Ich habe einen Mikrofonvorverstärker gesucht, der etwas charaktervoller und für mich besser klingt als die MicPres in meinem RME FireFace.
In den letzten Jahren hatte ich immer mal wieder einen Anlauf genommen, aber bin so recht nicht fündig geworden. Summit Audio, SPL, FMR, etc. alles nicht wirklich das ..
Habe dann hauptsächlich über unser Allen&Heath Mischpult aufgenommen, weil mir die Geschmacksrichtung der Vorverstärker sehr zusagt.
In der engeren Auswahl waren diesmal neben dem Golden Age Project PREQ-73 PREMIER, weitere der PRE-73 DLX PREMIER, die einfachere „nicht PREMIER“-Reihe mit den roten Gehäusen, sowie der Focusrite ISA ONE und der Warm Audio WA12.
Der Focusrite ISA ONE war leider gerade nicht lieferbar.
Anfangs fand ich den Golden Age Project PRE-73 DLX im roten Gehäuse wegen des Attentuators reizvoll, um den Übertrager etwas zu übersteuern.
Für die PREMIER-Reihe spricht die dandere/bessere Bauteilbestückung.
Letztlich bin ich dann beim PREQ-73 gelandet, da die Klangregelung mit schaltbaren Frequenzbändern, realisiert mit einer Spule für die Mitten, mir „old schoolig“ bekannt und sympathisch ist.
Nun wie macht er sich ..?
Prima! Die klangliche Ausrichtung ist, meinem Empfinden nach, den Allen&Heath Preamps sehr ähnlich. Er klingt präsent und sanft in den Höhen. Die Bässe nicht mager aber auch nicht überbetont. Da kann man super mit arbeiten. Sensibilität und „Verdichtung“ gelingen ihm sehr gut. Meint auch, Vocals und Raumanteil im Verbindung mit dem Abstand zum Mikrofon. Prima! Gerade auch, wenn man Gitarre oder Ukulele zusammen mit Gesang mit einem Mikro abnimmt. Die ersten Aufnahmen, ohne Kenntnis und Hinweis auf den Preamp, haben die Hörer der unbearbeiteten Aufnahme gleich überzeugt.
Die Sättigung der Übertrager klingt harmonisch. Somit, scheint das Feature des Attentuators des PRE-73 DLX bedarfstechnisch überholt.
Das Gerätedesign und die Namensgebung spielt mit der Anlehnung an die Neve 1073
Ich kann, mangels original Neve, nicht sagen, wie nah der PREQ-73 klanglich an den Neve 1073 herankommt. Jedoch klingt der PREQ-73 sehr gut und wenn man sich mal etwas damit beschäftigt hat, man die Qualitäten sehr zu schätzen weiß.
Der frontseitige DI ist in Kombination mit der Klangregelung gut zu gebrauchen. Einen Precision Bass einstecken und glücklich sein. - immer ein guter Test. Wenn der Preci nicht klingt ist irgendwas mit der Anlage oder dem Gehör .. :-)
Die umschaltbare Eingangsimpendanz des MIC-Inputs macht sich besonders bei Dynamischen Mikrofonen gut bemerkbar und steuert ein weiteres schönes Farbspektrum bei.
Egal, ob ein Brauner Kondensator, oder alte dynamische Klassiker der PREQ-73 scheint ein guter Buddy zu allen zu sein.
Eines noch, der PREQ-73 wirkt nach ein paar Tagen im Einsatz, inkl. mehrfach überfahrener Übertrager immer besser. Die Bauteile scheinen langsam aufzuwachen.
Die Klangregelung macht einen sehr angenehmen runden Eindruck. Sicher sind die regelbaren Frequenzbereiche akustisch wie sie sind, aber es zischelt und mupft nicht.
Der Ton ist immer stabil und die Abbildung ist wirklich gut. Das spricht im allgemeinen für eine gute Phasentreue.
Allein die Netzeillösung finde ich persönlich weniger gelungen. Ein externes Netzteil ist zwar nichts ungewöhnliches, aber der Barrelstecke, die entsprechende Gehäusebuchse und die festverbundene Netzzuleitung sind m.M. nach verbesserungswürdig.- Hier fände ich eine Netzzuleitung, die mit einem normalen Kaltgerätestecker am Netzteil ankoppelt besser als das ellenlange Zuleitungskabel, das vermutlich irgendwann abreißt. Zudem man im Rack einfach ein kurzes Netzkabel einsetzen könnte.
Auf der Gehäuseseite, hingegen wäre mir eine verschraubbare Verbindung des Netzteilsteckers, im Rack sicherer. Das bekommen SM Pro Audio, Behringer und andere in deutlich geringeren Preisklassen auch hin.
Im Vergleich zum Warm Audio WA12 klingt der Golden Age Premier PREQ-73 klarer, direkter und präsenter. Die Stimme steht konturierter im Raum. Ein evtl. Vorhandenes Lippenschmatzen kommt bisweilen sehr attraktiv rüber. Die Obertonfarbe im „Lastbereich“ ist noch angenehm und brauchbar.
Positiv
Klangliche Ausrichtung
Klangregelung sehr harmonisch und angenehm.
Anpassungsoptinen
Regler und Druckschalter fühlen sich gut an.
Anschraubohren am Netzteil.
Negativ
Externes Nezteil
Netzteil „am Stück“ mit Netzleitung und Zuleitung.
Power LED fernab des Powerswitches an der Austeuerungsanzeige.
LED auf unterschiedlichem Niveau eingesetzt.