Hallo,
Bedienung:
In der Bedienung gibt es 4 Sterne. Wir haben hier supereingängige Perfektion - man braucht kaum das Manual zu bemühen und kann in kürzester Zeit alles erreichen, was man will. Warum der Abzug? Ich warte auf Updates die folgendes ermöglichen: Drag&Drop-Funktionen bzw. Copy-Paste-Features für die Einstellungen in Effektblöcken. ja, ich kann einen Effektblock verschieben und ihn auch in eine andere Spur in einem Sichtfeld kopieren - aber ich will Blöcke schnell markieren, kopieren und sie dann irgendwo anders einfügen können (so wie am PC mit Dateien und Ordnern), weil das VIEL schneller geht, als der aktuelle Workflow (der durchaus ansonsten sehr gut ist). Das Problem ist dann eins, wenn ich beispielsweise aus Werkspresets nur manche Blöcke und Blockkombinationen in ein eigenes bestehendes Preset einfügen will - das geht so nicht und ist lästig (Merkübung für sehr viele Zahlen und man muss permanent hin- und herhüpfen).
Für meinen Geschmack liegen die Fußtaster etwas zu nah beieinander aber ich werde das Gerät eh mit einem Midi-Controller steuern.
Features:
Ab von der Perfektion hinein in den 1-Stern-Abzug: Die Effekte. Nun - sie als mäßig oder gar schlecht zu bezeichnen ohne zu spezifizieren, was hier oder auch im Netz gern gemacht wird, ist schlicht s**dumm. Beste Cabsims, beste Amps, top Noise-Gate-Verhalten, recht gute Preamps, Top-Tracking bei Pitch/Octave etc. absolut brauchbare Delays, Reverbs und auch die vorhandenen Modulationen sind super, etc. etc.etc.. Wo ist also das Problem? Das Problem sind entweder die CPU-Auslastung (aber nur, wenn man es völlig übertreibt - nunja - genau dafür kaufen aber viele dieses Gerät) - oder Die Extravaganz.
Zu Ersterem ein Beispiel und zu Letzterem eine Erläuterung:
Ich kann problemlos ein übliches Setup mit allen benötigten 'Standard-Komponenten (Gate, Kompressor, Pitch, Preamp, 2. Preamp, Amp, 2. Amp, Modulation, Delay, Reverb, oder so ähnlich) erstellen, ohne dass die CPU ins Schwitzen kommt (wie der Hersteller ja auch kundtut). Wenn ich das nun ausbauen und mehrspurige Presets machen möchte (Wet-Dry-Geschichten, verschiedene Wet-, Staffelungen, Wet-in-Dry+WetWet, etc.) dann kommt die CPU sehr wohl irgendwann ins schwitzen - insbesondere bei vielen Amps, Delays und Reverbs gleichzeitig. Das Gleiche passiert bei Mehrpersonenpresets, lässt sich aber aushalten. Ich habe Presets für zwei Gitarren mit jeweils zwei Spuren gleichzeitig und für zwei Gitarren, einen Bass und eine Gesangsspur gleichzeitig (jeweils einspurig) und kann problemlos alles machen, wenn ich auf Tonnen von Hall verzichte (z.B. nur den Ambience Hall fahre) - aber eben nur dann. Das finde ich jedoch völlig ok so! Verglichen mit dem HX Stomp ist das Gerät hiermit eine (wendige) Mondrakete im Verhältnis zu einem kleinen Sportflugzeug - kostet aber auch x3.
Daher gehen wir in die Erläuterung zu den Effekten selbst: Wenn ich derartig komplexe Presets baue, muss ich auf extravagante Modulationen, Delays und Reverbs (die hier durchaus möglich sind, weil sie aus vielen Blöcken aufaddiert oder parallel gebaut werden können) weitdesgehend verzichten. Das muss ich beim Helix aber auch und selbst beim Axe FX bin ich da nicht grenzenlos. Wenn ich nun den besten Reverb 'ever' oder Absurditätenkabinette, geniale Granular-Synths, Chaoseffekte, etc. (Dwarfcraft, Hologram E., WMA Geigercounter, Tonnen teuerster Synths, etc.) möchte - und die alle gleichzeitig benutzen - dann bin ich hier halt fehl am Platz (man kann durchaus mit viel Kreativität und Aufwand ein paar davon nachstellen bzw. gibt es bei den Werkspresets auch interessante Ansätze). Aber - who cares - dann kauf ich mir die eben extra und hänge sie in die Effektloops.
Bei Features gibt das natürlich trotzdem nur 4 Sterne, aber vor allem wegen der Einschränkung der CPU bei den Reverbs und Delays - und nicht wegen der nur bedingt vorhandenen Extravaganz.
Sound:
'Der Gerät' hat definitiv die besten Amps, Cabs, und vor allem die besten Tweakmöglichkeiten - insbesondere in Verbindung mit der Capture Funktion - und sehr ordentliche Preamps. Zum Rest, s.o.
Wer jetzt nur Werkspresets verwendet wird je nach Anspruch schon wunschlos glücklich werden oder zu den Beschwerdeheinis gehören, die sich da irgendwie über seltsame Frequenzlöcher oder -Überbetonungen beschweren, nur weil sie keinen X-Band-EQ bedienen können. Man ließt auch häufig Sätze wie 'die Ampmodelle gefallen mir einfach nicht'. Ich frage mich dann immer, warum? Der Plexi klingt beispielsweise nach 3min tweakeen besser als der besterste echte Plexi, wenn irgendwer ihn 'einfach nur abnimmt' - und genau hier steigt so ein Gerät ja ein. Es ersetzt die 10 Amps und/oder Boxen auf mehr als adäquate Weise in winziger Platzform. Dass der gebeispielte Plexi im Raum dann halt eben anders klingt, als wenn er über eine PA-Box kommt, ist klar - aber das tut er auch, wenn der analoge Voodoo-Priester ein Mikrophon davor hängt und es durch irgendeine non-HighEnd-Anlage jagt. Es gilt: Solange ich nicht sehr viel Geld investiere und sehr sehr viel mehr Ahnung habe (zuzüglich einiger anderer Faktoren wie aktueller Raum, Kabel, etc.) dann wird man hier beste Ergebnisse zum vergleichbar kleinsten Preis erhalten und nicht Tonnen schleppen müssen.
Cut - musste einfach mal gesagt werden.
Verarbeitung:
Seems like 'build like a tank'. Natürlich noch keine Langzeitstudie möglich. Das Netzteil ist oft Ziel von Kritik - Irgendwie auch zurecht (hätte mir IEC oder eine flache Form mit seitlich abstehendem Stecker gewünscht) aber dann ist man halt vorsichtig damit und es tut seinen Dienst.
Looper:
Er glänzt durch Abwesenheit. Er möge bitte mehrspurig, auf verschiedene Ausgänge routbar (je Spur) sein - und unbedingt (!) Midi-Clock verarbeiten und midi-steuerbar sein.
Hinsichtlich Wartezeit und Kunden-als Betatester-Problem: Ja, seh ich auch so - ist nicht so g**l aber ist halt so.
Für das Geld: Totale Kaufempfehlung (5 Sterne mit Wohlwollen und der Hoffnung auf häufige sinnige Updates).