Günstige Audioprodukte mit dem Namen Behringer haben es grundsätzlich eher schwer im ernsthaften Kundenkreis ernst genommen zu werden. Bei jedem Hersteller mit derart großem Portfolio gibt es naturgemäß gute und weniger gute Produkte, dieser Monitor gehört eindeutig zu den besseren. Auch meine persönlichen Erfahrungen mit einem kleinen Teil der Behringer-Gerätschaft ist durchaus durchwachsen (Monitore, Monitorcontroller, USB-Audiointerfaces, Kopfhörerverstärker, Equalizer, Kreuzschienen).
Ich zähle hier deshalb nur möglichst objektiv die Fakten und meine subjektiven Erfahrungen mit den B2031A auf ;-)
+ Verarbeitung, Material, Treiber auf gutem bis sehr gutem Niveau
+ 8,75 Zoll Woofer mit Aludruckgusskorb, 1 Zoll Titankalotte
+ Klarer, offener, analytischer, dynamischer, weitgehend neutraler und linearer Klang
+ Breiter Sweetspot durch Kalotte und weitem Waveguide-Mund
+ Ordentlicher Tiefgang bis ca. 37 Hz ohne wesentlichen Pegelabfall
+ Crispe Höhen mit hoher Auflösung und Dynamik
+ Gute Ortbarkeit in Breite und Tiefe auf erstaunlich großer Bühne
+ Präzise Phantommitte lässt auf geringe Toleranzen und wenig Serienstreuung im Bezug auf Frequenzgang und Pegel schließen
+ Gute Livehaftigkeit und Spielfreude, gute Fein.- u. Grobdynamik
+ Dank guter Durchsetzung und genügend Endstufenleistung durchaus auch im Midfield einsetzbar
+ Bis zu ohrenschädigenden Pegeln kaum Kompression und Verzerrung wahrnehmbar
+ Symmetrische XLR und TRS Inputs vertikal steckbar, dadurch platzsparend bei wandnaher Aufstellung
+ Praxisgerechte Filter zur Raumanpassung und Profi-Features wie Tweeter-Mute und Woofer-Mute schaltbar
+ Pegelgesteuerte Standby-Automatik abschaltbar
+ Überlastschutz durch Limiter-gesicherte Treiber
+ Magnetisch abgeschirmte Treiber
+ Individuelles Messprotokoll! - hoffentlich wirklich individuell und nicht gerundet und geschönt ;-)
~ Ein/Ausschalter an der Rückwand, aber immerhin von oben erreichbar
~ Eingangsempfindlichkeit (Input Trim) von - 6 dB bis + 6 dB anpassbar aber Potentiometer nur bei Mittelstellung 0 dB gerastert
~ Massive, schwere Bauart, aber kantiger Look & Feel etwas Old School
~ Design: 90er Old Style Genelec-like, stirbt nicht durch Schönheit
~ Fronteinfassung aus grauem Kunststoff und schwarzes MDF-Gehäuse mit Holzstrukturfolie müssen nicht Jeder/Jedem gefallen, mir persönlich sagt es weniger zu, eben Geschmacksache.
~ Kein definiertes Mittenloch, aber Mitten etwas diffus in der Durchhörbarkeit
~ Bass ist gut, konturiert und tief aber eher auf der weicheren Seite, nicht ganz so knackig-zackig und präzis
~ Klangeindruck in den Höhen eher etwas kühl, eben analytisch
~ Gute Transientenwiedergabe in den Höhen, bei Mitten und Bass etwas weniger Impulstreue
~ Eigenrauschen auf Klassenniveau, ab 1 m Abstand nicht mehr auffällig
- Kein unsymmetrischer Eingang
- Die beiden (zu) schmalen Bassreflexschlitze neigen bei basslastigem Material und höheren Pegeln zu unüberhörbarem Röcheln durch Strömungsgeräusche - dafür ordentliche Ventilation im Nahfeld ;-)
- Scharfe Gehäusekanten an der Schallwand suboptimal im Bezug auf Baffle-Step und Beugungseffekte
Fazit:
Für das wenige Geld einfach einzigartig!
Mir fällt eigentlich auch bis zum doppelten Preisniveau kaum ein Nahfeldmonitor ein, der dieses Paket an Features, Klangtreue, Autorität und massiver Bauweise bietet.
Mir stehen mehrere Studiomonitore diverser Qualitäts.- und Preisklassen als Vergleich zur Verfügung und da können die B2031A sehr gut mithalten, auch die bereits wieder aufgelassenen Nachfolger B3031A (mit dem AMT-Tweeter) sind kaum besser. Erst ab etwa vier.- bis fünffachem Budget ist ein signifikanter Qualitätsunterschied im Bezug auf Auflösung, Feinzeichnung, Autorität, Verfärbungsfreiheit und Neutralität auszumachen, für die letzten 10% an Klangtreue zahlt man eben leider immer am meisten ;-)
M.M.n. sind die B2031A durchaus sowohl als probates Werkzeug am Audioarbeitsplatz (nach entsprechender Einhörphase) als auch zum reinen Musikhören mit Spaßfaktor und zur Kleinbeschallung bei der Wohnungsparty geeignet, wenn man/frau nicht Unsummen für die Abhöre ausgeben will, kein Prestigeobjekt zum Posen braucht und mit den paar kleineren Nachteilen (~ und -) leben kann. Dann macht man/frau mit den B2031A absolut nichts falsch.
Ach ja, ganz generell:
Stellt eure Monitore bitte nicht auf die vermehrt allerorts anzutreffenden Schaumstoff-Basen, das entkoppelt zwar ganz gut vom Untergrund, ist aber sonst kontraproduktiv, denn die Monitore sind damit nicht stabil fixiert, wackeln und vibrieren als ganzes, nicht nur bei hohen Pegeln.
Nehmt lieber gute, schwere, vibrationsfreie Monitorständer und/oder Spikes. Damit die Membranen richtig verlust.- und verzerrungsfrei schwingen können muss ein Monitorgehäuse stehen wie ein Fels in der Brandung sagt uns die Physik. Ihr bekommt mehr klangliche Präzision und trockeneren Bass als Dankeschön :-)