Da ich 2009 vor hatte von XY-Stereophonie auf ORTF-Stereophonie zu wechseln, haben sich universelle Kleinmembran-Mikrofone für den Zweck empfohlen. Schon seit den 80er-Jahren besitze ich ein hervorragendes Stereo-Mikrofon von AKG, mit dem ich alle meine Auftritte bisher mitgeschnitten hatte, und von dessen Qualität ich heute noch begeistert bin. Deshalb war mein Blick wieder auf die Marke AKG gefallen.
Besonders geeignet sind Kleinmembraner mit einer dezidierten Höhenanhebung, die dadurch im Diffusfeld (also wenn der Raumklang bei der Aufnahme mit eine Rolle spielt und nicht ausschließlich Direktschall aufgenommen wird) präsenter aufnehmen. Erste Wahl wäre damals natürlich die KM-Serie von Neumann gewesen, aber aufgrund des zum Kaufzeitpunkt (Mai 2009) deutlich günstigeren Preises habe ich mich für ein ausgemessenes Stereo-Pärchen AKG C451 B entschieden. Heute (2015) würde ich entweder zu noch deutlich günstigeren RODE-Stäbchen oder gleich zu den Neumännern (die auch schon mal teurer waren) greifen.
Der Klang der AKG-Mikros ist sehr luftig und durchsichtig (gelegentlich auch fast etwas scharf) und lässt in keinem Frequenzbereich zu Wünschen übrig. Meine Konzertmitschnitte sind seit der Verwendung des AKG-Stereosets einfach viel besser und plastischer geworden, auch Dank der jetzt möglichen ORTF-Anordnung, die praktisch nur mit zwei einzelnen Mikrofonen oder mit sündteuren Spezialmikrofonen (z.B. Schoeps) zu realisieren ist.
Auch habe ich die Mikrofone in ORTF-Anordnung für die Overhead-Abnahme eines Schlagzeugs verwendet, was beste Ergebnisse geliefert hat. Das ganze Drumset kommt präsent und dynamisch über die Overheads, sodass für meinen Geschmack lediglich ein extra Snare-Mikro und eines für die Bassdrum zusätzlich erforderlich sind, um ein Schlagzeug-Set klanglich perfekt zu mikrofonieren. So hatte z.B. Queen früher im Studio sein Schlagzeug mikrofoniert.
In Verbindung mit einem C214 habe ich eine akustische Gitarre aufgenommen, das C451B am Halsansatz und das C214 in der Nähe des Schallochs. Auch damit war ich äußerst zufrieden und kann das Mikrofon nur wärmstens für transientenreiche Signale empfehlen. Lediglich der etwas übertriebene Nahbesprechungseffekt des C451B verhindert eine absolute Nahmikrofonierung. Evtl. ist hier der Einsatz des eingebauten Bass-Roll-Off-Filters für die Nahmikrofonierung angesagt.
Auch habe ich einen direkten Vergleich zwischen meinem AKG C451B Stereopärchen und meinem AKG C214 Stereopärchen bei einem Symphoniekonzert gemacht. Dabei sind beide Ergebnisse erwartungsgemäß sehr gut ausgefallen. Während das C451B einen sehr brillianten, höhenreichen Klang abliefert (wegen der Überhöhung der höheren Frequenzen fast schon etwas scharf bei gleichzeitiger Nachbearbeitung mit dem SPL Vitalizer), zeigen die Aufnahmen mit dem C214 etwas mehr Substanz und Bauch unten herum. Je nach Raumakustik und Klangkörper macht es also Sinn eher die C451B (bei eher dumpfer Akustik) oder die C214 (bei normaler bis heller Akustik) zu verwenden, um die besten Aufnahmen zu erhalten.
Seit ich Sommer-Cables und den SPL Vitalizer verwende, bevorzuge ich für Konzertmitschnitte die C214, da mir mit den C451B die Höhen etwas zu kräftig werden, was mir früher mit normalen Kabeln und ohne den SPL Vitalizer sogar eher erwünscht war.
Kürzlich hab ich eine Cajon und Handpercussion (Congas, Guiro, Shaker, etc.) mit den beiden C 451 B live abgenommen. Unser Percussionist war ganz begeistert, weil er mit sonstigen Mikrofonen bei anderen Gelegenheiten immer Probleme mit der Cajon hatte. Bei mir brauchte er keinen EQ und war mit dem Sound sehr zufrieden. Lediglich der stärkere Nahbesprechungseffekt des C451B führte dazu, dass der Bass-Schlag der nahe am Schallloch von hinten abgenommenen Cajon etwas zu Verzerrungen bzw. zum Wummern neigte. Evtl. hätte ich hier den Bassabsenkungsfilter benutzen sollen. Aber wie meistens, war zuwenig Zeit für einen ausgiebigen Soundcheck bzw. ist das Problem erst hinterher bei den Mehrspur-Mitschnitten aufgefallen.
Ein persönlicher Mikrofonvergleich mit Aufnahmen meines Kontrabasses zeigt, dass gerade die ganz tiefen Frequenzen durch den starken Nahbesprechungseffekt schon etwas zum Dröhnen neigen, im Gegensatz zu allen anderen getesteten Mikrofonen. Mein neues EV RE320 bekämpft konstruktionsbedingt den Nahbesprechungseffekt, was dem Kontrabassklang äußerst gut tut (hier klarer Sieger für Kontrabass gegenüber dem C451B).