Der größere (und deutlich teurere) Vorgänger, der dicke DrumBrute, hatte mich nicht überzeugt: Was will ich mit 1001 Features und Möglichkeiten, wenn mich der Sound irgendwie nur so anfipst. Klar Geschmackssache - umso mehr aber begeistert mich der - wie ich finde: gesundgeschrumpfte - Impact auf Anhieb. Gerade auch mit seinem eigenständigen, deutlich knackigeren Klang!
Flakki heißt das Gerät bei mir (ich benenne meine Lieblinge immer). Dieses ersetzt - nebenwirkungsmäßig, sozusagen - in meinem Heimstudio mal eben ungefragt die (sonst nicht vorhandene) Lightshow! :-) Nach ein paar unbeachteten Minuten setzt der Impact ein Lauflicht-Geflacker in Gang, dass es nur so blinkt und blitzflackert: vom - fast korrekt orthographierenden - ("D R U n B R U T E...") im Display die ganze orgiastische Farbpalette, die das Ding zu bieten hat. Hier gleich mal der - luxuriöse - Hauptmecker: Das Geflacker der Step-Pads, wenn sie ihren knallrosa Durchgang haben, beißt sich mal eben echt augenkrebsmäßig mit dem an und pfirsich edel wirkenden Orange in der Chassis und der unteren Lichtorgie. Wer hat sich denn das ausgedacht (bzw. nicht beachtet beim Designen)? Prädikat: erster mir bekannter Drumcomputer mit "Bildschirmschoner"!
Aber verziehen - denn der Sound stimmt. Jedenfalls lässt sich was damit anfangen.
Haupteinschränkung: kein Parameter-Lock. Das heißt: Was immer du für Sounds erschraubst, wird garantiert nicht aufgezeichnet. Das bleibt Handarbeit. (Speicherbare Parameterfahrten wären DAS Superfeature - aber gibt's hier nicht. Schade!) Behelf: Handyfoto vom Einstellungsbild. Dafür immerhin hat das Gerät (wie schon der MicroBrute-Synth derselben Firma) die passenden Knöpkens: die selbst bei verwackeltem Foto noch deutlich ihre jeweilige Stellung zeigen.
Überhaupt gelungene Abmessungen: groß genug für bequemes Schrauben auch für dickere Finger - aber insgesamt noch handgepäcktauglich.
Weitere Einschränkungen: Cowbell ohne jede Variation (außer Lautstärke)... Und: Die zwei Toms teilen sich einen Kanal, das heißt, sie lassen sich nur gemeinsam rauf- oder runtertunen. Und: kein eigenständiger Clap, stattdessen zwei Snares - von denen sich eine gern zum Clap verbiegen lässt, der dann nicht ganz so glatt-schön klingt wie der einer berühmten Klassiker-Maschine aus den seligen 80er Jahren (die der Impact aber eh nicht imitiert).
Und: Die Kiste ist mono. Jedenfalls im Hauptausgang. Dafür hat sie vier weitere (Miniklinkenbuchsen-)Ausgänge: einen für Kick, einen für die beiden Snares, einen für die Hi Hats (offen und zu) und einen für die FM-Drum. Wodurch die Genannten vom Hauptausgang weggeschaltet sind, sowie das betreffende Büchslein verkabelt ist und sich auf einzelne Aufnahmespuren (und damit auch ggf. ins Panorama) legen lassen.
Ein Distortion-Anteil ist stufenlos auf die Summe legbar (bei Vollverkabelung betrifft das nurmehr Toms, Cowbell und Cymbal) und ist ziemlich weit aufdrehbar, bevor er nur noch matscht. Bis in die 2-Uhr-Stellung auf jeden Fall nützlich, bei Bedarf.
Was lässt sich noch meckern? Die Klangparameter sind, sagen wir, überschaubar: Niemand wird schwindelig davon. Es gibt für die meisten Stimmen einen sehr flexibel bis individuell zuschaltbaren Akzent, was eine etwas andere Klangfärbung bedeutet. Die Sweet Spots sind nicht zum Niederknien. Aber noch gut genug. Bisschen Fingerspitzen- und Kombinationssache.
