Auch ich benutze das Mundstück auf einem R & C Sopransaxophon, einem gebogenen "Due Voci" (Bronze/Silber) mit dem ich sehr glücklich bin. Dementsprechend lag nahe, auch mal die Mundstücke von Rampone & Cazzani auszuprobieren.
Ich besitze und spiele schon etwa 2 Dutzend handgefertigte Sopran-Mundstücke. Von dem her war also keine Notwendigkeit vorhanden sondern reines Interesse. Ausserdem bin ich immer auf der Suche nach wirklich "vollmundigen" und dunkler klingenden Mundstücken.
Verarbeitung.
Das Mundstück kommt im Etui mit einem wunderschönen kleinen Beutel zur Aufbewahrung. Die Verarbeitung ist sehr gut, absolut symmetrisch und wirkt sehr ausgewogen, keinerlei Kratzer etc. Es kommt ohne Blattschraube und Kapsel.
Design.
Sehr interessant. Das Mundstück ist generell relativ kurz, das Fenster der Bahn ebenfalls dementsprechend kurz. Die Kammer ziemlich gross (ich kenne aber noch deutliche Grössere), die Baffle ist sehr tief. Seitenwände etc. haben ein gutes Stärkeverhältnis. Insgesamt macht das Mundstück einen sehr soliden, sehr gut verarbeiteten Eindruck.
Ansprache
Da wird's richtig interessant. Das Mundstück spricht sehr gut über alle Register an, lässt sich leicht kontrollieren (wobei ich da vermutlich für den Laien kein Maßstab bin, spiele ich Sopran professionell nun doch schon seit 35 Jahren). Die Intonation ist überdurchschnittlich gut (hängt mit der kurzen Bauart zusammen). Von leichten (Stärke #2) bis eher mittelstarken (#3,5) Blättern erlaubt das Mundstück eigentlich je nach Spielart, Ansatz etc. nahezu fliessende Einsatzmöglichkeiten.
Klang.
Das Mundstück hält was es verspricht. Der Klang ist vollmundig, warm und tatsächlich tendenziell dunkler, es hat Charakter. Die dynamische Reichweite ist groß wobei es noch deutlich lauter geht (Theo Wanne, Jody Jazz etc.) Bei einer Bahnöffnung #9 muss man natürlich etwas Kompromisse hinsichtlich des klanglichen Farbenreichtums eingehen. Wer darauf Wert legt, dem sei eher ein #7 oder ähnliches ans Herz gelegt. Eine grosse Öffnung geht immer auf Kosten der feineren Nuancen (wobei sich das im mikroskopisch kleinen Rahmen bewegt).
Eine kleine Einschränkung gibt's dann doch (deswegen der eine Stern Abzug, wobei ich da sehr pingelig bin). Im tiefen und mittleren Register spielt das Mundstück seine vollen, warmen Fähigkeiten voll aus. Etwa Mitte des hohen Registers kann es dann das Volumen erstmal offensichtlich nicht mehr halten. D.h. es klingt im oberen Viertel in der Relation einen Hauch dünner als im Rest des Tonumfangs. Aber auch hier gilt, es handelt sich um minimale Nuancen. Je nach verwendetem Instrument und Ligatur empfehle ich eher mittelhell bis hell klingende Blätter wie z.b. Marca, Gonzalez (mein Favorit), Rigotti etc. die den Klangcharakter unterstützen. Zu dunkle Blätter lassen den Klang etwas "absaufen". Ausserdem kann eine sehr freischwingende Blattschraube (ich verwende Silverstein Titanium, leider sehr kostspielig) den Charakter ebenfalls unterstützen. Ich habe da einige durchprobiert.
Zusammenfassung.
Das Mundstück ist sein Geld wirklich wert. Ich finde es auch absolut nicht zu teuer. Es gibt sehr wenige Sopran Mundstücke, die tatsächlich einen derart warmen Klangcharakter abliefern und trotzdem noch eine gute klangliche und dynamische Bandbreite bieten. Natürlich gehe ich davon aus, dass dieses Mundstück explizit für die sehr eigene Klangcharakteristik der R & C Saxophone gebaut wurde, die tendenziell zu den eher dunkler klingenden Saxophonen zählen. Wie es sich mit Instrumenten anderer Hersteller verträgt, dazu kann ich nichts sagen.
Ansonsten ist es ein wirklich überdurchschnittlich gute Mundstück. Von meiner Seite her also eine absolute Kaufempfehlung.