setups jederzeit zu verbessern. Und nicht zuletzt bieten professionelle Studiolösungen ein qualitativ hochwertiges Arsenal, mit dem erfahrene Podcaster selbst etablierten Rundfunksendern das (klangliche) Wasser reichen können.

Art.-Nr. 148992 - Rode Broadcaster und Art.-Nr. 399113 - Yellowtec MiKA YT3605
Art.-Nr. 148992 - Rode Broadcaster und Art.-Nr. 399113 - Yellowtec MiKA YT3605

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, einen eigenen Podcast zu produzieren, haben Sie deshalb die Chance, sich zunächst auch mit geringem Budget in die Thematik einzuarbeiten. Sind die ersten Schritte gemeistert, werden Sie schnell feststellen, wo klangliche Probleme auftauchen oder an welchen Ecken und Kanten Sie Ihren Podcast verbessern möchten. Dann ist es früh genug, nach Lösungen zu suchen und Ihr Podcast-Studio Schritt für Schritt an Ihre Erwartungen und Bedürfnisse anzupassen.

Das Thomann-Team hilft Ihnen dabei gern!

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