Der texanische Hersteller Warm Audio genießt einen erstklassigen Ruf als Spezialist für gelungene Neuinterpretationen historischer Studioklassiker. Warm Audios liebevolle Umsetzungen des wahrscheinlich legendärsten Kompressor/Limiters aller Zeiten überzeugen durch authentischen Sound und ergänzen praktische Features, die man beim Original (und anderen Clones) bisweilen schmerzlich vermisst. Der Warm Audio WA76-A nimmt die erste und seltene, sog. Blue-Stripe-Version des 1176 zum Vorbild. Sie steht auch heute noch bei einigen Star-Produzenten hoch im Kurs. Der WA76-A zählt erfreulicherweise noch immer zu den Budget-freundlicheren 1176-Clones und ist damit ein wirklich empfehlenswertes Outboard-Highlight für legendären Vintage-Sound im modernen Studio. Mit den Revisionen A und D hat Warm Audio die wichtigsten 1176-Modelle im Programm.
Der WA76-A ist die sorgfältige Neuinterpretation des legendären Vintage-1176 Revision-A FET-Kompressors von 1968. Seine weitgehend authentisch aufgebaute Analogschaltung nutzt u.a. hochwertige Widerstände und Folien-Kondensatoren sowie große Ein- und Ausgangsübertrager von CineMag mit Vintage-Spezifikationen. Neben den bekannten Funktionen des Klassikers ist der WA76-A Blue-Stripe mit modernen Features ausgestattet. Dazu zählen eine Dry/Wet-Regelung für Parallelkompression, Stereo-Link, ein externer Sidechain-Weg mit variablem Hochpass, wählbare Eingangsimpedanzen sowie mehrere Bypass-Optionen (etwa mit oder ohne Übertrager im Signalweg). Der Anschluss erfolgt über symmetrische XLR-Buchsen. Kurz – man findet alles Wünschenswerte, um ein klassisches Outboard-Gerät optimal in moderne Workflows einzubinden.
Im Vergleich mit den späteren Varianten wird der Blue-Stripe- bzw. A-Version noch eine Spur mehr „Mojo“ nachgesagt: Neben noch kürzeren Regelzeiten und weniger Linearität bemerkt man eine höhere Sättigung und etwas mehr Färbung, die insbesondere Vokalaufnahmen gut stehen kann. Damit ist die A-Version klanglich höchst interessant, nimmt aber auch eine gewisse Sonderstellung unter den 1176-Varianten und ihren Clones ein. Wer den WA76-A ordentlich anfährt, will nicht nur zuverlässige Pegelglättung, sondern „Sound erleben“. So wird man den WA76-A eher als klangstarke Ergänzung zu anderen Kompressoren und weniger als Universalgerät und/oder einzigen Kompressor im Setup nutzen. Bevorzugt man einen etwas moderateren Charakter, bietet sich Warm Audios D-Version an. Der Budget-orientierter Preis macht den Warm Audio WA76-A auch für Projektstudios äußerst interessant.
Warm Audio ist ein 2011 in den USA gegründetes Unternehmen, das sich zum Vorsatz gemacht hat, möglichst hochwertiges Studioequipment zu möglichst bezahlbaren Preisen anzubieten. Der Schwerpunkt liegt bei Remakes klassischer Studiostandards, deren Schaltungen in vielen Fällen mit leichtem Freiraum neu interpretiert werden. Im Portfolio der Amerikaner finden sich u.a. eigene Varianten des Urei 1176 und des Teletronix LA-2A Kompressors, ein Pultec-Nachbau und eine Reihe verschiedener Mikrofone und Vorverstärker, die von den einschlägigen Legenden aus der Analog-Ära inspiriert wurden.
Mit seiner extra Portion „Mojo“ ist der WA76-A zwar noch längst kein One-Trick-Pony, aber doch eine Spur spezieller als sein Bruder „D“. Der vergleichsweise raue Charakter empfiehlt ihn als Klanggestaltungs-Tool und kann großartig mit den gegensätzlichen Eigenschaften eines hochwertigen Channelstrip-Klassikers (Stichwort 1073 o.ä.) harmonieren. Aktuelle Features wie Parallelkompression und Sidechain ermöglichen moderne Sounds und Workflows. Dank XLR-Bestückung und wählbarer Eingangsimpedanzen ist die Integration in ein aktuelles Studio-Setup (ggf. ohne auch Mischpult) ebenfalls mühelos machbar. Wer Stereospuren bzw. Busse bearbeiten möchte, kann den Stereo-Link nutzen oder – noch besser – sich Warm Audios 2-Kanal-Version anschauen. Die Texaner haben mit ihrem WA76-A einen echten Klassiker rundum überzeugend in die Neuzeit portiert.