Auf der Suche nach einem extrem kraftvollen Mundstück für ein elektro-akustisches Musikprojekt bin ich auf das Durga V aufmerksam geworden nachdem ich davor bereits mit großem Vergnügen ein Ambika III gespielt habe.
Die Anforderungen waren ein Mundstück zu finden, daß sich dynamisch gut durchsetzen kann, nicht zu scharf ist und trotzdem noch klangliches Volumen und eine gewisse Wärme mitbringt. Sprich - ich war auf der Suche nach der "eierlegenden Woll-Milch-Sau", die alles kann.
In einem Satz: ich wurde nicht enttäuscht!
Zur Verarbeitung und Ausstattung:
Das Mundstück ist perfekt verarbeitet, soweit ich das sehen kann. Kammer, Bahn, Baffle...alles absolut symmetrisch. Die Vergoldung macht einen qualitativ sehr hochwertigen Eindruck. Generell ist es ein sehr schickes Mundstück. Die eingebaute, verstellbare Blattschraube funktioniert grossartig, kann bei Bedarf aber natürlich durch jede andere, passende Ligatur ersetzt werden. Ich habe auch eine Silverstein Works Ligatur getestet. Macht für mich nur einen sehr kleinen Unterschied. Das Mundstück kommt in der typischen Theo Wanne Ausstattung mit Schachtel, Kunstleder Etui, der Schutzkappe sowie einem passenden Schlüssel um die Ligatur bei Bedarf zu verstellen.
Zur Ansprache, Klang und Intonation
Die Ansprache ist in nahezu allen Registern butterweich. Das Mundstück nimmt viel Luft (#9 ist natürlich auch schon eine sehr weite Öffnung).
Das Durga V #9 besitzt eine dynamische Kraft wie ich sie noch bei keinem anderen, vergleichbaren Mundstück erlebt habe. Es ist wirklich gewaltig und man läuft schnell Gefahr sehr sehr laut zu werden. Man muß sich eher etwas zurücknehmen um nicht gleich alles umzublasen. Durch die Bauart der Kammer fliesst die Luft sehr schnell, was zu einer sehr direkten Ansprache mit einem enormen klanglichen Fokus führt.
Trotz dieser Qualitäten ist das Durga V nicht zu scharf (dafür gibt's ja dann noch das Shiva von Theo Wanne, das wirkliche "Glasschneider Qualitäten" besitzt). Es hat ein ordentliches klangliches Volumen, sogar eine gewisse Wärme wenn man sich etwas angefreundet hat und eine überragende Resonanz. Als Allrounder Mundstück würde ich es nicht unbedingt betrachten, dafür ist es schon etwas zu aggressiv aber die Einsatzmöglichkeiten sind auf alle Fälle vielfältig.
Es intoniert sehr gut, interessanterweise etwas höher als die meisten meiner anderen Mundstücke.
Fazit: genau das, was ich gesucht hatte. Ein sehr kraftvolles, spielfreudiges und resonanzstarkes Mundstück, daß sich problemlos in sehr lauten Kontexten durchsetzen kann (wenn man es gewohnt ist auch akustisch). Man sollte eher etwas aufpassen um nicht alles um sich herum in Grund und Boden zu spielen, gerade am Anfang.
Klanglich ist es eher auf der neutralen Seite und bietet genügend Möglichkeiten für eine persönliche Klangcharakter Entwicklung. Den Preis ist es auf alle Fälle wert (solch ein Mundstück kauft man ja auch nicht jeden Tag).
Mittlerweile habe ich auch die Freude, offizieller Theo Wanne Künstler sein zu dürfen wobei ich am Tenor doch immer wieder auch auf andere Marken wechsle (Navarro, Jody Jazz, Inderbinen) . Am Sopran bin ich jedoch begeisterter Theo Wanne Fan und spiele nichts anderes.