Mit den Modulen der 900er-Serie von Moog begann in den 60er Jahren der kommerzielle Synthesizerbau. Sie waren u.a. Grundlage für die Synthesizer Ic, IIc, IIIc/p und später für System 55, 35 und 15. Auch die Schaltungen des berühmten Minimoog basierten darauf. Mit den 900er-Modulen wurde das Prinzip des spannungsgesteuerten Oszillators ebenso wie die legendäre Schaltung des Ladder-Filters und auch die grundlegenden Konzepte von Hüllkurve, Noise Generator und VCA erstmals als ganzheitliches System realisiert. Behringer hat eine Auswahl der wichtigsten 900er-Module neu aufgelegt und dabei die Schaltungen historisch korrekt nachgebildet. Somit wurden auch Besonderheiten wie der S-Trigger und Module wie der VCO-Driver übernommen, was heutzutage im Euroracksektor zwar nicht mehr angewendet wird, sich aber dennoch problemlos integrieren bzw. anpassen lässt.
Das Modul 911 ist eine typische ADSR-Hüllkurve, jedoch sind die Bezeichnungen und Anordnung der Regler dem Vintage-Vorbild nachempfunden. Die Parameter T1, T2 und T3 entsprechen den Parametern Attack, Decay und Release, die sich jeweils im Bereich von 2ms bis 10 Sekunden einstellen lassen. Mit E sus wird der Pegel der Sustainphase geregelt. Der eingestellte Hüllkurvenverlauf wird über die Buchse Out ausgegeben. Zur Vervielfältigung des Signals sowie zur Einstellung der Modulationstiefe kann der Ausgang über die Module 994 Multiples bzw. 995 Attenuators geführt werden, bevor es zum Modulationsziel gepatcht wird. Es ist zu beachten, dass der Eingang mit einem S-Trigger arbeitet, was dem Vorbild entspricht, aber in der Eurorack-Welt sonst nicht verwendet wird. Für eine Anpassung zwischen S-Trigger und dem üblichen Gate bzw. V-Trigger hat Behringer das Modul 961 Interface im Programm.
Modularsynthesizer wie das Moog System 55 und selbst dessen kleinere Varianten System 35 und System 15 waren schon seinerzeit sehr teuer und auch heutzutage sind diese Ikonen sowie die Nachbauten unterschiedlicher Hersteller mit immensen Kosten verbunden. Behringer macht diese absolute Legende für jedermann erschwinglich und mit der Portierung in das Eurorack-Format lässt sich ein System deutlich kompakter und somit auch portabel aufbauen. Fans von den Pionieren der elektronischen Musik ist es hiermit möglich, einen eigenen Modularsynthesizer, wie ihn W. Carlos, Keith Emerson, Klaus Schulze u.v.a. einsetzten, selbst zu konfigurieren, die speziellen Eigenheiten des Vintage-Systems zu erfahren, ihn im eigenen musikalischen Kontext einzusetzen und sogar mit weiteren Eurorackmodulen interagieren zu lassen.
Das in Deutschland von Uli Behringer gegründete und heute in China ansässige Unternehmen steht seit dem ersten Produkt, dem Studio Exciter F, für preiswertes Equipment. Mischpulte, wie das Eurodesk MX8000, sowie unzählige Signalprozessoren und später auch Beschallungsequipment ermöglichten es unzähligen Musikern auch bei begrenztem Budget ihre Heimstudios, Übungsräume und mobilen PAs mit Equipment auszurüsten, das sonst nicht erschwinglich war. Die Produktpalette von Behringer wuchs über die Jahre ständig weiter. Durch die Übernahme weiterer Firmen, u.a. Midas, Klark Teknik und TC Electronic, kamen nicht nur neue Produktgruppen hinzu, sondern es floss auch deren technisches Know How in die Produktentwicklung mit ein.
Hüllkurven gehören zu den wichtigsten Elementen in einem Modularsystem. Der zeitliche Verlauf des Steuersignals über vier Phasen definiert bei einem VCA die Länge einer gespielten Note samt Einschwing- und Ausklingverhalten des Sounds. Bei einem Filter wird der Verlauf der Klangformung gestaltet. Die Tonhöhe eines Oszillators lässt sich mit einer Hüllkurve für Autobending steuern oder um Sync-Sounds zu erzeugen. Ebenso ergiebig ist eine Hüllkurve bei der Modulation der Geschwindigkeit eines VC-LFOs oder der Pulsbreite eines VCOs (PWM). In Verbindung mit einem VCA lässt sich mit einer Hüllkurve die Intensität einer anderen Modulationsquelle, z.B. eines LFOs, gezielt steuern. Wird der Trigger am Eingang zuerst über das Modul 911a Dual Trigger Delay geführt, lässt sich der Einsatz der Hüllkurve verzögern, was bei der Verwendung mehrerer Hüllkurven interessante Effekte ergibt.