Juni 2019, das Allen&Heath GLD verschwindet vom Markt und pünktlich dazu erlernt die SQ-Serie per Firmware-Update dessen Profi-Funktionen und ich kaufe ein "altes" Qu-24, was ist da passiert?
Im Prinzip das: Ich habe ein gut abgehangenes Pult gekauft, dessen Firmware solide ausgereift ist und dessen kleiner Bruder Qu-16 mich in 5 Jahren Betriebsamkeit nie im Stich gelassen hat. Mit der SQ-Serie sollte man vielleicht noch ein bis zwei Jahre warten, bis die Kinderkrankheiten vollends auskuriert sind. Dann muss man noch entscheiden, ob man mit weniger Knöpfen klarkommen möchte, oder ob man eine der neuen Funktionen so wichtig findet, dass man da eben Kompromisse eingeht.
Das Qu-24 ist ein übersichtliches Digitalpult, mit dem man schnell vorankommt. Die Klangqualität der Verarbeitung ist meines Erachtens nach sehr gut, die EQs bleiben bis auf die Extreme musikalisch, die Kompressoren verbiegen den Klang nicht zu sehr, die eingebauten Reverbs sind auf hohem Niveau. Der sehr schnelle Zugriff auf den graphischen EQ mit dazugehörigem Analyzer ist für mich ein Highlight, das ich im Live-Betrieb nicht missen möchte. Gerade bei letzterem ist der omnipräsente Mitbewerber X32 viel unhandlicher, Soundcraft gibt einem diese netten automatischen Mittenrasten auf die Fader beim Impact, aber einen Analyzer gibt's nicht dazu.
Durch die Matrix-Outputs und die vier FX-Returns (im Gegensatz zum kleineren Qu-16) lassen sich Delay-Lines und Effekt-Engines nutzen, ohne dass man Aux-Sends hergeben muss. So macht das Sinn.
Die eigenwillige Form mit Platz unter dem Pult ist durchaus praktisch, wenn man noch Zubehör wie Kabel, Lampe etc. im Rack platzsparend verstauen möchte.
Unter den Konkurrenten ist am ehesten das nun im Preis stark gefallene Soundcraft Impact interessant. Ihm fehlt aber der eingebaute Recorder und es gibt keine Möglichkeit, für EQs oder Kompressoren irgendwelche Presets abzulegen. Geschmackssache: ich finde die EQs von Soundcraft nicht so schön wie die von Allen&Heath, das geht mir sowohl analog wie digital so. Dafür bekommt man beim Impact eine große Routing-Flexibilität auf bis zu 64 Kanälen und sehr direkten Zugriff auf alles über Encoder, es ist im Prinzip ohne Display bedienbar.
Nachteile hat das Qu-24 aber auch: Bestimmte Dinge wird es nicht mehr lernen in Ermangelung weiterer Updates, wie z.B. dynamische EQs oder einen Multiband-Kompressor. Die Preamps/Wandler sind nach meinen Ohren nicht so gut wie z.B. die im Yamaha 01V96i oder die von Focusrite. Als reines Studio-Pult würde ich es daher nicht nehmen. 7 Aux-Wege (auch wenn 3 davon Stereo sind), das ist heutzutage ebenfalls nicht mehr viel. Und der eingebaute Recorder kann eben nur 18 Spuren und er ist sehr wählerisch bei den Datenträgern. Auch wählerisch ist manchmal der USB-Anschluss als Soundkarte, nicht immer mag er USB3-Hosts. Außerdem hat das Qu-24 keinen Expansion Slot und nun kommt DANTE am Horizont als möglicher übergreifender Standard für digitale Stageboxen auf... selbst A&H hat nun Dante-Stageboxen im Progrmam... das SQ könnte man immerhin nachrüsten, wenn auch für ein Schweinegeld. Und zu guter letzt: Die Fader laufen nicht soo smooth wie bei anderen Produkten.
Aber dennoch: Ein altes Wohlfühlpult, ein erfahrener Ackergaul mit gutem Sound zum OKayen Preis und zügiger Bedienung. Mit 24 Kanälen sind die meisten Bands ausreichend bedient. Solide ist es auch. Ich denke wir werden noch viele gute Jobs zusammen haben.