TL;DR
Um mal ins Banjospielen reinzuschnuppern und ein paar Grundkenntnisse zu erwerben ist dieses Instrument sicherlich geeignet. Ich würde empfehlen, es vor der Benutzung einem Gitarrenbauer oder einem Banjospieler im Freundeskreis zum Setup zu überlassen (oder besser noch: es sich zeigen zu lassen).
Wer sich aber sicher ist, dass er Banjo spielen lernen möchte, sollte die Finger von diesem Instrument lassen und sich lieber in der Preisklasse ab 300-400¤ umsehen. Dort finden sich taugliche Anfänger und (untere) Mittelklasseinstrumente, die einen die ersten Jahre begleiten können. Diesem Instrument gebe ich 3-6 Monate, bevor es sich überlebt.
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Mit diesem Banjohabe ich meine ersten Schritte in Richtung Country und Bluegrassmusik getan. Mittlerweile habe ich mehrere Jahre Erfahrung im Banjospielen und kann dieses Instrument jetzt mit etwas mehr Fachwissen genauer inspizieren um Einsteiger vor den Fehlern zu bewahren, die ich gemacht habe.
Verarbeitung
Banjos sind Bastelinstrumente. Es ist interessant und macht Spaß, mit dem Setup eines gut verarbeiteten Banjos und dem resultierendem Klang zu experimentieren. Nicht so bei diesem Exemplar:
- der Hals ist nicht stabil am Kessel fixiert. So kann man beim Spielen versehentlich (und leider sehr einfach) die Tonhöhe hörbar verändern. Auch ein Anziehen der Mutter im Inneren des Kessels schaffte nur bedingt Abhilfe.
- die Spannschrauben für das Fell leisten selbst bei gleicher Spannung unterschiedlichen Widerstand, was das Stimmen des Fells verkompliziert
- die Stimmwirbel haben eine ungleichmäßige Übersetzung. Der Stimmwirbel der 5. Saite ist stellenweise sehr schwergängig.
- der mitgelieferte Steg ist akzeptabel, sollte aber bald ausgetauscht werden, da er leicht verbiegt.
- das Fell von Remo ist Standard, wie gewohnt stabil und gut verarbeitet. Wie beim Versand von Banjos üblich ist es stark gelockert. Um einem Verbiegen des Stegs vorzubeugen sollte es vor dem ersten Spielen gespannt werden.
- der Sattel für die 5. Saite ist nicht breit oder tief genug ausgeschnitten, sodass z.B. bei intensiverem Clawhammer-Spiel die Saite aus dem Sattel sprang. Bei dem Versuch, die Kerbe zu vergrößern, brach eine Hälfte ab. Also den Rest herausgebohrt und eine Schraube reingedreht, die jetzt als Sattel dient.
Bespielbarkeit
Die Saitenlage ist nach etwas Einstellarbeit in Ordnung. Lediglich in höheren Lagen (ab 12.-14. Bund) wird es schwierig, noch saubere Töne zu erzeugen. In diesen Lagen geht auch die Oktavreinheit hörbar verloren. Zu allem Überfluss kommt noch das o.g. Problem mit dem lockeren Hals dazu. Im Sitzen mag das noch verträglich sein, sobald das Instrument aber am Gurt um die Schulter hängt, wird es schwierig noch gleichbleibende Töne zu spielen.
Klang
Das Instrument klingt den Umständen entsprechend. Ohne Tonring ist kein lauter und brillianter Klang zu erwarten. Mit etwas Feinabstimmung des Fells kann man zwar einen guten, hellen Klang erzeugen, allerdings fehlt die Masse um sich z.B. gegen eine Band durchzusetzen.
Preis & Qualität
Für den ausgeschriebenen Preis kann man natürlich keine Qualitätsware erwarten. Aber so billig die Teile auch sind, so sollte die Verarbeitung des Instruments doch besser sein. Ich könnte mit allen o.g. Problemen leben, wenn der Hals nicht wackeln würde.