Es bedarf vom Hersteller schon einigen Selbstvertrauens, ein Kästchen mit elf Drehreglern, dreizehn Kippschaltern und vierzehn Buchsen einen "Vereinfacher" zu nennen. Doch möglicherweise ist dieses gerechtfertigt.
Was ich weniger schön finde:
- Das ist halt kein Digitalgerät, man kann nichts abspeichern, sondern bekommt das geliefert, was die Knöpfe und Schalterchen anzeigen. Leider verstellen sich diese ziemlich leicht, so daß man nach einem Transport z.B. auf einem Pedalbord alles kontrollieren und eventuell neu einstellen muß. Nun ist das Einstellen - wenn man denn weiß was man will - weniger komplex als die reglerüberkrustete Bedienfläche befürchten läßt, doch es bleibt ein Restzweifel, wie auftrittsgeeignet der Simplifier ist.
- Es ist sehr einfach, unschöne Sounds einzustellen. Die Regler interagieren und es braucht einige Zeit, bis sich ein Gefühl dafür einstellt, wie der Wunschsound zu reproduzieren ist.
- Den Zerrsound auch des "Hot- Rod"- Kanals A finde ich dünn. Jaja, abhängig von Kopfhörer, PA oder sonstiger Verstärkung, doch einen richtig fetten Solosound bekomme ich auch mit der Les Paul nicht hin, von Härterem ganz zu schweigen. Da fehlt mir die fette Kompression des Boogie, den ich sonst spiele. Gesagt, getan: Ein günstiger Kompressor (Mooer Yellow Comp) vorgeschaltet und schon betritt man eine andere Klangwelt, mein Rat: Probieren.
- Der Hall ist nicht mein Geschmack, macht den Klang eher schlechter.
- Wenn Fußschalter und Gerät denn schon ungewöhnliche 3,5 mm Buchsen haben, wäre es hilfreich gewesen, ein entsprechendes Kabel beizulegen.
Was mir gut gefällt:
- Man spielt einen / seinen eigenen Sound (in vielen Variationen) und verliert sich nicht in der Beliebigkeit der Modeler.
- Modeler mögen viele Vorteile bestzen- einfache Bedienung gehört nicht dazu. Den Simplifier fummelt man sich einmal zurecht; Veränderung sind schnell und übersichtlich ausgeführt, häufig reicht ein Kippschalter und das Gerät ist an zum Beispiel einen anderen Verstärker/ andere PA angepasst.
- Die verbauten Ampmodelle sind gut und wohl auch halbwegs authentisch, zumindest bekomme ich herrliche Marshall- Töne heraus.
- Die Boxensimulation ist endlich einmal gelungen. Das - auch in Modelern vorhandene - Britzeln und Fisseln ist hier schnell weggeregelt und das wars.
Alternativen: Boss IR-200 (fast genauso gut, viel besserer Hall), teils röhrenbetriebene Preamps von Friedman, Hugh & Kettner, Koch, Quilter und anderen Anbietern. Man kann nicht alle durchprobieren, das Entscheidende für mich ist immer die Boxensimulation - und die ist hier beim Simplifier gelungen.
Fazit: Gute, noch nicht ganz ausgereifte Preamp-/ IR- Lösung für den Hausgebrauch und mit Einschränkung auch live.