Wer kennt es nicht? Da entschließt man sich mit fast 50 doch noch sein Lieblingsinstrument zu erlernen und stellt dann sehr glücklich fest, dass dies eine der besten Entscheidungen war, die man in den vergangenen Monaten getroffen hat. Bei mir war es das Schlagzeug, das es mir schon immer angetan hat.
Der aufmerksame Leser mag den Rezensenten an dieser Stelle jetzt verwundert fragen, ob er sich darüber bewusst ist, dass er hier ein Digital-Piano bewertet. Aber selbstverständlich!
Es war nur so. Als der angehende Star-Drummer des Abends auf dem heimischen Sitzmöbelarrangement der besten Ehefrau von allen von seinen gewaltigen Fortschritten in eigener Sache berichtete (und dafür Lob und Anerkennung erwartete), antwortet jene, die meinen Namen bis heute tapfer trägt, dass auch sie schon immer das Klavier können wollte.
Nun haben wir Männer es ja nicht so mit den Ohren. Auch mir wurde familienintern der Name 'Christiane Schmitt' verliehen. Jedoch meinte ich nichts falsch machen zu können, wenn ich der Holdesten, anlässlich des nahenden Festes zu Ehren des hiesigen Religionsstifters und zum Zwecke des kognitiven Erwerbs jener Fähigkeiten, einem Tasteninstrument mannigfaltige Klänge zu entlocken, einen Gutschein zum Besuch eines Schnupperkurses in einer lokalen Musikschule als Geschenk darzureichen.
Mal wieder hatte ich nicht richtig zugehört. Sie wollte Klavier können(!), nicht erlernen(!). Gleichwohl nahm sie den Gutschein trotzdem in Anspruch und siehe da. Auch sie packe der Wille, es im fast greisen Alter nochmal anzugehen.
Also sprach aber alsbald die Musikpädagogin zu ihr: "Gehe hin und übe. Übe. Übe. Auch daheim.". Gegen zwingend logische Argumentationsketten ist man machtlos!
Ein entsprechender Klangkörper musste angeschafft werden und da das Wiegenfest der Einzigen sowieso bevorstand, wurde beim Online-Händler der Wahl recherchiert und das Thomann DP-95 in weißer Ausführung beschafft.
Es ist zunächst unbedingt zu beachten, dass die Anlieferung für das Piano aufgrund von Maßen und Gewicht über eine Spedition erfolgt. Damit die beauftragte Spedition eine Absprache zwecks Liefertermin abstimmen kann, wird man von der Fa. Thomann in einer separaten Email zur Angabe entsprechender Kontaktdaten aufgefordert. Erst nach Beantwortung dieser Email wird der Versand angestoßen.
Dieser verlief in meinem Fall mal wieder vollkommen ohne Fehl und Tadel und für einen Speditionsversand recht schnell. Aber wer hier eine Lieferung nach dem Motto: "Heute bestellt, morgen da." erwartet, kann nur enttäuscht werden. Ist halt so, wenn man sich unbedingt zwei riesige Pakete mit über 40 Kg Gewicht bestellen muss/will. Da kannst machen nix.
In den Paketen selbst ist alles sauber verpackt und für jede Erschütterung bis zur Stärke 6 in der nach oben offenen Richterskala gerüstet Dafür dann viel Spaß bei der Entsorgung des Verpackungsmaterials.
Der Aufbau ist dann wirklich kinderleicht. Allerdings sollte man ihn unbedingt zu zweit vornehmen und vielleicht doch einen Akkuschrauber sein eigen nennen. Dann noch schnell die Verkabelung vorgenommen, fertig.
Platz nehmen, aufklappen, Lautstärke einstellen, einschalten und sofort loslegen. Die Frau war von Anfang an begeistert und sehr gerührt. Manchmal mache ich doch etwas richtig.
Ernsthaft, ich finde es klingt richtig gut. Na klar, bei den 'synthetischen Instrumenten' macht einem das Dingens ein X für ein U vor. Nur eine Gitarre klingt wie eine Gitarre und das wird auch immer so bleiben. Und ein Steinway-Klang ist das garantiert auch nicht. Aber der (Grand-)Piano- bzw. Klavier-Sound (um den es meiner Frau auch hauptsächlich geht) ist warm, rund und hört sich einfach gut an.
Die gewichteten Tasten lassen sich zudem wirklich angenehm spielen und man bekommt eine gute Rückmeldung ob man sacht und zärtlich oder bestimmt und kräftig spielt. Will sagen Klaviatur, Pedale, Korpus, Klang (auch der, der Lautsprecher) das alles macht (für diesen Preis) einen wirklich sehr guten Eindruck.
Nun muss ich wieder gestehen, dass ich bzw. wir keinerlei Vergleichsmöglichkeiten habe/-n. Weder zu einem Casio-, Korg- noch einem Yamaha-Piano. Aber wozu auch, wenn das, was ich da für einen wirklich fairen Geldbetrag erworben habe, den liebsten Menschen in meiner Nähe glücklich macht.
Gleichwohl wird es Qualitätsunterscheide geben (müssen). Nur fallen diese bei uns wohl nicht so sehr ins Gewicht bzw. sie fallen uns nicht auf. Aber niemand hat bei uns die Ambition, morgen in der Elbphilharmonie respektive auf dem Hurricane auftreten zu wollen. Wir wollen einfach Spaß mit unseren Instrumenten haben und dafür ist das DP-95 WH allemal bestens geeignet.
Allerdings vergebe ich bei der Bedienung trotzdem nur 3 Sterne. Dazu ist folgendes zu sagen:
1. Auch wenn man sich wohl sehr bemühen wollte, die (notwendigen) Bedienungstasten so diskret wie möglich in das Erscheinungsbild des Instruments einzubauen, bleibt es eine Schnapsidee, die Beschriftung derselben in einem matten dunkelrot zu halten, wo sie auf dem schwarzen Untergrund des Korpus selbst mit Taschenlampe nur schwer zu entziffern sind. Ergo muss man für Einstellungen (fast) aller Art immer die Bedienungsanleitung zur Hand haben, damit man über diese dann die Lage der entsprechenden Tasten finden kann.
2. Auch bei der Wahl des Platzes der zwei Anschlussbuchsen für die Kopfhörer stand wohl die Diskretion im Vordergrund. Trotzdem finde ich es blöd, wenn ich mich immer erst rücklings auf den Boden legen muss, wenn ich einen Kopfhörer an der Unterseite der Klaviatur anschließen möchte. Diese seitlings angebracht und mit einer Verschlusskappe versehen hätte den gleichen Effekt gehabt.
Zu Schluss möchte ich aber noch einmal hervorheben, dass ich den Erwerb dieses Produktes in keinster Weise bereue . Das Gerät ist aus meiner Sicht (in jedem Fall für Einsteiger) eine saubere Offerte und ich glaube auch für etwas geübtere Spieler. Als neulich die Klavierlehrerin zu Besuch war, hat sich das auf jeden Fall in meinen Ohren fantastisch angehört.
Ach so, bevor ich das vergesse. Sein Handy oder Smartphone sollte auf dem Piano nicht in der Nähe der Lautsprecher ablegen. Es summt und brummt dann in so nicht vorgesehenen Klangbereichen.