Anfang der 70er Jahre erschien das System 2500 von ARP als konzeptioneller Gegenentwurf zu den Modularsystemen von Moog. Es wurde von Elektronik-Pionieren und Musikern unterschiedlicher Genres eingesetzt, wie zum Beispiel Vince Clarke, Jean Michel Jarre, Vangelis, Elton John oder Pete Townshend und war in Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ zu sehen. Diese Legende ist sehr selten und wenn, dann nur zu Liebhaberpreisen erhältlich. Das anspruchsvolle System teilte viele Funktionen anders als bei Moog auf und bot anstelle von Patch-Buchsen eine Kreuzschienenmatrix zur Verbindung der Module. Dieses Konzept hat sich jedoch nicht durchgesetzt. Behringer lässt mit der 2500 Series das ARP-System wiederaufleben, portiert es jedoch kostengünstig in das Eurorack-Format. Das Modul 1003 ist eine nützliche, doppelte Hüllkurve mit praktischen Zusatzfunktionen.
Das Dual Envelope-Modul besitzt zwei unabhängig voneinander einstellbare Hüllkurven, die mit einem Gate- oder Trigger-Signal gemeinsam ausgelöst werden. Initial Decay und Final Decay sind zwar ungewohnte Bezeichnungen, jedoch arbeiten die vier Phasen Attack, Decay, Sustain und Release (ADSR) so wie man es kennt. Zusätzlich zu den normalen Ausgängen sind jeweils „negative“ Ausgänge vorhanden, an denen ein invertiertes Hüllkurvensignal ausgegeben wird, was für eine gegenläufige Modulation eingesetzt werden kann. Die Hüllkurven können jeweils zwischen Single- und Multiple-Trigger umgestellt werden. Im Single-Modus wird die Hüllkurve bei gebundenen Noten nicht neu ausgelöst, was gern für die Filtersteuerung beim Legato-Spiel genutzt wird. Um die Hüllkurven auch ohne angeschlossenes Keyboard oder Sequenzer probieren zu können, lassen sie sich jeweils per Taster manuell starten.
Die Module der Behringer 2500 Series sind die moderne Version einer absoluten Legende und bieten trotzdem einen günstigen Einstieg in die modulare Welt. Mehrere Module der Serie sind entweder dual ausgeführt oder kombinieren zwei unterschiedliche Funktionen miteinander, was die ohnehin preiswerten Module noch attraktiver macht. Ein Basissystem lässt sich mit vergleichsweise geringem Kostenaufwand zusammenstellen und kann dann nach und nach erweitert werden. Außerdem ist die 2500 Series eine großartige Gelegenheit, dem so gut wie unmöglich zu erwerbenden Originalsystem nahe zu kommen. Dabei lässt sich ein Wunsch-System nicht nur nach den eigenen Vorstellungen frei zusammenstellen, sondern kann auch durch Eurorack-Module, die andere Konzepte verfolgen, sinnvoll ergänzt werden.
Das in Deutschland von Uli Behringer gegründete und heute in China ansässige Unternehmen steht seit dem ersten Produkt, dem Studio Exciter F, für preiswertes Equipment. Mischpulte, wie das Eurodesk MX8000, sowie unzählige Signalprozessoren und später auch Beschallungsequipment ermöglichten es unzähligen Musikern auch bei begrenztem Budget ihre Heimstudios, Übungsräume und mobilen PAs mit Equipment auszurüsten, das sonst nicht erschwinglich war. Die Produktpalette von Behringer wuchs über die Jahre ständig weiter. Durch die Übernahme weiterer Firmen, u.a. Midas, Klark Teknik und TC Electronic, kamen nicht nur neue Produktgruppen hinzu, sondern es floss auch deren technisches Know How in die Produktentwicklung mit ein.
Hüllkurven mögen unspektakulär erscheinen, sind aber essentiell. Das duale Modul 1003 ist praktisch, weil in nahezu jedem Patch, ob Bass, Percussion, Lead- oder FX-Sound, eine Hüllkurve für den VCA und eine für das Filter benötigt werden, die von derselben Note getriggert werden. Grundsätzlich können mit Hüllkurven natürlich alle CV-steuerbaren Parameter moduliert werden. Sinnvoll sind zum Beispiel die Tonhöhe eines VCOs für Bend- und Sync-Sounds, die Geschwindigkeit bei einem VC-LFO, die Pulsbreite am Oszillator (PWM) sowie die Klangparameter von Phaser, Wave Folder, Overdrive etc. In Verbindung mit einem VCA lässt sich mit einer Hüllkurve die Intensität einer anderen Modulationsquelle, etwa einem LFO, gezielt steuern. Mehrere Hüllkurven sind in einem Modularsystem ein „Muss“.