Harley Benton RB-612BK Classic Series

Die Gitarre wurde vor Versand nochmals extra überprüft. Dass dies vorgenommen wurde, war durch einen kleinen Zettel am Griffbrett dokumentiert. Insofern wurde ein optisch sehr gutes Exemplar ausgeliefert.
Um die Schutzfolie ordentlich vom Schlagbrett abzulösen, war es erforderlich alle Reglerknöpfe zu entfernen und die Mutter vom Pickup-Wahlschalter zu lösen. Meiner Meinung nach sollte auf die Schutzfolien verzichtet werden. Die kostet nur, belastet die Umwelt zusätzlich und der Nutzen ist mehr als fraglich.
Die Tonabnehmer und die Elektrik sind in Ordnung und die Gitarre liefert einen guten Sound.
Die Bespielbarkeit ist mäßig, da das Grifbrett sehr breit ist; 12 Saiten hin oder her. Obwohl ich sehr große Hände habe, strengt es an, darauf zu spielen.
Wie in diesem Preissegment üblich, war der Hals noch etwas gerade zu machen (2 Umdrehungen) und dem entsprechend die Oktavreinheit einzustellen. Beim Einstellen der Oktavreinheit ist zu beachten, dass hier Kontermuttern bei den Schrauben der einzelnen Reiter verwendet werden und diese erst zu lösen sind. Da das ziemlich nervig ist, wenn hier deutlich (z.B. Reiter muss weit nach hinten geführt werden) etwas einzustellen ist, habe ich diese einfach entfernt. So konnte ich dann ziemlich zügig die Oktavreinheit einstellen.
Problematisch sind hierbei die beiden G-Saiten. Wird die dickere G-Saite ganz genau eingestellt, passt die dünnere G-Saite nicht. Diese ist fast einen Viertel Ton zu tief. Grundsätzlich lässt sich dieses Problem nur lösen, wenn jede einzelne Saite einen eigenen Reiter zum Einstellen hat (wie z.B. bei der teuren Rickenbacker 660/12 FG). Nachdem mich das ungemein gestört hat, habe ich die dünnere G-Saite durch eine mit gleicher Saitenstärke wie die dickere G-Saite ersetzt. Nun passt die Oktavreinheit und es tut dem 12-Saiter-Sound keinen Abbruch.
Das Austauschen der Saite hat mich aber fast den letzten Nerv gekostet. Die Saite überhaupt in den Schlitz des Saitenhalters zu bekommen ist schon nicht ganz einfach, aber mit 2 Saiten ein echtes Geduldsspiel. Das werde ich genau unter die Lupe nehmen, wenn ein neuer Satz Saiten drauf muss (da freue ich mich ganz und gar nicht drauf).
Der Korpus ist wirklich sehr klein für eine Semiakkustische, insbesondere für eine 12-saitige. Der sichtbare Klangraum durch das F-Loch ist ziemlich fett mit Lack bedeckt. Das müsste nicht sein. Dennoch ein Klang mit akkustischem Anteil.
Für einen größeren Korpus und einen besseren Saitenhalter hätte ich gerne auch etwas mehr Geld ausgegeben, da der angebotene Preis schon super, super günstig ist.
Nachdem 12-Saiter in der Regel nicht die Hauptgitarren sind und ihren Einsatz eher seltener für bestimmte Sounds sind, kann man mit diesem Teil ganz gut leben.

Eine 12-Saiter gehört in jede Gitarrensammlung. Der Preis von ca. 200 EUR hat mich dazu verführt, auch eine Semi-Hollow-E-Gitarre mit dieser Ausstattung anzuschaffen. Erstaunliche Bespielbarkeit, sogar bei Lead-Parts zeichnet diese besondere Gitarre aus. Der Korpus wirkt relativ klein, wohl auch, weil die Kopfplatte mit den 12 gut einstellbaren und stimmstabilen Mechaniken recht augenfällig ist. Zusammen mit seinen Mini-Humbuckern, die meines Erachtens perfekt zu diesem Instrument passen und dem geschnörkelten Tailpiece fällt mir für die RB-612 der Vergleich zu einem Vintage Cafe-Racer im Motorradbereich ein. Nix für den Alltag, aber in gewissen Situationen durch nix zu ersetzen. Und ein echter Hingucker. Einzig störendes Element, wenn man genau hinschaut, ist die dicke Klarlack-Kleisterung im Innern, die durch das F-Hole bei näherer Inaugenscheinnahme zu erkennen ist.

Ich nutze die Gitarre ab und an für Aufnahmen in meinem kleinen Homestudio. Hier kommt sie zum Einsatz, wenn man eben diesen typischen 12-Saiter-Klang braucht.
Ich verwende sie bisher ausschließlich unverzerrt. Hört sich ordentlich an und ersetzt in neueren Aufnahmen manchmal meine Westerngitarre.
Den Klang würde ich als "typisch 60er Jahre" beschreiben. Die Abschirmung könnte besser sein. Berührt man die Metallteile nicht, ist ein merkliches Brummen zu hören. Ist halt so."Typisch 60er Jahre" - so sieht sie auch aus und fühlt sich so an. Das heißt sehr ordentlich, aber nicht wie ein fancy Luxusprodukt (ich vergleiche mit meiner Gibson LP Studio aus den 90ern ? meine bescheidene Vorstellung von Luxusprodukt).
Verarbeitung ist aber super; hab keine nennenswerten Fehler gefunden. Die Mechaniken sind schwergängig, und fummelig, aber stimmstabil.
4,66 Sterne gibt es von mir unter Berücksichtigung des Preises. Mehr zu erwarten wäre gierig und vermessen.

Viel 12-saitige E-Gitarre fürs Geld! Sie ist gut verarbeitet, lässt sich gut spielen und ist soundmäßig absolut brauchbar. Meine Kritikpunkte: Der Korpus ist viel zu klein, was auf den Bildern gar nicht so auffälllt. Der Korpus ist kleiner als der meiner Telecaster. Sie wirkt fast wie eine Mandoline und nicht wie eine 12-saitige Gitarre. Und wahrscheinlich ist sie deswegen so extrem kopflastig. Denn sobald man die Griffhand löst, befindet sich der Kopf im freien Fall nach unten. Weiterer Kritikpunkt: die teilweise ungenauen Mechaniken und die Stimmstabilität sind eine Katastrophe. Bereits nach ein paar Akkorden musste nachgestimmt werden. So war es zumindest bei mir, denn anscheinend haben nicht alle das Problem. Nach komplettem Austausch der Mechaniken und dem Aufziehen neuer Saiten (was wirklich KEIN großer Spaß ist, wie hier schon beschrieben wurde) konnten diese Probleme mit einer Investition von 65 Euronen behoben werden.

Dass die Lackierung des Innenraumes schlecht aussieht oder der Hals zu breit ist - wie teilweise hier bemängelt wurde - kann ich nicht bestätigen. Ich habe durchschnittlich große Hände und für mich dürfte der Hals nicht schmaler sein.

Mein Fazit: Selbst wenn man in neue Mechaniken investieren muss, hat man unterm Strich immer noch einen Hammerpreis bezahlt. Und eine 12-saitige E-Gitarre zu haben, kann nie schaden :) Optisch verliert die Gitarre leider durch den viel zu kleinen Korpus und spieltechnisch nervt die starke Kopflastigkeit.