Aber! Das Ding ist dennoch ein Knüller, Knaller und Brüller. Hier die Vorzüge. Erstenszweitensdrittens one-two-three - hey: Der Impact kann Polyrhythmik! Jede Spur lässt sich separat in der Länge einstellen. Krumme Takte? Jederzeit gezielt und einfach einzustellen. Überhaupt die Bedienung: vielfach selbsterklärend, kinderleicht - und das Handbuch (nur als PDF, das aber auch auf Deutsch) weiß eine Menge Tricks und Kniffe. (Ich kam noch nicht dazu, den Software-Editor überhaupt nur auszuprobieren. Meine ich als Kompliment. Der bietet noch zusätzlich Zeug.)
Sehr schön auch: eine kleine Ribbon-Leiste, die als Roller und Looper fungiert (je nachdem) und sehr schnell Leben in den Maschinentakt bringt. Richtig gut und fein: der Sound der Hi Hats. Und die FM-Drum: das am üppigsten parametrisierte Instrument des Impact, auch wenn sich die Möglichkeiten dieses Effekts erst im Gesamtarrangement so richtig eröffnen. Die Snare lässt sich bis zum Trockenbumm einer Zusatz-Tom entrauschen. Die Kick macht guten Wumms von knochentrocken (soweit überzeugend) zu kaum mehr brauchbaren tonalen Nachkling-Varianten. Vielleicht nicht die endgültige Offenbarung - aber "werktagstauglich".
Und dann noch: die Random-Funktion. Stufenlos einstellbar: für alles, wenn du willst. Aber auch: für eine Einzelspur. Oder zwei oder drei (oder wie viele auch immer). Und das Beste: Jeder einzelne Step, egal wann und wo gesetzt, lässt sich im Timing stufenlos verschubseln. Oder eine ganze Spur, oder alle und alles. Jeweils feinst dosierbar. Genau das birgt ungeheure Groove-Vielfalt.
Völlig frei on the fly: zwischen Step-Record und Fingerspiel hin- und herschalten, wie es grad gefällt. Und wenn du dich verhaust oder verzettelst: Jedes Pattern will extra gespeichert werden, erst dann bleibt es, wie es ist. Sehr komfortabel auch: Mute- und Solofunktion, die beide zu spontanen Variationen und Live-Arrangements einladen. Die Kiste lässt sich einfach verdammt gut spielen! Das macht die meisten - wenn nicht gar alle - der genannten Einschränkungen bestens wett. Der Speicher und seine Verwaltung: großzügig bemessen, auch hier die Bedienung kinderleicht. Für Patterns, die länger sind als die 16 sofort sichtbaren Schritte, sind mehrere Ansichts- bzw. Überblicksmodi schaltbar. Auch der Songmodus, das Verketten von Patterns: easy. Metronom: wie alles andere auch jederzeit zu- und abschaltbar und einfach zu überblicken. Ein Fest! Gute und durchdachte Shift-Funktionen, eine davon: Feineinstellung des Tempos auch hinterm BPM-Komma. Ach ja: In der Songfunktion können alle erklingenden Patterns global aufs selbe Tempo geschaltet werden, unabhängig von ihrem jeweils ursprünglichen. Was auch heißt: Gewünschte Tempiwechsel sind mal eben kein Programmierproblem.
So gesehen gibt es nichts, was die Kiste nicht kann - und aus der Überschaubarkeit eines Naja-ganz-gut-Ersteindrucks wird im buchstäblichen Hand- bzw. Knopfumdrehen das ganz große Jawoll-ja-wow-Boah. Und wie gesagt: So wenig das einzelne Bumm, Patsch, Zisch oder Boing dieser Kiste auf Anhieb umhauen mag, so umwerfend viel lässt sich im Gesamtergebnis aus ihr herausholen. Die Möglichkeiten zeigen sich nicht sofort - aber lassen sich sehr leicht hervorlocken beim Spiel - schon beim Herumprobieren, wozu das Gerät auf allerschönste Weise einlädt, ja geradezu verführt. Und belohnt: mit Musik. Die lässt sich machen. Die lässt sich hören. Selbst in Knallpink zu Orange. Schließ die Augen beim Tanzen. Das Ribbon findest du noch blind - die Pads sprechen übrigens sehr schön dynamisch an und sind auch groß genug - und am Schluss kommt's ja nicht drauf an, wie was blinkt, sondern wie es rockt und groovt. Und das tut's!