Ich nutze den Preamp exklusiv zur Verstärkung meiner E-Bässe (Cort Artisan C4H, Yamaha BB605) und kann daher nur meine Einschätzung zu dieser Verwendung abgeben. Als Preamp für Mikrofone habe ich ihn noch nicht getestet.
Der Pro Channel II bietet mir alles, was ich zur Klangregelung meiner Bässe brauche und was mir in dieser Art so gut wie alle Bassamps nicht bieten.
Die Aussteuerung ist über die LED-Anzeigen sehr gut machbar, ein Übersteuern in einer beliebigen Stufe wird ebenfalls angezeigt. Ein kurzes Aufleuchten bei Peaks, etwa bei Slaps macht sich aber klanglich nicht negativ bemerkbar.
Der Lowcut (1. Ordnung) ist mehr als Klangformung, denn als Lautsprecherschutz zu sehen. Dabei erweitert er die Klangregelung jedoch um einen interessanten Aspekt, da er vor dem Kompressor sitzt.
Selbiger besitzt alle benötigten Regelmöglichkeiten. Ich benutze ihn nur, um Peaks etwas abzuschwächen (3,5:1), da ich einen übermäßig komprimierten Basssound nicht mag. Er ist jedoch flexibel genug, um alle Soundwünsche zu realisieren. Besonders die einstellbaren Attack- und Release-Zeiten sind meiner Ansicht nach sehr wichtig, um den Kompressor passend auf seine Spielweise und die verwendeten Bässe einzustellen.
Die LED-Anzeige lässt einen nicht im Unklaren über die Gain-Reduktion, man hat also neben der akustischen auch eine optische Überprüfung der Kompressorfunktion.
Der EQ ist aus meiner Sicht eine der Stärken des Preamps. Er macht einfach das, was drauf steht und damit genau das, was man will. Schon Veränderungen um 3 dB sind deutlich hörbar. Wer weiß, wo er im Frequenzspektrum was verändern will, hat damit sehr viel Spaß. Eine Vollparametrik wäre sicher noch schöner, besonders für den Bass wäre eine Umschaltung auf Glockenfilter und die freie Wahl der Ansatzfrequenz gut.
Da aber der Tiefmittenregler bei Bedarf bis 20 Hz einstellbar ist, ist das zu verschmerzen, wenn man diesen nicht in einem anderen Frequenzbereich einsetzen will. Die Umschaltung der Güte in 2 Schritten empfinde ich als praxisgerecht und für mich ausreichend.
Soundbeschreibungen sind ja immer etwas schwierig. Ich empfinde den Sound des Pro Channel II als grundlegend neutral mit leichter Färbung, wenn man die Vorstufe etwas heißer anfährt. Dann fügt die Schaltung Obertöne hinzu, die den Bass etwas mehr ins Knurrige schieben. Richtige Verzerrung ist jedoch nicht zu erwarten. Die unterschiedlichen Klänge meiner Bässe werden sehr gut differenziert, alleine mit unterschiedlichen Spieltechniken lassen sich vielfältige Sounds erzeugen.
Ich habe den Preamp auch schon für den Bassisten der Band (HeavyMetal/Hardrock), die ich als Tontechniker betreue eingesetzt und konnte damit einen ebenfalls sehr zufriedenstellenden Sound erzeugen. Dabei bin ich direkt vom Preamp ins Pult gegangen, Monitoring lief über Wedges und InEar und der Bassist war damit absolut glücklich.
Ich selber spiele den Preamp zur Zeit über einen Samson-Endstufe in eine Ashdown MAG410, allerdings im selbstgebauten Gehäuse.
Als Kritikpunkt muss ich leichte Schwächen in der Verarbeiten anführen. So sitzen manche Regler nicht richtig mittig in den Bohrungen der Frontplatte und schleifen leicht. Da ich diese aber eh selten verstelle, fällt das kaum auf. Die XLR-Buchsen auf der Rückseite fassen extrem eng, sodass eine Verriegelung fast überflüssig ist und man mehr Gewalt als man eigentlich will aufwenden muss, um das Kabel zu entfernen.
Die Größe und das Gewicht können natürlich nicht mit den kleinen ClassD-Topteilen mithalten, vor allem, wenn man noch die Endstufe hinzurechnet. Der Ausgangspegel wird per Zeiger dargestellt, leider ist dieser (prinzipbedingt) sehr träge. Ich hätte mir hier zusätzlich auch eine LED-Anzeige gewünscht, damit auch die Peaks dargestellt werden.
Ich sehe jedoch die Vorteile des Preamps in dieser Verwendung als klar überlegen: Sound, Flexibilität und eine für einen Tontechniker gewohnte Bedienung. Der Grundsound ist hervorragend und mir sind alle Möglichkeiten gegeben, gezielt Korrekturen vorzunehmen. Wer auf der Suche nach einem Preamp für E-Bass ist, sollte sich den Pro Channel II mal anschauen.
Ich bin mir sicher, dass er auch in seiner eigentlichen Verwendung als Mikrofon-Preamp gute Dienste leistet.