Ich habe einen Boss GE-7 EQ im Effect Loop meines Marshall-Amps, aber weil die Einstellerei immer recht diffizil ist, wollte ich für meinen kleinen Blackstar HT-5R Combo einen eigenen EQ. Also dachte ich mir, probierst mal den Billigheimer, für ein Viertel des Preises vom Boss darf der ruhig aus Plastik sein. Und was soll ich sagen - ich bin erstaunt. Ich betreibe ihn im Effect Loop des Amps, das ist bei EQs eh sehr zu empfehlen, denn dort rauschen die Dinger viel weniger als vor dem Amp. Sogar der Behringer ist da ordentlich leise. Wie auch beim Boss, sind die Schieberegler für die Frequenzen sehr "giftig", schon ein Millimeter macht viel aus. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt, aber nach einer Weile bekommt man es hin.
Einen Stern abziehen muss ich nur für eine Kleinigkeit: Die Regler rasten in Mittelposition nicht ein. Man muss sich mit einem Gegenstand behelfen (Handy) und alle gleichzeitig auf hoffentlich null schieben, wenn man von der Neutralstellung beginnen will. Das kann mehrere Versuche benötigen, bis man diesen Punkt gefunden hat.
Und noch einen kleinen Abstrich gibt es: Es ist auch mit diesem Trick nicht leicht, einen unveränderten Sound als Basis für weitere Eingriffe herzustellen. Weil ich aber eh einen anderen Sound will, ist das nicht so tragisch. Das Ergebnis ist auf jeden Fall besser als ohne EQ.
Ich konnte damit meinem Blackstar-Combo ganz schön Beine machen. Von Haus aus ist der 12-Zoll Speaker in der Lage, viel mehr Bass zu produzieren und viel größer zu klingen, als die Abstimmung des Amps es zulässt. Meines Wissens wurde das Voicing des Nachfolgers HT5 Mark II diesbezüglich auch geändert, so dass er viel voller klingt. Das kann man für kleines Geld mit diesem EQ auch erreichen. Einfach das 100-Hz-Band anheben, und die Kiste drückt unten raus wie ein Großer. Wenn man die Bässe am Amp reindreht, hat das nicht den selben Effekt, weil die erst noch durch die Vorstufenzerre laufen und dort zu matschen anfangen. Besser die Bässe am Amp nicht über 12 Uhr aufdrehen und dann vor der Endstufe den Bass anheben. Dann klappt's auch mit High Gain ohne Matsch, aber mit Druck. Gilt eigentlich für alle Amps, die verzerrt gespielt werden.
Weil der Blackstar im Clean-Kanal nur eine rudimentäre High/Low Tonblende als Klangregelung hat, kann man den EQ hier auch super gebrauchen.
Als Booster mit EQ-Funktion kann ich das Teil aber ebensowenig empfehlen wie den Boss, weil beide vor der Vorstufe zu viel rauschen. Da empfehle ich unbedingt den Orange Two Stroke, der nicht rauscht und einen super zu bedienenden zweifach-halbparametrischen EQ hat, bei dem man den Arbeitspunkt, nicht aber die Güte, für Bässe und Höhenregler einstellen kann. Damit kamm man müden Pickups Beine machen und Röhrenvorstufen ordentlich anblasen.
Der Grafische EQ gehört bei High Gain aber immer hinter die Vorstufe.
Das Design des Behringer ist, O Wunder vom Boss geklaut. Das Plastikgehäuse ist ok, wer mal unglücklich drauflatscht, verbiegt eher einen Regler. Für zu Hause oder Proberaum absolut ausreichend.
Insgesamt kann ich das Teil wirklich empfehlen. Ihr werdet staunen, was euer Amp alles kann.